Surprise. Es regnet beim Losgehen nicht. Aber der Friede muß bewaffnet sein und deshalb sind die Regenklamotten in Griffweite. Und kaum bin ich den ersten Berg nuff, fängts an und die Regenjacke kommt zum Einsatz. Die Regenhose bleibt wo sie ist, weil ich erst gestern abend gemerkt habe, dass dieses Teil funktioniert wie ein Saunaanzug. Da war von außen kein Regenwasser eingedrungen, ich hab nur untendrunter geschwitzt, wie in der Dampfsauna. Also nur was für ganz harte Sachen. Und weiter gehts. Mir gefällts hier. Aus den Tälern heraus ziehen sich die Viehweiden recht hoch an den Berg, was mit ein bißchen Phantasie an die Alpen erinnert.
Aber es regnet dann doch wieder und ich laufe nach Hausach ein. Hausach hat Stadtrechte , also muß es doch was halbwegs Ansprechendes für einen hungrigen und durstigen Wanderer geben. Eigentlich. Ich muß ein wenig suchen und stehe dann vor einem Laden, der wenigstens eine handgeschriebene Tafel mit den drei Mittagsgerichten vor der Tür stehen hat. Also rein. Und zack. Mittendrin in Wild Südwest. Ein Thekenkranz besetzt mit Männern, ein Spieler am Automaten. Ich ziehe meinen Hut und wünsche einen Guten Tag. Die Gespräche verstummen und ich suche mir einen Platz. Die Wirtin nimmt Kontakt auf und ich bestelle ohne einen Blick in die Karte n Export und die Frikadellen. Der Geräuschpegel steigert sich wieder und ich finde es sowas von saucool mal wieder in einer richtigen Kneipe gelandet zu sein. Kneipe ist ein zeitloser Raum. Die, die da gesessen sind, hatten nichts mehr vor. Das Bier vor ihnen war nicht der schnelle Espresso zwischen zwei Terminen oder das Weizen nach dem Joggen, sondern es war an und für sich. Und die Gespräche waren genauso zweckbefreit, aber unterhaltsam. Zeitlos eben.
Ich habe das sehr genossen. Solche zeitbefreiten Räume wie diese Kneipe, das wäre eine echte Bereicherung. Als ich wieder vor die Tür trat, merkte ich, daß die da drinnen geraucht haben. Und so gesellt sich zu Schwitz und Schweiß auch noch die neue Geruchslinie Smoke.☺
Ich laufe regenbegleitet durch ein breiter werdendes Kinzigtal Richtung Haslach, dem Zielort der heutigen Strecke. Dabei überschreite ich auch die Grenze Richtung Ortenau, entdecke aber noch keine Weinreben. Aber auf die Weine aus der Ortenau freue ich mich. Und die hats dann auch heute abend gegeben. Fruchtsüße Rieslinge und zum Schluß einen halbtrocken ausgebauten Gutedel. Und den ersten Spargel gabs auch. Woran ich aber bemerkt habe, daß die Gränz nicht mehr weit ist, war die Bemerkung vom Nebentisch, daß es bald wieder Zeit für Merguez sei.