68. Etappe: Condom – Eauze

Nachdem ich gestern noch beschlossen habe, jetzt mal richtig locker zu werden, bin ich erst um 8:00h zum Frühstück und habe das sehr genossen. Choko, Croissant, frisches Baguette, Marmeladen, gekochter Schinken und ein schnittfester Ziegenkäse, der bei uns wohl unter Ziegengouda laufen würde, hier aber anders heißt. Dazu servierte die Dame des Hauses einen Sirup, den ich in gelber Verpackung als Grafschafter Goldsaft kenne. Sie sagte, daß man ein wenig von dem Sirup über den Käse träufelt. Hab ich dann getan und war hin und weg. Hölle, ist das lecker. Zum Abschluß noch zwei Aprikosen kleingeschnitten und Jogurt drüber. Das kennen die Franzosen weniger, sondern haben, natürlich in Plastikportionspackungen, Fruchtpürrees, mit der wahrscheinlich die Industrie die Rückstände bei der Saftherstellung vermarktet. Der Kapitalismus ist schoa a Hund, wie der Oberbayer sagen würde…
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67. Etappe: Lectoure – Condom

Das Frühstück konnte nahtlos an den positiven Gesamteindruck der Unterkunft anknüpfen. Frisches Baguette, selbstgemachte Marmeladen (Aprikosen-Banane und Pflaume), Butter, mal nicht in der Portionspackung, Saft und Kaffee. Das alles serviert in dem schönen Innenhof. So wird einem der Abschied echt schwer gemacht, aber nach ein wenig fb-Befreunden und Liken, gings dann los.
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66. Etappe: St-Antoine – Lectoure

Schlecht geschlafen, aber gut geduscht, gings zum Frühstück mit meinen englischen Gastgebern, einem netten älteren Pärchen aus der Nähe von Oxford, die da immer noch ihre HomeBase haben, aber ihr Arbeitsleben auch schon in Portugal, Spanien und eben Südfrankreich verbracht haben. Und natürlich lief englisches Fernsehen, das heute nur ein Thema kannte: Brexit… Naja, nicht nur. Gibt ja auch noch die EM. Als Madame ihrer Freude darüber Ausdruck verlieh, daß das United Kingdom mit England, Wales und Northern Ireland noch im Rennen ist und immer was von Southern Ireland brummelte, habe ich mir dann meinen Teil gedacht. Und als er über das EU-Bürokratiemonster herzog, mußte ich mit der Frage kontern, ob denn die Downig Street so viel leaner wäre, worauf er etwas kleinlauter wurde. Dann war ich mit Frühstück auch durch und wollte los. Nach einer, trotz aller weltanschaulichen Differenzen, herzlichen Verabschiedung war ich endlich wieder auf meinem Weg.
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65. Etappe: Mossiac – St-Antoine

Gott, bin ich fertig. Und wenn ich den Typen vom Wanderführer erwische, setzt es was. Ich bin nämlich acht Stunden bei Sonnenschein durch eine Landschaft gewandert, wie sie im Prospekt steht, habe den Tarn und die Garonne überschritten und bin nun in der Gascogne. Nix mehr Massiv Central, sondern sanfte Hügel… Hat der Wanderführer versprochen und ich Rindvieh lauf auch jeden Berg hoch, weil gaaanz tolle Blicke versprochen worden waren. Die gleichzeitig wandernden SeniorInnen, die vorsichtshalber schön am Kanal entlang getritschelt waren, sahen im Zieleinlauf auf jeden Fall deutlich besser aus wie ich. Vor lauter Hitze, körperlicher Anstrengung und Wasser besorgen, bin ich nichtmal dazu gekommen, mir über irgendwas ernsthafte Gedanken zu machen. Du bist dann einfach nur Mensch, wie seit vielen Jahrtausenden, damit beschäftigt, da durchzukommen, ohne Schaden zu nehmen. Auch ne Erfahrung.
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64. Etappe: Lauzerte – Mossiac

Nach einem launigen Frühstück ging es auf die Strecke. Wolkenloser Himmel und der Lorenz brannte schon recht heftig. Aber so war das ja geplant und die Landschaft, ein buntes hin und Her von Weizenfeldern und Obstplantagen, machte gute Miene zum sommerlichen Wetter. Kurz. Herrlich. Als dann noch am Wegesrand frischgeerntete Kirschen feilgeboten wurden, war die erste Pause des Tages fällig. Lecker und im Gras sitzen, ohne nass zu werden, hat auch was. Von einer Bank zum richtig sitzen, wage ich schon gar nicht mehr zu träumen. Als dann auch noch der Oberpfälzer um die Ecke bog, wurde die Pause länger als geplant.
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63. Etappe: Montcuq – Lauzerte

Was war ich genervt. Wie doof. Wie blöd. Der Tag war so geplant, daß es einen dreistündigen Spaziergang geben sollte, danach gegen Mittag der Campingplatz inklusive der ausführlch gelobten Waschmaschine und ihres Trockners heimgesucht werden sollte, um danach alles für eine regional geprägte Brotzeit einzukaufen und dieses wirklich pittoresk belegene Städtchen auf sich wirken zu lassen.
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62. Etappe: Cahors – Montcuq

Heute sollen es 32km werden, die von Cahors, durch die Landschaft der Quercy Blanc führt, den letzten Zuckungen des Zentralmassivs. Cahors, diese nette, quirlige Stadt, die mir gestern so viel Spaß gemacht hat, ist schnell hinter mich gebracht. Ein steiler Weg führt vomTal des Lot hinauf auf die Hochebene, auf der es dann über Stunden nur sanft rauf und runter geht. Es ist eine kärglich besiedelte Gegend. Bauernland. Und auch Wanderer sehe ich ganz wenige. Dabei fällt mir auf, daß sich in den letzten Tagen mit den Wanderern, die im gleichen Etappenmodus unterwegs waren wie ich eine Art sozialer Zusammenhang gebildet hatte, auch wenn ich wenig gesprochen habe, weil es zumeist Franzosen sind, die unterwegs sind. Aber du weißt in etwa, wann wer losgeht, wann du wen einholst und wer mit wem wandert. Man grüßt sich, wenn man sich trifft und ist irgendwie connected. Und so sehr ich ja auch auf die mitwandernde Mittelschicht schon geschimpft habe. Nun fehlen sie mir irgendwie doch, was ja kein Widerspruch sein muß. Also nicht wirklich. ☺
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61. Etappe: Livinhac-le-haut – Cahors

Die Nacht war wieder mit Gewitter und Starkregen nicht ganz so leise, wie das in dieser ländlichen Gegend sein sollte, weshalb ich mich nicht ganz ausgeschlafen und in klammen Klamotten auf den Weg machte. Es ging wieder aus dem Flußtal, des Lot, hoch auf die Ebene. Nachdem ich im Trockenen losgelaufen bin, hat auch der Regen wkeder eingesetzt und hält sich bis mittags. Nach einer kurzen Einkehr in einem aire de pick-nick, einer Kombination aus Heckenwirtschaft und öffentlicher Sitzgelegenheit, klarte es auf und es zeigten sich blaue Flecken im grauen Himmel. Das gibt der Landschaft natürlich direkt einen anderen Glanz und die Weitsichten sind herrlich, auch wenn ich an der schieren Höhe merke, daß das Thema Massif Central, das mich ja nun seit dem Haute Beaujolais begleitet, also seit einem knappen Monat, sich dem Ende nähert. Das finde ich nicht wirklich schade, weil ich mal wieder was anderes an Landschaft und Gegend sehen und erleben will. Gasgogne, Baskenland und dann, endlich Spanien. All das geht mir durch den Kopf, während ich mich durch regenfeuchte und verschlammte Pfade arbeite, die zum Teil höllisch glittschig sind. Trotzdem komme ich anscheinend gut voran, denn ich bin bereits nach fünf, statt der avisierten sechseinhalb Stunden im Ziel. Ficeac. Ein kleines Städtchen mit ein paar Tausend Einwohnern und deren größtes Verdienst ist es die Geburtsstadt des Herrn Champollion, der die Hieroglyphen entzifferte, zu sein.
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60. Etappe: Conques – Livinhac-le-Haut

Wenn es brennt an der Ruhr… Das war heute das Motto des Tages, weil ich nach all der Gegend mal wieder in ein Städtchen, geprägt durch die Montanindustrie kommen sollte. Und da ich ja nun schon ein wenig älter bin und hier und da was mit Struktur- und Industriepolitik zu tun habe, erinnere ich mich gerne an die Konferenz der Jusos, die sich um den Wandel im Ruhrgebiet Ende der 80er Jahre drehte. Lang, lang ist das her. Aber der industrielle Wandel wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen und wir sind gut beraten, die Erfahrungen vergangener Zeiten aufzunehmen. Denn wir sind nicht die ersten, denen die Rohstoffe ausgehen. Schon im Mittelalter kamen Gruben zum Erliegen, weil sich Vorräte erschöpft hatten und da sich Hinz und Kunz drauf verlassen hat, daß es schon so weiter geht, kam es zur Katastrophe. Technologischer Fortschritt hat dann immer einen Weg aus der Katastrophe gezeigt, war aber immer mit schmerzhaften Veränderungen verbunden. Die Wunden sieht man teilweise heute noch.
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59. Etappe: Golinhac – Conques

Der Abschied vom Chalet ist schon schwer gefallen. Dieses kleine Haus, in dem ich mich sofort wohlgefühlt habe, schon nach einer Nacht und noch dazu bei arg bescheidenem Wetter, wieder räumen zu müssen und mich auf den Weg zu machen, war schon blöd. Es ist nämlich nicht immer so ganz einfach, Tag für Tag seinen Rucksack zu packen und weiterzuziehen, sondern die Frage nach dem Warum stellt sich schon oft und vielleicht immer öfter je länger man von zu Hause weg ist. Das hat natürlich auch damit zu tun, daß ich weder wegen Ablaß noch aus anderen religiösen Gründen unterwegs bin. Ich bin unterwegs, weil ich schon als Kind davon geträumt habe, mit so wenig Gepäck wie möglich abzuhauen. Nun bin ich nicht abgehauen, aber 12Kilo sind nun nicht viel Gepäck für den Weg. Und auf den Jakobsweg hab ich mich schlicht deshalb gemacht, weil er durch interessante Landschaften und coole Weingegenden führt und ich einfach immer nur der Muschel hinterherlaufen muß. Das scheint mich von vielen anderen Leuten zu unterscheiden, die da unterwegs sind. Und heute wird das besonders deutlich, weil das Etappenziel mir nichts sagt, aber für viele französische PilgerInnen das Ende von 10 Tagen Wanderurlaub, ähh Pilgern sind. Sagt man, weil es danach in den Unterkünften nicht mehr so voll sein soll.
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