Surprise. Es regnet beim Losgehen nicht. Aber der Friede muß bewaffnet sein und deshalb sind die Regenklamotten in Griffweite. Und kaum bin ich den ersten Berg nuff, fängts an und die Regenjacke kommt zum Einsatz. Die Regenhose bleibt wo sie ist, weil ich erst gestern abend gemerkt habe, dass dieses Teil funktioniert wie ein Saunaanzug. Da war von außen kein Regenwasser eingedrungen, ich hab nur untendrunter geschwitzt, wie in der Dampfsauna. Also nur was für ganz harte Sachen. Und weiter gehts. Mir gefällts hier. Aus den Tälern heraus ziehen sich die Viehweiden recht hoch an den Berg, was mit ein bißchen Phantasie an die Alpen erinnert.
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11. Etappe: Schenkenzell – Wolfach
Regen. Von Landschaft keine Spur und alle Gegend liegt im Nebel. Das ist nun der erste Tag, der so losgeht. Und obwohl ich einiges über diese Herausforderung gelesen habe und vom Schweinehund weiß, den es zu besiegen gilt, stellt sich kein innerer Kampf ein. Das wird schon noch kommen, aber heute bin ich einfach losgelaufen. Das kann damit zutun haben, daß ich mit der Frau Vermieterin noch ein kurzes Gespräch hatte. Daraus habe ich das Gefühl hmitgenommen, daß ich als dieser Wandervogel ganz viel Projektionsfläche für die Träume dieser Vermieter, der Leute in den Stempelstellen oder der Leute in Apotheken oder Tourist Offices biete. Und da muß schon was anderes passieren, als ein Drecksregen, daß ich die enttäusche.
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10. Etappe: Loßburg – Schenkenzell
Heut wirds gemütlich. In Loßburg entlang der Kinzig flußabwärts bis nach Schenkenzell. Die Kinzig ist zu Beginn noch ein recht kleines Flüßchen, das aber schnell an Breite gewinnt, weil überall von links und rechts Zuflüße ein Mehr an Wasser bringen. Und da es trocken ist, macht es Spaß am Ufer entlang zu bummeln. Dieser Schwarzwald har unbestreitbar seinen Reiz, und das nicht nur landschaftlich.
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9. Etappe: Horb – Loßburg
Am Rexroth-Werk vorbei ging es hoch überm Tal der Neckar raus aus der Stadt Richtung Loßburg an der Kinzig, also deutlich tiefer rein in den Schwarzwald, den es zu überwinden galt. Und angesichts des netten Frühstücks erschien mir das auch kein unmögliches Unterfangen. Außerdem hatte ich, keine viertel Stunde nachdem ich losgegangen bin, den ersten Co-Wanderer, der mich ein Stück des Weges begleitet hat. Ein Altersteilzeitler aus einem Industriebetrieb im Neckartal. Nun ja, Themen waren schnell gefunden, insbesondere mit dem Rexroth-Werk vor Augen und so ging es munter hin und her. Zwischendurch haben wir auch übers Streckenwandern gesprochen und eigentlich war es ganz nett. Aber – ich will es nicht verschweigen – ich war dann auch froh, als sich unsere Wege wieder trennten. Zuviel Industriedeutsch, zuviel Leistungsorientierung (Wieviel Kilometer? Welches Zelt? Und all sowas). Derzeit bin ich echt froh den ganzen Tag allein für mich zu haben und quasi ohne Struktur mal jedem Gedanken nachspüren zu könne. Ohne an einer Argumentation zu arbeiten, sondern es spannend zu finden, wenn es in einem Moment um das und im anderen Moment um das andere geht.
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8. Etappe: Tübingen – Horb am Neckar
Ach was ein Spaß mit frisch erholten Füßen, ähh, Richtung Bahnhof zu laufen und nach Rottenburg zu fahren. Das sind nur 12km, aber im Plan als Tagesetappe angegeben, was mir zu doof war. Deshalb bin ich nach Rottenburg geshuttelt und von da aus nach Horb gelaufen. Rottenburg ist der bislang unspektakulärste Bischofssitz gewesen, der mir jemals untergekommen ist, noch dazu in einer recht unspektakulären Kleinstadt. Kein Vergleich mit Würzburg, Bamberg oder Paderborn. Franziskus hätte seine Freude.
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7. Etappe: Murrhardt – Tübingen
In der Nacht war ein Plan gereift und da der Herbergsvater mitspielte und die Deutsche Bahn auch, wurde aus dem hedonistischen Vorhaben Realität. Worum geht es? Die Strecke von Murrhardt nach Winnenden führt weiterhin durch mittelgebirgige Wälder, was nur bedingt tauglich ist, um den angekündigten sonnigen Tag zu genießen. Deshalb habe ich beschlossen nach Winnenden zu fahren und von dort aus nach Esslingen zu laufen, weil die Strecke durchs Remstal führt, was den Kennern würrtemberger Weinen wohl was sagt. Mir nicht. Ich kenn ja würrtemberger Weine eher aus seligen Supermarktzeiten. Das ist die letzten Tage aber besser geworden, weil ich mich hier nun durchprobieren kann. Also: Remstal, ich komme!
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6. Etappe: Schwäbisch Hall – Murrhardt
Nun bin ich mitendrin im Schwäbischen. Konnte ich mir gestern abend noch vormachen, daß das Hohenloher Land eigentlich fränkisch ist, obwohl es das Schwäbische im Namen führt, zu BaWü gehört und es schon Spätzle gibt, hat sich das nun erledigt. Ich rücke immer näher ans schwäbische Kernland heran, habe heute auch das Hohenloher Land hinter mir gelassen und bin an Murr und Rems gelandet.
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5. Etappe: Hertensteiner Mühle – Schwäbisch Hall
Ich habe im Funkloch übernachtet. Kein Empfang. Nix. Und ich kann sagen, daß das nichts mit Entschleunigung zu zu tun hat, sondern nur nervig ist, weil es ein paar Leute gibt, die ich erreichen will und einige, bei denen es wichtig ist, sie zu erreichen. Digitale Abstinenz ist für mich folglich kein Weg der Entschleunigung, sondern Diaspora: Leiden, wegen zu wenig Betreuung, zu wenig Austausch. Aber ohne mich. Einige Leute werden sich allerdings über einen Anruf von einer unbekannten Numer gewundert haben und sind gar nicht hingegangen. Ich hab das Festnetz der Wirtsleute gekapert, Mailboxen besprochen und mich dann hingelegt.
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4. Etappe: Rothenburg – Hertensteiner Mühle
Ein harter Tag liegt vor mir. Ich verlasse Kurt Eisner seinen Freistaat und besuche ab jetzt Willi Kretschmann sein Land. Das ist zunächst mal kein Beinbruch, weil sich nach dem Aufstieg aus dem Taubertal die Hohenloher Ebene öffnet, die nach ein paar Kilometern zwar politisch zu BaWü gehört, aber historisch und so fränkisch ist, was sich auch im Zuschnitt meines Slow-Food Conviviums zeigt, dass vom Bamberg bis Schwäbisch Hall reicht.
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3. Etappe: Uffenheim – Rothenburg ob der Tauber
Nach den mehr als dreißig Kilometern gestern, erschienen mir die 28 Kilometer der heutigen Strecke wie ein Klacks. Das kommt davon, wenn es wichtiger ist, welche Zahl vorne steht, als was das in Summe bedeutet. Egal, über nichtlineares Zahlenverständnis und die Ästhetik der Zahl philosophiere ich dann im Herbst weiter. Gutgelaunt bin ich also erstmal morgens in Uffenheim losgezogen und hab bei der Gelegenheit noch ein lauschig verschlafenes Städtchen anschauen können. Intakte Stadttore und mehrere alte Häuser… Asche aufs Haupt der Stadtentwickler und Tourist-Manager, die da noch keinen Bus mit deutschen Rentnern oder asiatischen Euro- Travelleren rangeschafft haben.