10. Etappe: Loßburg – Schenkenzell

Heut wirds gemütlich. In Loßburg entlang der Kinzig flußabwärts bis nach Schenkenzell. Die Kinzig ist zu Beginn noch ein recht kleines Flüßchen, das aber schnell an Breite gewinnt, weil überall von links und rechts Zuflüße ein Mehr an Wasser bringen. Und da es trocken ist, macht es Spaß am Ufer entlang zu bummeln. Dieser Schwarzwald har unbestreitbar seinen Reiz, und das nicht nur landschaftlich.

Das Holz aus dem Schwarzwald wurde per Wasserkraft bis nach Holland gebracht und dort im Schiffsbau verwendet. Daneben wurde auch Bergbau betrieben und beispielsweise Kobalt abgebaut, der in Delft zu Herstellung des berühmten Delfter Blau auf den ebenfalls berühmten Kacheln gebraucht wurde. So ist diese Gegend, die so einen durch und durch ländlichen Eindruck macht, eine Region in der bereits im Mittelalter Handel betrieben wurde. Sie hat sich aus Angebot und Nachfrage heraus den Naturraum so zu eigen gemacht, daß er bis heute selbst mitten im Wald als Kulturraum wahrzunehmen ist, unter anderem auch deshalb, weil die Holzwirtschaft bis heute oder heute wieder eine Säule der heimischen Wirtschaft ist. Daneben gibt es einige Stollen stillgelegter Bergwerke zu besichtigen und hie und da gibt es auch Unternehmen, die sich auf mining und die dazugehörigen solutions verlegt haben. Es lebe die Primärwirtschaft.

Nach zwei Stunden wirtschaftsgeographischer Schlenderei kommt dann die Zeit für eine Pause und zwar in der Alpirsbacher Klosterbrauerei. Die gibt es wirklich und ich denke, die kenn ich aus der Fernsehwerbung. Diese Marke hat doch irgendwas siebziger-Jahre-mäßiges, oder? Naja, das Bier war auf jeden Fall frisch und die Bratwürste haben auch geschmeckt, obwohl der Service die Auskunft leider schuldig blieb, warum Bratwürste gebrüht daherkommen.

Danach gings weiter an der Kinzig entlang und nach 16 Kilometern Tagespensum war ich dann auch schon am Ziel. Schenkenzell. Luftkurort. Und ich in einem Gästehaus unter; einer Einrichtung, die ich so auch noch nicht kannte. Da hat dann eine Familie ihr Eigenheim schon direkt so geplant, daß einige Fremdenzimmer und ein Frühstücksraum integriert sind. Das war irgendwie lustig, so am Familienleben beteiligt zu sein, weil etwa der Weg zum Zimmer mit Schulranzen und ähnlichem gepflastert war. Aber das war alles in Ordnung. Ich habe mich sogar so wohl gefühlt, daß ich im örtlichen Einzelhandel alles für eine anständige Zimmerparty eingekauft habe und einen richtig netten Fernsehabend im Bett verbracht habe. ☺