16. Etappe: Strasbourg – Molsheim

Es hatte etwas abgekühlt, aber es hieß nun Abschied nehmen von dieser interessanten Stadt. Und weil es abgekühlt hatte, hab ich mich auch entsprechend warm angezogen. Zwiebelschalenprinzip. Und es ging am Canal de Bruche heraus aus der Stadt, aber bereits nach einer halben Stunde war Schluß, weil ich mich wie das bekannte Gänseblümchen entblättern mußte. Es hatte zwar abgekühlt, aber es war eben nicht mehr kalt. Und so stand ich da, mitten im Berufsverkehr, barfuß und in U-Hose, dabei die lange Odlo und den Fleece zu verstauen und war richtig froh, weit weg von daheim zu sein. Nicht auszudenken, wenn das jemand gesehen hätte. Weiterlesen

15. Etappe: Gengenbach – Straßbourg

Die Fahne ist vorerst in Sicherheit. Ich habe sie außer Landes geschafft und bin nun in Strasbourg, Frankreich. Ich schreibe vorerst in Sicherheit, weil die französische Regierung nach wie vor den Ausnahmezustand aufrechterhält und damit wesentliche Bürgerrechte außer Kraft gesetzt hat. Das ist einen Schritt weiter, als in der Heimat. Aber auch dort spitzen sich die Verhältnisse zu. Die Faschisten gewinnen an Zulauf und die nationalkonservativen Kreise bis hin zur rechten Sozialdemokratie versuchen diesen Zulauf zu stoppen, indem sie deren Politik machen. Die Repressionen werden größer, weshalb ich vor nunmehr 14 Tagen los bin, getarnt als Jakobspilger – bei diesem harmlosen Katholizismus sind die Behörden weniger mißtrauisch – um die Fahne der Organisation, die uns so viel bedeutet, in Sicherheit zu bringen…
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14. Etappe: Zell am Harmersbach – Gengenbach

Ich gucke aus dem Fenster und es regnet nicht. Zeichen und Wunder. Die Regenhose weit weg gepackt und die Regenjacke zwar in Griffweite am Rucksack, aber eben nicht am Mann. Und zunächst geht das streckenmäßig auch gemütlich und trocken flußaufwärts ins Tal. Die Ortschaften sind durch die Holzwirtschaft geprägt, obwohl in Nordrach mit der Junkergroup, ein anscheinend bärenstarker Maschinenbauer in Sachen Schleiftechnik, unterwegs ist. Der Ort ist trotzdem Luftkurort, was wohl auch zumindest noch halbwegs funktioniert, wovon die Horde nordic-walkender Senioren Bände sprechen könnte.
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13. Etappe: Haslach – Zell am Harmersbach

Ich kam im Regen an und im Regen bin ich wieder gegangen. Nach einer schlaflosen Nacht, die der weiteren Reiseplanung geschuldet war, ging es also eher schlechtgelaunt los. Der Ort selber ist recht nett, alte Häuser, gepflasterte Gäßchen und Plätze auf denen Cafes ihre Stühle platziert haben. Aber ich wollt nur noch weiter. Vielleicht wartet ja hinter dem nächsten Berg die Sonne auf mich. Dazu verlasse ich das Tal der Kinzig um mit ein paar Schlenkern durch kleinere Seitentäler schlußendlich nach fünf Stunden durchweicht in Zell am Harmersbach einzulaufen.
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12. Etappe: Wolfach – Haslach

Surprise. Es regnet beim Losgehen nicht. Aber der Friede muß bewaffnet sein und deshalb sind die Regenklamotten in Griffweite. Und kaum bin ich den ersten Berg nuff, fängts an und die Regenjacke kommt zum Einsatz. Die Regenhose bleibt wo sie ist, weil ich erst gestern abend gemerkt habe, dass dieses Teil funktioniert wie ein Saunaanzug. Da war von außen kein Regenwasser eingedrungen, ich hab nur untendrunter geschwitzt, wie in der Dampfsauna. Also nur was für ganz harte Sachen. Und weiter gehts. Mir gefällts hier. Aus den Tälern heraus ziehen sich die Viehweiden recht hoch an den Berg, was mit ein bißchen Phantasie an die Alpen erinnert.
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11. Etappe: Schenkenzell – Wolfach

Regen. Von Landschaft keine Spur und alle Gegend liegt im Nebel. Das ist nun der erste Tag, der so losgeht. Und obwohl ich einiges über diese Herausforderung gelesen habe und vom Schweinehund weiß, den es zu besiegen gilt, stellt sich kein innerer Kampf ein. Das wird schon noch kommen, aber heute bin ich einfach losgelaufen. Das kann damit zutun haben, daß ich mit der Frau Vermieterin noch ein kurzes Gespräch hatte. Daraus habe ich das Gefühl hmitgenommen, daß ich als dieser Wandervogel ganz viel Projektionsfläche für die Träume dieser Vermieter, der Leute in den Stempelstellen oder der Leute in Apotheken oder Tourist Offices biete. Und da muß schon was anderes passieren, als ein Drecksregen, daß ich die enttäusche.
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10. Etappe: Loßburg – Schenkenzell

Heut wirds gemütlich. In Loßburg entlang der Kinzig flußabwärts bis nach Schenkenzell. Die Kinzig ist zu Beginn noch ein recht kleines Flüßchen, das aber schnell an Breite gewinnt, weil überall von links und rechts Zuflüße ein Mehr an Wasser bringen. Und da es trocken ist, macht es Spaß am Ufer entlang zu bummeln. Dieser Schwarzwald har unbestreitbar seinen Reiz, und das nicht nur landschaftlich.
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9. Etappe: Horb – Loßburg

Am Rexroth-Werk vorbei ging es hoch überm Tal der Neckar raus aus der Stadt Richtung Loßburg an der Kinzig, also deutlich tiefer rein in den Schwarzwald, den es zu überwinden galt. Und angesichts des netten Frühstücks erschien mir das auch kein unmögliches Unterfangen. Außerdem hatte ich, keine viertel Stunde nachdem ich losgegangen bin, den ersten Co-Wanderer, der mich ein Stück des Weges begleitet hat. Ein Altersteilzeitler aus einem Industriebetrieb im Neckartal. Nun ja, Themen waren schnell gefunden, insbesondere mit dem Rexroth-Werk vor Augen und so ging es munter hin und her. Zwischendurch haben wir auch übers Streckenwandern gesprochen und eigentlich war es ganz nett. Aber – ich will es nicht verschweigen – ich war dann auch froh, als sich unsere Wege wieder trennten. Zuviel Industriedeutsch, zuviel Leistungsorientierung (Wieviel Kilometer? Welches Zelt? Und all sowas). Derzeit bin ich echt froh den ganzen Tag allein für mich zu haben und quasi ohne Struktur mal jedem Gedanken nachspüren zu könne. Ohne an einer Argumentation zu arbeiten, sondern es spannend zu finden, wenn es in einem Moment um das und im anderen Moment um das andere geht.
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8. Etappe: Tübingen – Horb am Neckar

Ach was ein Spaß mit frisch erholten Füßen, ähh, Richtung Bahnhof zu laufen und nach Rottenburg zu fahren. Das sind nur 12km, aber im Plan als Tagesetappe angegeben, was mir zu doof war. Deshalb bin ich nach Rottenburg geshuttelt und von da aus nach Horb gelaufen. Rottenburg ist der bislang unspektakulärste Bischofssitz gewesen, der mir jemals untergekommen ist, noch dazu in einer recht unspektakulären Kleinstadt. Kein Vergleich mit Würzburg, Bamberg oder Paderborn. Franziskus hätte seine Freude.
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7. Etappe: Murrhardt – Tübingen

In der Nacht war ein Plan gereift und da der Herbergsvater mitspielte und die Deutsche Bahn auch, wurde aus dem hedonistischen Vorhaben Realität. Worum geht es? Die Strecke von Murrhardt nach Winnenden führt weiterhin durch mittelgebirgige Wälder, was nur bedingt tauglich ist, um den angekündigten sonnigen Tag zu genießen. Deshalb habe ich beschlossen nach Winnenden zu fahren und von dort aus nach Esslingen zu laufen, weil die Strecke durchs Remstal führt, was den Kennern würrtemberger Weinen wohl was sagt. Mir nicht. Ich kenn ja würrtemberger Weine eher aus seligen Supermarktzeiten. Das ist die letzten Tage aber besser geworden, weil ich mich hier nun durchprobieren kann. Also: Remstal, ich komme!
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