Was für eine beschissene Nacht. Brüllwarm war es in dem Schlafsaal und irgendwie ist es keine gute Idee spät am Abend noch Rindfleisch zu essen. Ich weiß nicht, wie die Franzosen das aushalten. Hinzu kommt bei mir nun auch senile Bettflucht und ich lag ab halb Vier wach. Und dieses Hin und Her wälzen und nicht wieder einschlafen können und trotzdem wegdösen macht einen ja auch nicht fitter. Hilft aber nichts. Aufstehen, packen, frühstücken und los gehts.
Heute geht es querfeldein wieder Richtung Loire, worauf ich mich schon sehr freue, weil es wohl eine Zeitlang hoch über der Loire am Fluß entlang geht. Daß ich immer noch keine Antwort auf meine Reservierungsanfrage habe, stört mich mittlerweile weniger. Irgendwas wird schon gehen. Die fünf Stunden Wandern gingen rasch vorüber, begleitet von weiteren Blicken in die Roanner Ebene und von Weinbergen und einer kurzen Einkehr, bei der mir ein weiterer Wanderer begegnete, den ich später wieder treffen sollte. Und dann stand ich überwältigt, hoch über der Loire und fand die Gegend einfach nur schön, richtig schön. So ähnlich wie die Saarschleife oder der Blick vom Escherndorfer Lump, aber trotzdem anders.
Die Unterkunftsfrage hat sich dann auch geklärt. Ich bin da unter wo ich angefragt hatte, hab aber kein Aufheben um die Email gemacht, sondern einfach mein Zimmer, äh mein Bett bezogen und dabei den anderen Wanderer, der sich als Schweizer entpuppte, wiedergetroffen habe. Für 13 Euro gibts nunmal kein Einzelzimmer ☺.
Mit dem war es noch ganz nett, denn als ich abends vom Essen heimkehrte, und dort bereits einen regionalen Rose probiert habe, hatte der Schweizer eine ganze Flasche vor sich stehen und war gewillt, die mit mir zu teilen. Das er auch zum Rose gegriffen hatte, war für mich interessant, weil es dann der zweite regionale Rose am Abend war. Und so komme ich dazu mal steif und fest zu behaupten, daß diese aus der Gamay-Traube gekelterten Roses einen ganz herrlich erfrischenden Sauerkirschgeschmack mitbringen, was im Sommer ja ein echter Spaß sein kann. Der Schweizer, seines Zeichens bereits 69 und ausgesprochener Vielpilgerer, und ich hatten auch ohne Sommer einen interessanten Abend, der sprachlich mit Deutsch, Französisch und Englisch, sowie einigen Brocken Spanisch bestritten wurde. Schön wars, leider früh zu Ende, weil der ältere Herr da einen anderen Rhythmus hat und schon um fünfe weiterwollte. Ich dagegen war wild entschlossen länger liegen zu bleiben, was ich auch geschafft habe. ☺