42. Etappe: Haon-le-Chatel – St-Jean-St-Maurice

Was für eine beschissene Nacht. Brüllwarm war es in dem Schlafsaal und irgendwie ist es keine gute Idee spät am Abend noch Rindfleisch zu essen. Ich weiß nicht, wie die Franzosen das aushalten. Hinzu kommt bei mir nun auch senile Bettflucht und ich lag ab halb Vier wach. Und dieses Hin und Her wälzen und nicht wieder einschlafen können und trotzdem wegdösen macht einen ja auch nicht fitter. Hilft aber nichts. Aufstehen, packen, frühstücken und los gehts.
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41. Etappe: Pouilly-sous-Charlieu – Haon le Chatel

Nach einem üppigen Frühstück, zu dem es die Reste vom gestrigen Picknick und eine kalte Cola als Kaffeeersatz gab, konnte ich dann zügig los, weil sich das Zelt problemlos und trocken wieder im Rucksack verstauen ließ. Durchs Örtchen ging es Richtung Loire-Brücke und nachdem ich dieses Tal bereits vor zwei Tagen betreten habe, war das Überqueren dieses Flusses schon ein erhebendes Gefühl. Die Loire, die Weißweine, die Schlösser und all das, zog kurz an mir vorüber. Dann entfernte sich der Weg wieder vom Fluß und ich konzentrierte mich auf den Weg durch grüne Hügel mit weißen Charolais-Tupfern und gelegentlichen Weitblicken und Fernsichten. In St. Romain-la-Motte, begegneten mir dann auch wieder Weinberge und die Hinweise auf die Cote Roannais wurden zahlreicher. In der dortigen Bar-Tabac habe ich dann eine späte Mittagspause gemacht und die nette Bedienung fragte sogar nach dem Bezahlen, ob ich nochmal frisches Wasser für den Weg brauchen würde. Sowas finde ich auf dem Weg immer rührend, weil dieses Wasser aus den Friedhofskränen echt den Verdacht aufkommen lässt, da wäre was beigemischt, damit die Toten auch wirklich liegen bleiben. Schlimm. Da nehme ich doch lieber so ein Angebot an.
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40. Etappe: Le Cergne – Pouilly-sous-Charlieu

Nachdem ich von der Unterkunft bis zum Startpunkt schonmal 6,5km gelaufen war, mußte ich in der Landkantine, die mir von gestern mittag noch in bester Erinnerung war, Einkehr halten, bevor es denn dann weiterging. Neben einer netten Verabschiedung durch die Wirtsleute, wurde mir noch der Hinweis mit auf den Weg gegeben, daß es sehr, sehr chaud werden würde, was sich auch bestätigte. Die fast sieben Stunden durch die Roannaiser Ebene war schon reichlich kraftraubend, weil es warm, sehr warm war und sie die Pflanzenwelt dazu entschlossen hatte, das gute Wetter zu nutzen, um aber auch alles an Pollen in die Welt zu setzen, was verfügbar ist. Für einen Allroundallergiker, der zu Heuschnupfen neigt, sind das echte Großkampftage, weil die Nase läuft, die Augen und der Gaumen jucken und da wo einen die Gerste streift, gibts rote Flecken.
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39. Etappe: Echarmeux – Le Cergne

Nach einem mächtig kleinen petit Dejeuner ging es früh los. Das wäre eigentlich unnötig gewesen, weil es nur vier Stunden Gehzeit sein sollen. Aber ich bin hibbelig. Also los. Den Aufstieg auf den Lippen und die Sonne im Gesicht ging es wieder aufwärts, höhenmetermäßig. Leider führte die heutige Etappe überwiegend durch dichte Wälder, also wenig Fernsichten. Ich hätte aber da auch nicht wirklich n Blick für gehabt, weil ich immer wieder aufs Mobile gucken musste, ob es was neues von den Aufsteigern gibt.
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38. Etappe: Ouroux – Echarmeux

Nach einem großen Kaffee in der örtlichen Bar und einem Croissant war ich bereit für den nächsten Weg, der mich nach Echarmeux in eine Unterkunft führen sollte, die ich noch nicht kannte. Ich hatte es nämlich unterlassen im Voraus etwas zu buchen, weil weder der Reiseführer noch das Internet irgendwas Greifbares hergegeben hatte. Und weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, daß es da kein Bett für mich gibt, bin ich halt drauflos gewandert. Die Gegend begeistert mich immer noch und heute gab es erst recht Blicke ins Land, weil es auf die Höhen des Haute Beaujolais ging. Zwischendurch gab es reichlich Gelegenheit ins Land zu schauen (n Insider) und diese Weite, dieses satte Grün hat es echt in sich. Und dann war ich am Col de Brie, wo es eine Maison de Col de Brie gab, die wohl beim deutschen Tourismusmanager in die Schule gegangen war. Infozentrum, Regionalladen und Cafe; alles in Holzoptik und schön integriert. Ich also rein da, den zweiten Kaffee das Tages und ein Sandwich mit einem Ziegenkäse, dessen Cremigkeit und Frische, sowie diesem ganz dezenten Pelz auf der Zunge, diese Zwischenmahlzeit zu einem echten Erlebnis machte. Das sich aus meiner Schwärmerei für den Fromage ergebende Gespräch mit der Frau vons Ganze, die Englisch sprach, ergab eine echte Perspektive, weil sich die Region, wie ein auf den Kopf gestelltes Dreieck darstellt an dessen Spitze mit Lyon ein europäisches Genußzentrum und eine spannende Stadt ist. Darüber auf der rechten Seite das Maconais als südlichster Teil des Burgund und auf der Linken das Beaujolais als eigenständige Region mit den Weinanbaugebieten und eben diesen bis zu 1000 Meter hohen Bergen. Ich sag mal so: Wer kein Meer braucht, kann da tolle 14 Tage zwischen Urbanität, roten und weißen Leckerlis, sowie Fluß und Berg verbringen. Nur mal so. Die war sehr überzeugend die Frau von der Maison…
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37. Etappe: Tramayes – Ouroux

Es hatte natürlich zugezogen. Zwei Tage gutes Wetter am Stück wäre auch vermessen gewesen. Außerdem war der Vormittag ja anders verplant. Also war ich hinsichtlich des Wetters entspannt, stand doch der Schuhkauf an. Um Neune gings dann endlich los und mit einer siebzigjährigen Engländerin auf Frankreichs Straßen unterwegs zu sein, nebenbei auf Englisch über die Zukunft des Sozialstaats und der europäischen Union, sowie den braunen Kühen zwischen den weißen Charlois (das sind übrigens Limousinrinder, die den Chalorais wieder auf die Sprünge helfen sollen, weil die gesundheitliche Probleme haben) und the rising of Manchester City (die beiden kommen aus Manchester) und trotzdem entspannt zu bleiben, ist ein Zeichen wie gut dieses Unterwegs sein für die worklife-balance ist. Sie hat mich dann beim Decathlon rausgelassen und ist in den Gartencenter weitergefahren. So blieb mir etwas Zeit den neuen Schuh auszusuchen. Mit Füßen und Knöcheln, die seit 31 Jahren mit DocMartens zu tun haben, brauch ich mit den meisten Schuhen, die es bei Decathlon gibt gar nicht erst anzufangen. So blieb zum Schluß ein Schuh über, den es in meiner Größe auch gab und den ich mir sofort an die Füße zimmerte.
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36. Etappe: Cluny – Tramayes

Der Morgen begann mit einer launigen Begegnung. Ein Pfälzer sprang auf mein „Ah joh“ an und verfrachtete mich an die Saar, was ich aber korrigieren konnte und der dazugekommene freistaatliche Schwabe aus Augschburg freute sich über einen weiteren Freistaatler. Damit war der übliche Pilgerplausch eingeläutet, wo es um das woher und bis wohin, wieviel Gepäck und welche Wehwechen geht. Nach einer Weile war dann auch gut und ich machte mich auf den Weg. Von Cluny im Burgund geht es heute in die Region Rhone-Alpes und da in das Beaujolais Vert. Das ist eine Gegend, von der ich bis heute nichts wusste, so daß ich sehr gespannt bin.
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35. Etappe: Chagny – Cluny

Nach einem erneuten (der letzte war erst knappe sechs Wochen her) Abschied schweren Herzens von meiner Liebsten, mit der ich die Woche rund um meinen 50. an der Cote d‘ Or verbracht habe, stand ich wieder da, alleine und auf meinem Weg. Ein mulmiges Gefühl, wenn man sich in einer Woche gerade wieder den luxuriösen Selbstverständlichkeiten unseres Alltags angenähert hat. Dazu gehören ein vier-Platten Herd und ein Kühlschrank, genauso wie die schier unbegrenzte Anzahl Wäsche, die du anziehen kannst, ohne gezwungen zu sein sofort wieder irgendwas auszuwaschen oder auch mal wieder ein After Shafe/Eau de Toilette zu benutzen, was ansonsten aus Gewichtsgründen unter Klimbim gebucht wird und nicht im Rucksack auftaucht. Es ist interessant all das schätzen zu lernen, was wir für so normal halten, wie die Luft zum Atmen.
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34. Etappe: Beaune – Chagny

Pommard, Meursault und Montrachet. Welch klingenden Namen im Ohr eines Weinliebhabers und welch unwürdiger Rahmen der Begegnung mit diesen erstklassigen Lagen und Weinen. Es regnet nämlich wieder. Der Himmel zeigt sich in wechselnden Grautönen und auch der Trick, daß es dahinten ja schon wieder heller wird, funktioniert heute nicht. Trotzdem muß ich mir die Weinberge, oder besser gesagt die Weingärten etwas genauer anschauen. Die Weinstöcke sind deutlich kürzer gehalten als in den deutschen Anbaugebieten. Die Stöcke haben eine Höhe von etwa 40cm und sind bereits so früh im Jahr relativ stark ausgegeizt. Hoffe ich, oder aber da ist eine ganze Menge schlicht erfroren, was ja schade wäre. Auch wegen der Arbeit, die auch bei diesem widrigen Wetter von vielen Menschen in diesen Weinbergen geleistet wird. Die Sorgfalt zu beobachten mit der die einzelnen Stöcke angeschaut und bearbeitet werden, die Geradlinigkeit mit der die Linien aufgespannt werden, zeugen von der Leidenschaft mit der auf relativ kleiner Fläche hochwertige Weine erzeugt werden, die zwar ob des Terroirs schon gute Vorraussetzungen mitbringen, aber ohne die Arbeit im Weinberg und im Keller, was in Frankreich durchaus zwei unterschiedliche Professionen sind, kann das trotzdem auch Plörre werden.
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33. Etappe: Nuits St . George – Beaune

Och, was hatte ich mich auf diese Etappe gefreut. In meinen kühnsten Träumen flaniere ich bei bestem Wetter durch die berühmten Weingärten der Cote d‘ Or, die langsam zur Cote d‘ Beaune werden und überall gibt es was zu probieren und freundliche Worte. Mittags dann Einkehr in einem abgelegenen, aber exzellenten Restaurant und am frühen Nachmittag gut gelaunt und entspannt in Beaune eintreffen und die Stadt anschauen. Und was war? Pustekuchen war. Es hat geregnet und zwar durchgängig, so daß ich mich zwischendurch gefragt habe, ob ich von einem Tief namens Klaus verfolgt werde. Und die Wege waren natürlich, ob dieser offensichtlichen Schwäche im landwirtschaftlichen Wegebau, verschlammt und schwer zu gehen. Da wo versucht worden ist mit Teer zu arbeiten, bildeten sich tiefe Pfützen, die von den vorbeifahrenden Fahrzeugen auch nicht immer zu umfahren waren. Prost Mahlzeit. Bei aller schlechten Laune, konnte das miese Wetter die Wirkung dieser Weinberge doch nicht gänzlich schmälern, aber das nächste Mal gucke ich mir das bei strahlendem Sonnenschein in irgendeinem Herbst an.
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