46. Etappe: Montbrison – Marols

Nachdem ich gestern viel Zeit in der Horizontalen verbracht habe, war ich heute früh wach und zeitig unterwegs. Überraschenderweise hatte es sich nachts ausgeregnet und ich ging bei trockenem Wetter los. Welch Freude. Das Städtchen, 15000 Einwohner und irgendwann mal französischer Zweitligist, war schnell verlassen und es ging wieder in Richtung Wald und Wiese. Allerdings sei noch Moingt erwähnt, das ich unter Vorort gebucht hatte, sich aber als veritabel alter Ort entpuppte, den bereits die ollen Römer wegen der Mineralquellen schätzten. Die Altstadt sieht auch so aus, was ja gemeinhin und auch in meinen Augen als sehenswert gilt.

Jetzt aber. Wald und Wiese. Von oben kein Wasser, aber als der Weg auf einen Trampelpfad durch ein Getreidefeld führt, war ich trotzdem nass wie ein Pudel. Die Pflanzen hatten nämlich vergessen sich abzutrocknen und hatten sich mit dem Nachtregen vollgesaugt. Das kann kein Tau gewesen sein. Ok, hab ich mir gedacht. Kann vorkommen, ist ja nicht schlimm. Dann kam auch wieder ein Feldweg und ein Stück Strecke an der Landstraße entlang. Und dann wieder so ein Trampelpfad und ich landete wieder in der Laienspielschar „Nasser Hund“. Genervt. Deshalb gabs im nächsten Ort einen Einkehrschwung zum Antrocknen. Das sollte es dann auch gewesen sein, hab ich bei mir gedacht, weil ich ja den größten Teil der Etappe schon hinter mich gebracht hatte. Aber Nein. Trampelpfad. Feld. Die Wirkung ist bekannt. Erschwerdend kam aber jetzt hinzu, daß sich das Leder und das Goretex meiner Schuhe weigerte die Flüssigkeit irgendwie abzuweisen oder aufzunehmen und ich das Gefühl hatte in Gummistiefeln rumzulaufen, in die Wasser gelaufen ist. Also rein in die Bushaltestelle, Schuhe aus, Einlagen und Socken auswringen, frische Socken an und weiter. Alles was ich gestern über Genügsamkeit und Glück gedacht habe, war weg. Sowas Nerviges. Weil die Situation mit dem nassen Zeug blöd war und ich zudem auch noch nicht wusste, wo ich unterkommen würde. Die angefragte Unterkunft hatte nämlich noch keinen Laut gegeben. Das muß nichts heißen, nervös war ich trotzdem.

Im Zielort angekommen bestätigte sich das. Die Herberge ist das Anhängsel eines Restaurants, das mittwochs Ruhetag hat und was haben wir heute? Richtig. Mittwoch. Das muß ja nichts heißen, kann ja noch andere Unterkünfte geben. Also gucken gehen. Meine Nervosität stieg, als der erste, hektische Rundgang nichts gebracht hat. Eben weil ich vor lauter Genervtsein nichts gesehen habe. Ommmm. Und siehe da, latsche ich an einem kleinen Schild vorbei. Chambre de hotes, le Ecussion, Übernachtung/Frühstück 38EU; eins, zwei, drei… meins. Ich klingel und eine Grand Mere macht auf. Ich sag mein Sprüchlein auf. Sie verfrachtet mich ins Haus und wir reden miteinander in diesem französisch-englisch was weiß ich, aber es klappt. Dann fragt sie, ob ich was trinken will, weil sie die Kammer noch richten möchte. Will ich. Dann zeigt sie mir die Kammer und ich bin echt glücklich. Ein ganz altes Haus bei dem die Fenster mit einer Latte über die ganze Fensterlänge geschlossen werden. Kann man nicht erklären, muß man sehen. Eine Kammer mit eigenem Bad und WC und tollen Heizkörpern. Da merkt man, daß ich mittlerweile wieder in den Bergen bin. Hier kann es eben auch richtig kalt werden.

Mit Abendessen kann die Dame leider nicht dienen und das Restaurant hat ja Ruhetag, also werde ich an die örtliche Kneipe verwiesen, wo es auch was zu essen gibt. Gibt es, ist lecker und macht satt. Pellkartoffeln mit Salat und einer regionalen Käse-Wurstplatte, dazu ein Wirt im Merc-Shirt, der ausschließlich regional einkauft, ein Craft-Beer Fan ist und Englisch spricht… Genügsam wie ich eigentlich bin, ist nun alles gut!

2 Gedanken zu „46. Etappe: Montbrison – Marols

  1. Mensch mensch mensch……was ist bloß aktuell mit dem Wetter los…..hier Land unter, eine Überschwemmung jagt die nächste…..bei dir auch mehr Wolken als gewünschter knallblauer Himmel……ich sende jetzt mal fette Wünsche auf bessere Wetterbegleitung für deinen Weg ins Universum……auch mit viel OM ?

  2. Tja, was zum Teufel ist da bloß mit dem Wetter los? Irgendwas in der Preisklasse „Wärmere Luft kann mehr Wassermoleküle aufnehmen“ und „Entropie….“ vielleicht? A pro pos: Letzte Woche stand ich in Bastia an der Tanke und wollte meinen T3 mit dem guten Super vollmachen. Ging aber nicht: An der Zapfsäule hing ein offizielles Dokument, aus dem zu erfahren war, dass nun nur noch 30 Liter Benzin pro Person abgegeben wird. Na prima, dachte ich: Kaum durchquert der Klaus Frankreich per pedes, schon geht es los mit diesem „post“ aus dem „postfossil“, wovon der Herr Mertens da immer fabuliert. War aber dann doch noch nicht so weit, sondern das „post“ war nur Post vom frz. Staat. Der korsische Präfekt teilte nämlich in schönstem amtsfranzösisch mit, dass es auf Grund „bestimmter Vorkommnisse“ in der Raffinierie in Fos-sur-mer „ausbringungsbedingte Limitationen“ gebe, denen man staatlicherseits mit dieser „Vorsichtsmaßnahme begegnen“ müsse. Aber genauso wird das nach Lage der Dinge, dem eigenen Verhalten und des real weiterexistierenden Wirtschaftssystems wahrscheinlich irgendwann aussehen: Man fährt zur Tanke und wundert sich, warum da ein Zettel hängt auf dem steht, dass nun jetzt wirklich Schluss mit der Party, das letzte Fass Öl gestern aufgemacht worden und nun leider leer sei….also, in diesem Sinne weiterhin bonne route allerseits und Dir einen weiterhin guten Weg zu Fuß, Klaus. Und Danke für das tolle Geschenk an Alle, also Deinen Blog.
    Herzliche Grüße, Stefan

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