Früh gings los. An Kanälchen vorbei durch Weinberge und Obstwiesen gewandert und bis auf den fehlenden Sonnenschein war alles gut. Ich hatte im Hotel gut geschlafen und auch das Businesskasper-Gequatsche hat mich nicht weiter runtergezogen, weil ich ja Pause davon habe und erstmal raus bin. Und über die Wiedereingliederung mach ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. ☺ Die Businesskomponente des Hotels hatte deutlich mit der Lage am Rande des Industriegebiets zu tun, die gleichzeitig auch eine Innenstadtrandlage ist, was ja in kleineren Städten nicht sooo schwierig ist.
Schön war – ganz unvermutet – der Besuch in Rosheim. Ein Winzerörtchen, wo doch tatsächlich am Freitag Wochenmarkt ist und weil ja heute auch Freitag ist, war da Wochenmarkt. Ich liebe es über gut bestellte Wochenmärkte zu flanieren und diese Wochenmärkte gibt es in Frankreich einfach häufiger als bei uns. Basta. Also hab ich mir Zeit genommen und Gerüche, Gerede und Farben und Formen auf mich wirken lassen. Als mich jemand von hinten anspricht, werde ich wach. Guck an, der Priester, der fragt ob ich nach Santiago will. Als ich das bejahe, freut er sich und ich mich auch über dieses kurze, aber einprägsame Gespräch.
Highlight des Tages war die Begehung des Otilienberges und der Besuch des gleichnamigen Klosters, worüber ich wenig gelesen hatte. Aber durch das Symbol von gekreuztem Messer und Gabel im Wanderführer und geprägt durch die Erfahrungen mit der Klosterkultur im Freistaat war ich fest davon überzeugt, daß da auf 764m mindestens eine Klosterbrauerei mit ner anständigen Brotzeit auf mich wartete. Die Begehung war echt schön mit tollen – leider etwas diesigen – Ausblicken über die Rheinebene und an den Schwarzwald und ich glaube, ich habe sogar bis Strasbourg geguckt. Es ging also munter durch Laubwald bergauf bis ich denn da war.
Eine Klosterbrauerei, etwa mit eigener Metzgerei oder Bäckerei? Paaah, weit gefehlt. Es gibt ein Selbstbedienungsrestaurant im alten Pilgersaal. Vieleicht kommt die karge Ausstattung von daher? Aber im Gespräch mit dem verständnisvollen Service kamm dann raus, daß Brötchen und Bretzen vom örtlichen Bäcker und die Tagessuppe handmade sei. Also Tagessuppe und Brot. Geht doch. Denk ich… Wer diese glutenfreie Gemüsebrühe aus dem Reformhaus kennt, weiß was ich erlebt habe. Die Gemüsesuppe war schon mit frischem Gemüse zubereitet und pürriert worden. Wer denkt da wäre mit Sahne aufgefüllt worden: Weit gefehlt. Wasser wars und als Geschmacksverstärker dieses Reformhauszeug. Nicht schön, aber sättigend.
Was mir beim anschließenden Rundgang durch die Anlage dann durch den Kopf ging, war eine tiefe Dankbarkeit für die Wertschätzung, die in Deutschland über die Ämter für Denkmalpflege und wen auch immer, diesen Kulturdenkmälern entgegengebracht wird. Und man kann sicherlich viel über Kommunalpolitik lästern, aber ein Selbstbedienungsrestaurant, das wirkt wie eine Kantine, hätte zumindest im Freistaat niemals eine Konzession bekommen.
Nun bin ich in Barr, sitz noch draußen und schreib an meinem Blog. Später gibts noch was zu Essen und morgen gehts dann nach Ribeauville…