26. Etappe: Villers-sur-Saulnot – Villersexel

Nach einer herzlichen Verabschiedung vom Herbergsvater, einem wirklich prächtigen Menschen, machte ich mich auf dem Weg. Es war wieder nur leicht bewölkter Himmel und Sonnenschein. Ich folgte den Wegzeichen und merkte erst im nächsten Dorf, daß irgendetwas nicht stimmte. Ich stand nämlich vor einer Bäckerei und schräg gegenüber gab es eine Alimentation, einen Tante-Emma-Laden. Die sollte es aber laut Wanderführer gar nicht geben. Bein Nachlesen hab ich dann auch das Kleingedruckte angeschaut und festgestellt, daß es ob der TGV-Streckenführung, die bei Drucklegung 2009 noch nicht abgeschlossen war, zu Veränderungen kommen könnte. Das war ja nun offensichtlich der Fall. Aber was halfs. Ich folgte also in den kommenden Stunden den Wegemarkierungen, die – das muß erwähnt werden – wirklich systematisch und mich entspannend angebracht waren. Die Wegeführung war toll und zeigte die grünen Hügel Frankreichs von ihrer besten Seite. Satte Wiesen, weidende Kühe, hier und da ein kleiner Wald und die Berge in der Ferne. Echt schön.
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25. Etappe: Belfort – Villers-sur-Saulnot

Nach drei Nächten im Mobil Home und einem ersten Mai ging es heute wieder auf die Strecke und der Rucksack war ein wenig schwerer wie gedacht. Wie schnell man sich der Last doch wieder entwöhnen kann. Aber das pendelt sich schon wieder ein. Vom Campingplatz gings in die Altstadt und von da aus erstmal durch eher triste Vorortsiedlungen. Die tragen übrigens auch dort bevorzugt die Namen osteuropäischer Städte und erschweren schon allein deshalb den dort Lebenden das Ein oder Andere, etwa eine Lehrstelle. Dann war das aber auch durch und an dem schon bekannten Kanal gings Richtung Countryside. Da die Sonne schien, verstaute ich meine Jacke schnell am Rucksack und marschierte drauf los. Das sollte heute mit sechs Stunden auch kein sonderlich langer Wandertag werden und von daher machte alles den Anschein einer leichten Tour.
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24. Etappe: Bellemagny – Belfort

Punkt 7:30h habe ich mich auf den Weg Richtung Belfort gemacht. Die Strecke führt ohne viele Höhenmeter durch die Porte d’Alsace oder die von mir ja schon häufiger angesprochene burgundische Pforte. Es ist halt eine Frage von welcher Seite man draufschaut. Insgesamt war das Laufen relativ entspannt, eben auch weil es trocken war und – jetzt kommt’s – die Sonne schien. Es gab herrliche Rückblicke auf die Vogesen und es ging dann flott voran, so daß ich bereits nach fünf Stunden in Belfort eingetrudelt bin.
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23. Etappe: Thann – Bellemagny

Das erste Mal werde ich wach, liege rum, orientiere mich und frage mich, was ich hier eigentlich tue? Ich bin seit gestern abend in meinem Hotelzimmer, weil es entschieden zu kalt ist im Straßencafe zu sitzen und hab deutsches Fernsehen (Digitalisierung sei Dank) geguckt. Das hätte ich irgendwie zuhause auch haben können. Ich bin echt unzufrieden und will jetzt Wärme und auf der Straße, auf dem Campingplatz, im Cafe oder wo sein, aber nicht in einem Hotelzimmer. Dabei ist das Zimmer gar nicht so übel und der gestrige Tag war ja auch nicht schlecht, also reiß ich mich mal zusammen und gehe frühstücken.
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22. Etappe Gueswiller – Thann

Schweren Herzens ging es los. Ich habe mich in diesem Hotel mit seinem geschmackvollen Interieur, seiner aufgeräumten Stimmung und den schön großen Zimmern echt wohl gefühlt. Und sowas kommt ja eher selten vor. Aber ich habe mich losgeeist, was bei den frostigen Temperaturen fast schon wörtlich zu nehmen ist. Aus dem Ort raus ging es selbstverständlich bergauf, und eine weitere Facette dieser Stadt mit ihrer leicht morbiden Grundtönung kam zum Vorschein. Ich ging durch ein Quartier mit Bürgerhäusern im elsäßischen Baustil, die für den Wohlstand dieses Städtchen stehen oder gestanden haben, der unten im Tal so nicht zu spüren war. Die Häuser waren im Gegensatz zu unten im Tal auch alle glänzend in Schuß. Franz Josef Degenhardt und seine Schmuddelkinder kamen mir in den Sinn und begleiteten mich als Melodie durch den Vormittag.
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21. Etappe: Couvent St. Marc – Gueswiller

Nach einer bemerkenswert ruhigen Nacht – Kein Piepsen, kein Vibrieren, keine Schlaflosigkeit mit ein bißchen fb bekämpfen – wurde ich morgens wach. Erholt. Es war also einfach nur ruhig, was ja zum Schlafen geradezu einlädt. Das hab ich dann auch anscheinend gründlich getan und bin nach ein wenig Vorpacken zum Frühstücken gegangen. Selbstgebackenes Brot und Portionspackungen mit Butter und Marmelade, dazu aber ein guter Kaffee. Das wars. Es heißt ja auch petit dejeuner und nicht Brotzeit. Allerdings denke ich, die Bräute Jesu sollten beim Thema Nachhaltigkeit und Plastikmüll mal noch genauer bei ihrem obersten Dienstherr, Papst Franziskus, nachlesen, was er zur Ressourcenverschwendung geschrieben hat. So hängt sein Portrait nur im Speisesaal. Unabhängig davon war es mir beim Abschied ein wenig schwer, weil ich diese Auszeit in der Auszeit sehr genossen habe. Donnerstag abend checke ich aber in Bellemagny schon wieder in ein Kloster ein, diesmal bei Benediktinnerinnen. Mal schauen wie das wird.
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20. Etappe: Turckheim – Couvent St. Marc

Ich bin im Kloster. Zusammen mit dem Hausmeister allein unter Nonnen. Eine echt interessante Erfahrung, vor der mir – ehrlich gesagt – ein wenig Bange war. Aber da sich die Streckenführung langsam wieder von den touristischen Hotspots des Elsaß entfernt und das Zusammenlegen von zwei Etappen eher ein Gewaltmarsch als irgendwas Vergnügliches geworden wäre, habe ich Herberge bei den Schwestern von Hl. Josef zu St . Marc genommen. Naja, und irgendwie wollte ich das auch. Gucken wie das ist.
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19. Etappe: Ribeauville – Turckheim

Nach einem üppigen Frühstück gings bei ziemlich frostigen Temperaturen los. Und es wurde eine schöne Tour, über weite Strecken entlang des Sentiers de Grand Crus, also der großen Weinlagen. Und es gab nicht nur große Lagen, sondern auch herrliche Weitsicht bis hin zu Schwarzwald und Kaiserstuhl. Ich war also rundum zufrieden und ging meines Weges, als urplötzlich eine Horde Selbstoptimierer an mir vorbeikeuchte und weil die alle Nummern am Leibchen hatten, war mir klar, daß es um einen Wettbewerb gehen mußte. Während in früheren Zeiten der Jogger oder die Joggerin das alleine oder in kleinen Gruppen, jenseits des Wettbewerbs, und für die eigene Fitness unterwegs war, hat nun auch hier die Wettbewerbsökonomie Einzug gehalten. Niemand joggt mehr, sondern es wird trainiert. Und so ist aus dem Trim-dich-fit Gedanken der siebziger Jahre über das Joggen der 90er, vielleicht noch der 2000er Jahre, dieses mindestens Halbmarathon-Gedöns geworden. Mit Ranglisten und Bestzeiten und all dem was zu einem Wettbewerb gehört. Ich war drauf und dran gutes Wetter und das Panorama für einen weiteren Gedankengang zur Ökonomisierung der Lebenswelten sausen zu lassen, als die Subversion fröhliche Urstände feierte. Irgendeine dritte Mannschaft (ohne hier irgendeiner dritten Mannschaft zu nahe treten zu wollen. Ihr wisst, wer ihr seid!) hat der Ökonomisierung die Spitze gebrochen und war mit Kind und Kegel gehenderweise und bester Dinge auf der Wettkampfstrecke unterwegs und kassierten den meisten Beifall. Ich hab im übrigen auch ein wenig Applaus bekommen, weil ich gegenläufig und ja nun auch deutlich langsamer als die Selbstoptimierer unterwegs war. Gut hat das getan.
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18. Etappe: Barr – Ribeauville

Es regnet mal wieder, was die Reiseplanung dahingehend optimiert, daß ich bis Dambach la Ville shutteln werde und dabei mal die französische Bahn ausprobiere und von Dambach aus nach Ribeauville laufe. Sechs Stunden durch den Regen dürften für ein Fleißkärtchen auch reichen. Also ran an den Gare und den Fahrkartenautomaten. Wofür in Deutschland menschliche Helferlein nötig werden, ergibt sich das hier doch reichlich intuitiv, auch für einen eher sprachunkundigen Zeitgenossen wie mich. Die erste Hürde ist also mit Bravour genommen und der passende Zug läuft ein. Pünktlich. Überraschenderweise gibt es in diesem Zug, wahrscheinlich kein Einzelfall, auch ausreichend dimensionierte Gepäckablagen, wie sie die Deutsche Bahn früher auch kannte. Die hat sie aber dem Zeitgeist geopfert, der anscheinend nur mit Zahnbürste und schwarzer American Express reist. Letzter Aspekt der Lobhuddelei auf die französische Staatsbahn, wenn ich nicht irre, ist die Informationspolitik während der Fahrt, die recht eindeutig war und den nächsten Halt frühzeitig ankündigte. So was freut mich immer irre, erspart es einem doch dieses völlig uncoole, aber todsichere Aufstehen fünf Minuten vor der avisierten Haltezeit.
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17. Etappe: Molsheim – Barr

Früh gings los. An Kanälchen vorbei durch Weinberge und Obstwiesen gewandert und bis auf den fehlenden Sonnenschein war alles gut. Ich hatte im Hotel gut geschlafen und auch das Businesskasper-Gequatsche hat mich nicht weiter runtergezogen, weil ich ja Pause davon habe und erstmal raus bin. Und über die Wiedereingliederung mach ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. ☺ Die Businesskomponente des Hotels hatte deutlich mit der Lage am Rande des Industriegebiets zu tun, die gleichzeitig auch eine Innenstadtrandlage ist, was ja in kleineren Städten nicht sooo schwierig ist.
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