36. Etappe: Cluny – Tramayes

Der Morgen begann mit einer launigen Begegnung. Ein Pfälzer sprang auf mein „Ah joh“ an und verfrachtete mich an die Saar, was ich aber korrigieren konnte und der dazugekommene freistaatliche Schwabe aus Augschburg freute sich über einen weiteren Freistaatler. Damit war der übliche Pilgerplausch eingeläutet, wo es um das woher und bis wohin, wieviel Gepäck und welche Wehwechen geht. Nach einer Weile war dann auch gut und ich machte mich auf den Weg. Von Cluny im Burgund geht es heute in die Region Rhone-Alpes und da in das Beaujolais Vert. Das ist eine Gegend, von der ich bis heute nichts wusste, so daß ich sehr gespannt bin.
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35. Etappe: Chagny – Cluny

Nach einem erneuten (der letzte war erst knappe sechs Wochen her) Abschied schweren Herzens von meiner Liebsten, mit der ich die Woche rund um meinen 50. an der Cote d‘ Or verbracht habe, stand ich wieder da, alleine und auf meinem Weg. Ein mulmiges Gefühl, wenn man sich in einer Woche gerade wieder den luxuriösen Selbstverständlichkeiten unseres Alltags angenähert hat. Dazu gehören ein vier-Platten Herd und ein Kühlschrank, genauso wie die schier unbegrenzte Anzahl Wäsche, die du anziehen kannst, ohne gezwungen zu sein sofort wieder irgendwas auszuwaschen oder auch mal wieder ein After Shafe/Eau de Toilette zu benutzen, was ansonsten aus Gewichtsgründen unter Klimbim gebucht wird und nicht im Rucksack auftaucht. Es ist interessant all das schätzen zu lernen, was wir für so normal halten, wie die Luft zum Atmen.
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34. Etappe: Beaune – Chagny

Pommard, Meursault und Montrachet. Welch klingenden Namen im Ohr eines Weinliebhabers und welch unwürdiger Rahmen der Begegnung mit diesen erstklassigen Lagen und Weinen. Es regnet nämlich wieder. Der Himmel zeigt sich in wechselnden Grautönen und auch der Trick, daß es dahinten ja schon wieder heller wird, funktioniert heute nicht. Trotzdem muß ich mir die Weinberge, oder besser gesagt die Weingärten etwas genauer anschauen. Die Weinstöcke sind deutlich kürzer gehalten als in den deutschen Anbaugebieten. Die Stöcke haben eine Höhe von etwa 40cm und sind bereits so früh im Jahr relativ stark ausgegeizt. Hoffe ich, oder aber da ist eine ganze Menge schlicht erfroren, was ja schade wäre. Auch wegen der Arbeit, die auch bei diesem widrigen Wetter von vielen Menschen in diesen Weinbergen geleistet wird. Die Sorgfalt zu beobachten mit der die einzelnen Stöcke angeschaut und bearbeitet werden, die Geradlinigkeit mit der die Linien aufgespannt werden, zeugen von der Leidenschaft mit der auf relativ kleiner Fläche hochwertige Weine erzeugt werden, die zwar ob des Terroirs schon gute Vorraussetzungen mitbringen, aber ohne die Arbeit im Weinberg und im Keller, was in Frankreich durchaus zwei unterschiedliche Professionen sind, kann das trotzdem auch Plörre werden.
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33. Etappe: Nuits St . George – Beaune

Och, was hatte ich mich auf diese Etappe gefreut. In meinen kühnsten Träumen flaniere ich bei bestem Wetter durch die berühmten Weingärten der Cote d‘ Or, die langsam zur Cote d‘ Beaune werden und überall gibt es was zu probieren und freundliche Worte. Mittags dann Einkehr in einem abgelegenen, aber exzellenten Restaurant und am frühen Nachmittag gut gelaunt und entspannt in Beaune eintreffen und die Stadt anschauen. Und was war? Pustekuchen war. Es hat geregnet und zwar durchgängig, so daß ich mich zwischendurch gefragt habe, ob ich von einem Tief namens Klaus verfolgt werde. Und die Wege waren natürlich, ob dieser offensichtlichen Schwäche im landwirtschaftlichen Wegebau, verschlammt und schwer zu gehen. Da wo versucht worden ist mit Teer zu arbeiten, bildeten sich tiefe Pfützen, die von den vorbeifahrenden Fahrzeugen auch nicht immer zu umfahren waren. Prost Mahlzeit. Bei aller schlechten Laune, konnte das miese Wetter die Wirkung dieser Weinberge doch nicht gänzlich schmälern, aber das nächste Mal gucke ich mir das bei strahlendem Sonnenschein in irgendeinem Herbst an.
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32. Etappe: St. Jean de Losne – Nuit St. George

Nachdem das bei der Ankunft und am Abend im Restaurant des Campingplatzes mit Blick auf den Fluß so schön war, hab ich mich kurzfristig entschlossen noch eine Nacht dranzuhängen und morgen mal so richtig zu chillen. Auf den Fluß gucken und lesen. Sonnenschein inklusive. Kaum war das abgemacht und ich lag im Schlafsack, begann es zu regnen. Und zwar leise aber stetig, was für eine Nacht im Zelt in etwa so einschläfernd ist wie eine ganze Staffel Superdrumming. Ich lag also wach, dachte drüber nach, warum ich mir das überhaupt antue und was das alles soll und schlief dann doch irgendwann ein.
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31. Etappe: Mont Roland (Dole) – St. Jean de Losne

Heute geht es rüber nach Burgund. Zunächst mal muß ich aber wieder den Berg hoch, hin zur Kirche, um wieder in die Spur zu kommen. Außerdem hat es mich gejuckt mal zu gucken, wie die portugiesische Community in Frankreich, denn ihre Fatima feiert. Das war gestern schon ganz interessant, glich aber mehr einem Warmlaufen und dem Treffen letzter Vorbereitungen, auch wenn es gestern schon Prozession und Feuerwerk gegeben haben muß, weil es so im Programm stand. Und heute war das ganz großes Kino. Morgens früh, halb neun in Portugiesisch-Frankreich und es wird bereits Fleisch gegrillt und Reispfannen werden warmgemacht. Es gibt süßes Gebäck und Kaffee, viele greifen reichlich zu und zeitgleich läuft die Frühmesse, übertragen über Außenlautsprecher. Ein munteres Durcheinander und natürlich fehlt weder Sagres noch Super-Bock oder Vinho Verde zum anständigen Frühschoppen. Es ist eine Lust den Männerrunden dabei zuzusehen, wie immer neue Teller rangeschleppt werden, die genauso selbstverständlich geteilt werden, wie die neue Flasche Wein oder das Bier. Herrlich.
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30. Etappe: Abbaye d‘ Acey – Mont Roland (Dole)

Da es ein langer Tag werden würde, war ich bereits um 7:00 beim Frühstück. Alleine, weil just um die gleiche Uhrzeit die Frühmesse stattfand. Das fand ich, nach der Begegnung mit den Dorfheiligen am Abend vorher, nicht wirklich schlimm. Der Herbergsvater hatte mir auch bereits gestern erklärt, wo alles ist. Und dann? Nescafe auf dem Tisch, also nicht dieses Clooney-Zeugs, sondern löslicher Kaffee. In Frankreich. Eigentlich unglaublich. Aber eine lustige Wiederbegegnung mit den Kaffeegenüssen meiner Kindheit. Wenn damals nämlich von einer guten Tasse Filterkaffee die Rede war, war das die Ausnahme für Sonn- und Feiertage. Unter der Woche gab es sonst halt Nescafe. Und mir hat er heute geschmeckt. Der Rest vom Frühstück auch, aber auch diese Brüder haben einen Hang zu Plastikverpackungen von Marmelade und Jogurt.
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29. Etappe: Versoul – Abbaye Acey

Nachdem ich mich ja bereits gestern um die entsprechenden Fahrkarten gekümmert hatte, ging es heute nur noch darum zum richtigen Zeitpunkten am richtigen Bahnsteig bzw. Bussteig zu stehen. Da die französische, genauso wie andere eher mediterran ausgerichtete, Bahnen darauf verzichten, den Bahnsteig auf ihren Fahrplänen anzudrucken, sondern ihn lieber kurz vorher auszurufen oder/und mit Hilfe großformatiger Displays kundzutun, kann das schonmal zu hektischer Rennerei führen. Deshalb war ich frühzeitig am Platz, hatte also jede Menge Zeit, um genau dieses Interrail-Gefühl nochmal aufkommen zu lassen, das ich gestern bereits verspürte. Es ist dieses Ungewisse im Planbaren, dieser Bammel vor dem kleinen Mißgeschick, dieses Abenteuer im Standardisierten, was heute genauso aufregend ist, wie vor dreißig Jahren.
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28. Etappe: Filain – Versoul

Interrail 2.0. Mehr sag ich nicht. Ein Jungbrunnen. Aber die Geschichte sei von Anfang an erzählt.
Auf der eigentlichen Strecke gibt es immer wieder Engpässe mit Übernachtungsmöglichkeiten, die sich bislang aber immer auch kurzfristig aufgelöst haben. Eben bis gestern. Es war einfach nichts zu machen. Also habe ich kurzfristig umdisponiert und bin heute in Vesoul unter und shuttle morgen von hier aus wieder an die Strecke.
Zunächst mal mußte ich aber nach Vesoul kommen und zwar zu Fuß, knappe 16km. Da ich keine Karten aus der Gegend dabei habe, habe ich mich auf google maps mit der beta-Version für Fußgänger verlassen, verlassen müssen. Ich hatte allerdings ein mulmiges Gefühl.
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27. Etappe: Villersexel – Filsain

Tja, der Abend war tatsächlich lang, weil ich – schon ein wenig assimiliert – erst um 20: 30h zum Essen gegangen bin. Das kann man mal machen, aber mit einer Quiche als Vorspeise und in Honig marinierten Tranchen vom Eisbein mit Bratkartoffeln, schläft es sich dann halt schlecht. Ich bin also reichlich gerädert auf die Strecke gegangen, was ich aber schon nach wenigen Metern nicht mehr spürte.
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