48. Etappe: Valprivas – Retournac

Es regnet nicht. Vielleicht hat sich das Schmollen und Hadern ja gelohnt. Aber aua, meine Schulter tut weh. Wo kommt das denn her? Ich habe ja diese abwaschbaren Hygienematratzen in diesen Herbergen im Verdacht. Also Diclophenatic heute mal großzügig verteilen und dann geht es auch wieder. Zum Frühstück geht es in die Bar, wo ich auch den Schlüssel wieder abgeben muß. Gereicht wird ausschließlich eine Orangenmarmelade, die die Engländer gerne für sich behalten können. Ich verzichte und imitiere die Franzosen, die ihr Baguette zuckern und in Kaffee stippen. Außerdem gibts noch Honigbrote. Man kann sich an dieses nur-süß Frühstück echt gewöhnen, muß man aber nicht. Es regnet immer noch nicht, als ich losgehe.
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47. Etappe: Marols – Valprivas

Der bislang schwärzeste Tag der Tour, und daß obwohl er sehr nett begonnen hatte. Er ging nämlich damit los, hoch über dem Tal mIt Sonnenstrahlen wachzuwerden und beim Packen Regenjacke und Regenhülle nicht allzuweit wegzutun, aber immerhin nicht von vornherein aufzuspannen. Das Frühstück mit der alten Dame, bei der ich erst heute morgen eine rote Strähne im grauen Haar bemerkte, war sehr angenehm und wir unterhielten uns sehr angeregt über die Situation in Frankreich, die sie für verfahren hält, weil jeder nur kurzfristig und an sich denken würde. Sie kam zu dieser Einschätzung, weil ich mich freudig über das Zero Plastic am Frühstückstisch freute und sie sich als Umweltschützerin erklärte, gleichzeitig bedauerte, daß sich immer nur ihre deutschen Gäste drüber freuen würden. Zu den Protesten gegen die neuen Arbeitsgesetze a la Hartz, meinte Madame das sich die CGT so auf die Hinterfüße stellt, weil ihr die neuen Bewegungen, wie die Nuit Debuit, den ersten Platz in Aktion wie Inhalt streitig machen. Hm, der Gedanke ist mir bislang nicht gekommen, aber mein Eindruck am 01. Mai war eben auch nicht, daß das Durchschnittsalter ohne Ü-40 Parties auskommt. Also interessant und aufschlußreich, aber ich wollte ja weiter.
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46. Etappe: Montbrison – Marols

Nachdem ich gestern viel Zeit in der Horizontalen verbracht habe, war ich heute früh wach und zeitig unterwegs. Überraschenderweise hatte es sich nachts ausgeregnet und ich ging bei trockenem Wetter los. Welch Freude. Das Städtchen, 15000 Einwohner und irgendwann mal französischer Zweitligist, war schnell verlassen und es ging wieder in Richtung Wald und Wiese. Allerdings sei noch Moingt erwähnt, das ich unter Vorort gebucht hatte, sich aber als veritabel alter Ort entpuppte, den bereits die ollen Römer wegen der Mineralquellen schätzten. Die Altstadt sieht auch so aus, was ja gemeinhin und auch in meinen Augen als sehenswert gilt.
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45. Etappe: Montverdun – Montbrison

Nun sitz ich hier und eigentlich gibt es nichts zu erzählen. Eine knapp vierstündige Wanderung über 17km durch nieseligen Regen. Von den Äußerlichkeiten her also nichts, was wirklich erwähnenswert wäre, wenn, ja wenn ich nicht das erste Mal das Gefühl gehabt hätte, daß ich mich an den Regen gewöhnt habe. Das sollte jetzt für jemanden, der im Siegerland, einer der regenreichsten Gegenden in Deutschland, geboren ist, nicht verwundern, aber ich gebe dabei zu bedenken, daß ich mich bestimmt 40 Jahre lang nicht mehr freiwillig so lange und so intensiv dem Niederschlag ausgesetzt habe.
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44. Etappe: Pommiers-en-Forez – Montverdun

Ein Wohnwagen ohne Heizung ist auch keine Lösung. Die Klamotten, die ich gestern zum Trocknen aufgehangen habe, haben sich mit der hohen Luftfeuchtigkeit zusammengetan und sind feucht geblieben. Alles andere wollte dem nicht nachstehen und war klamm. Das ist der zentrale Nachteil beim Campen, wenn es regnet. Aber in lauen Sommernächten gibt es nichts besseres. Leider lassen diese Sommernächte noch auf sich warten. Aber beim losgehen regnet es nicht und es verspricht eine recht entspannte Tour zu werden. Flach und viel Geradeaus, was ganz in meinem Sinne ist, weil ich mich mal sortieren muß.
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43. Etappe St-Jean-St-Maurice – Pommiers-en-Forez

Ich bin gegen neun Uhr losgekommen, weil ich einfach auch keine Lust hatte, im Regen loszulaufen und die Wettervorhersage angekündigt hatte, daß es am frühen Vormittag aufhört, was es dann auch tat. Aber es wollte partout nicht aufreißen, was schade war, weil die Landschaft auch ohne Loire herrlich ist. Und so trottete ich meines Weges, machte hier und da ein Foto, überholte die vier Franzosen, die ich schon in St Haon le Chatel getroffen hatte und pflegte ansonsten meine schlechte Laune. Der Mai neigt sich dem Ende zu und es herrscht weiterhin Aprilwetter. Das war ganz anders bestellt. Ich haderte mit dem Schicksal und war genervt. Als dann auch noch die angekündigte Bar-Tabac gleich ganz zu kaufen war und sich nicht mehr mit einem einzelnen Kaffee aufhalten wollte, war der Tiefpunkt erreicht. Der Reiseführer kündigte in knapp 4km die nächste Einkehr an und ich wollte dem Tag eine letzte Chance geben.
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42. Etappe: Haon-le-Chatel – St-Jean-St-Maurice

Was für eine beschissene Nacht. Brüllwarm war es in dem Schlafsaal und irgendwie ist es keine gute Idee spät am Abend noch Rindfleisch zu essen. Ich weiß nicht, wie die Franzosen das aushalten. Hinzu kommt bei mir nun auch senile Bettflucht und ich lag ab halb Vier wach. Und dieses Hin und Her wälzen und nicht wieder einschlafen können und trotzdem wegdösen macht einen ja auch nicht fitter. Hilft aber nichts. Aufstehen, packen, frühstücken und los gehts.
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41. Etappe: Pouilly-sous-Charlieu – Haon le Chatel

Nach einem üppigen Frühstück, zu dem es die Reste vom gestrigen Picknick und eine kalte Cola als Kaffeeersatz gab, konnte ich dann zügig los, weil sich das Zelt problemlos und trocken wieder im Rucksack verstauen ließ. Durchs Örtchen ging es Richtung Loire-Brücke und nachdem ich dieses Tal bereits vor zwei Tagen betreten habe, war das Überqueren dieses Flusses schon ein erhebendes Gefühl. Die Loire, die Weißweine, die Schlösser und all das, zog kurz an mir vorüber. Dann entfernte sich der Weg wieder vom Fluß und ich konzentrierte mich auf den Weg durch grüne Hügel mit weißen Charolais-Tupfern und gelegentlichen Weitblicken und Fernsichten. In St. Romain-la-Motte, begegneten mir dann auch wieder Weinberge und die Hinweise auf die Cote Roannais wurden zahlreicher. In der dortigen Bar-Tabac habe ich dann eine späte Mittagspause gemacht und die nette Bedienung fragte sogar nach dem Bezahlen, ob ich nochmal frisches Wasser für den Weg brauchen würde. Sowas finde ich auf dem Weg immer rührend, weil dieses Wasser aus den Friedhofskränen echt den Verdacht aufkommen lässt, da wäre was beigemischt, damit die Toten auch wirklich liegen bleiben. Schlimm. Da nehme ich doch lieber so ein Angebot an.
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40. Etappe: Le Cergne – Pouilly-sous-Charlieu

Nachdem ich von der Unterkunft bis zum Startpunkt schonmal 6,5km gelaufen war, mußte ich in der Landkantine, die mir von gestern mittag noch in bester Erinnerung war, Einkehr halten, bevor es denn dann weiterging. Neben einer netten Verabschiedung durch die Wirtsleute, wurde mir noch der Hinweis mit auf den Weg gegeben, daß es sehr, sehr chaud werden würde, was sich auch bestätigte. Die fast sieben Stunden durch die Roannaiser Ebene war schon reichlich kraftraubend, weil es warm, sehr warm war und sie die Pflanzenwelt dazu entschlossen hatte, das gute Wetter zu nutzen, um aber auch alles an Pollen in die Welt zu setzen, was verfügbar ist. Für einen Allroundallergiker, der zu Heuschnupfen neigt, sind das echte Großkampftage, weil die Nase läuft, die Augen und der Gaumen jucken und da wo einen die Gerste streift, gibts rote Flecken.
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