Montagmorgen. 6:00h. Workshop mit einer Fertigungsgruppe zum Thema „Gesundheits-KVP am Arbeitsplatz“. Es geht darum in einem selbstorganisierten Prozess gesundheitsförderliche Maßnahmen am Arbeitsplatz zu definieren. Und das alles nach einem inspirierenden Wochenende in Tutzing , wo es um die erfolgreichen Wege zur Transformation gegangen ist. Natürlich hängt mir das nach. Und natürlich frage ich mich, ob ich mit der Priorisierung der Mitarbeitergesundheit zur Optimierung der Verwertungsbedingungen im Sinne von „Business as Usual“ beitrage oder schon einen kleinen Schritt zur Transformation gehe, weil die Mitarbeiter lernen sich selber und ihre Gesundheit ernst zu nehmen und auf Lebensqualität zu achten.
Es war eh sehr beeindruckend, dass im Laufe der Tagung immer klarer wurde, dass die soziale und die ökologische Frage zusammengehören wie eineiige Zwillinge. Die soziale Frage lautet dabei eben nicht nur, wohin mit der Arbeit, wenn die Ressourcen knapp werden oder schon dann, wenn wir es eventuell früher schaffen, auch Industrie und Wirtschaft nicht nur ob des Ressourcenverbrauch beim Herstellen, sondern im Hinblick auf Produkte und Konsum ökologisch auszurichten.
Es geht vielmehr um das gute Leben, jenseits von Konsumterror, Leistungswahn und der Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche. Und da gehört Gesundheit doch unbestritten dazu. Bin ich also doch richtig unterwegs, oder? Wahrscheinlich schon, denn die Transformation ins Postfossile ist ja mehr als der Verzicht auf fossile Brennstoffe, sondern es ist eine tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzung, weil diese Gesellschaft auf reichlich, billigem Öl gebaut ist.
Diese Umwälzung in all ihren Facetten zu erfassen, ist schier unmöglich, aber Jeder und Jede kann aus seinem Umfeld dazu beitragen. Und knapp 100 TeilnehmerInnen haben sich deshalb ein Wochenende lang auf die Suche nach Wegen zur Großen Transformation gemacht, und mussten dann feststellen, dass es diese Wege (noch) nicht gibt, sondern höchstens einige Gleise in die richtige Richtung gelegt werden können, was im Rahmen der Tagung auch geschah. Schön war aber dabei das Bild des Schmetterlings, der in einem nicht linearen System mit seinem Flügelschlag auch ein Gewitter auslösen kann. Das hat – mir zumindest – trotz der Größe der Herausforderung die Zuversicht gegeben, dass sich unser Tun schon lohnen wird. Es lohnt eben auch das Kleine, scheinbar Private und Individuelle.
Aber es gilt natürlich auch die großen Räder zu drehen. Energie-, Mobilitäts- und Industriewende wurden beispielhaft verhandelt und lebhaft diskutiert. Überall gibt es bereits gute Ansätze, aber dem Auditorium war immer anzumerken, dass es eigentlich zu langsam und in zu kleinen Schritten voran geht. Das war besonders dem Vortrag zu Friedenspolitik und Transformation anzumerken, der auf beklemmende Weise deutlich machte, dass bereits heute Kriege geführt werden und Menschen sterben, weil Ressourcen, sei es Öl, sei es Wasser, knapper werden.
Große Räder, die sich drehen. Kleine Schritte, die getan werden, Schmetterlinge, die fliegen. 100 Leute, die an einem Wochenende in Tutzing Gleise in Richtung Große Transformation gelegt haben. Es war inspirierend und ermutigend. Die Tagung hat Kraft gegeben an der Selbstverliebtheit des „Business as usual“ zu kratzen. Und diese Kraft ist auch an einem Montagmorgen um 6:00h zu spüren…