28. Etappe: Filain – Versoul

Interrail 2.0. Mehr sag ich nicht. Ein Jungbrunnen. Aber die Geschichte sei von Anfang an erzählt.
Auf der eigentlichen Strecke gibt es immer wieder Engpässe mit Übernachtungsmöglichkeiten, die sich bislang aber immer auch kurzfristig aufgelöst haben. Eben bis gestern. Es war einfach nichts zu machen. Also habe ich kurzfristig umdisponiert und bin heute in Vesoul unter und shuttle morgen von hier aus wieder an die Strecke.
Zunächst mal mußte ich aber nach Vesoul kommen und zwar zu Fuß, knappe 16km. Da ich keine Karten aus der Gegend dabei habe, habe ich mich auf google maps mit der beta-Version für Fußgänger verlassen, verlassen müssen. Ich hatte allerdings ein mulmiges Gefühl.

Zunächst war das aber unproblematisch, weil sich der Herr Google an einem Radweg orientierte. Breiter Weg, ausgeschildert. Als das Gerät mich aber aufforderte in dreißig Metern rechts abzubiegen und da auch tatsächlich ein Trampelpfad oder Trail, wie der Neudeutsche sagt, war, habe ich nach der versteckten Kamera gesucht. Woher kennt dieses weltweit operierende Unternehmen diesen Trampelpfad in der französischen Walachei? Und ist das auch der richtige Weg für mich? Zwei wichtige Fragen, wobei die erstere von Anderen beantwortet werden muß und ich bei der zweiten keine Alternative gesehen habe. Also rein in den Trail. Das ging noch ein paar Mal so, aber – was soll ich sagen – ich war in der angegebenen Zeit an der Unterkunft, einem Ibis-Hotel, das mit einem günstigen Feiertagspreis gelockt hatte. Das ist schon großartig, also nicht die Ibis-Hotels, sondern dieses GPS. Aber die ganze Zeit Schiß zu haben, daß der Akku vom Smartphone schlappmacht und zweimal mitgeteilt zu bekommen, daß nun aber kein GPS-Signal mehr da ist, was sich mit dem alten Ausschalten-Wiedereinschalten-Ding wieder beheben läßt, macht auch die Grenzen dieser Technologie deutlich. Sie hat zwei Nachteile. Sie braucht Strom, immer und sie ist Technik.

Im Hotel war dann erstmal Siesta und auf arte lief der alte Robin Hood Schinken, die ich persönlich ja besser finde als die Neuverfilmungen. Gegen vier bin ich los und hab die Stadt angeschaut. Zuvor musste ich allerdings noch am Bahnhof meinen shuttle klären. Und das war echt wie zu besten Interrail-Zeiten. Du willst wohin, weißt aber nicht, wie du das Ziel richtig aussprichst und die Kollegin hinterm Schalter versteht irgendwas. Nach kurzem hin und her, habe ich dann in der sncf-App die gewünschte Verbindung eingegeben und ihr mein Smartphone in die Hand gedrückt. Dann hatte ich meine Fahrausweise und alles war gut. Aber draußen vor der Tür hab ich mich erstmal hingesetzt und die alten Interrailgeschichten nochmal hervorgeholt und diese Verhandlungen mit Schaffnern über zuschlagfreie Fahrten im Talgo (ja, gab es) oder von Militärpolizei bewachte Übernachtungen vorm Bahnhof in Porto Revue passieren lassen. So ein wenig fühlte sich das eben so an, allerdings durch die App deutlich vereinfacht.

Und dann bin ich in die Stadt, was an einem Feiertag in einer eher industriell und weniger touristisch geprägten Urbanisation keine so gute Idee ist, weil eben wenig los ist. Die Geschäfte haben zu und die Einwohner ziehts an solchen Tagen aufs Land. Unabhängig davon kann man ja Steine bestaunen, was ich auch getan habe. Vesoul ist im Altstadtbereich durchaus sehenswert und zeigt, eben im Kontext der industriellen Prägung, einen ganz eigenen Charme. Ich habe es mir auch nicht nehmen lassen, den Stadthügel -la Motte- zu besteigen und einen weiteren Panoramablick über Stadt und Gegend zu genießen. Dabei geriet mir auch das PSA-Werk vor die Augen, wobei es schon betrüblich ist, daß auf dieser Riesenfläche nur noch 4500 Leute Arbeit finden. Das man dieser Stadt das auch ein wenig anmerkt, brauche ich sicherlich nicht zu erwähnen. Trotzdem ist es ein nettes Städtchen und mit der Melodie des Chansons von Jaques Brel, der die Stadt besungen hat, suchte ich mir was zum Abendessen.

Die Sonne schien noch wärmend und es war an der Zeit mal draußen zu essen. So landete ich dann in der Bar beim Kino, die ganz zeitgeistig auf Burger setzte, was die Küche mit einem Burger Chevre, also mit Ziegenkäse überbacke, aber schön französisch hininterpretiert hat. Dazu Pommes und n Salat. Alles Gut!

Ein Gedanke zu „28. Etappe: Filain – Versoul

  1. Ganz schön spannend mein lieber Pilgergeselle. Da lohnt es sich vielleicht mal Ausschau zu halten nach einem Solarpanel zum Aufladen des Handyakkus. Ich kann dir da Powermonky empfehlen. Ist leicht und zuverlässig!
    Werde jetzt mal noch die anderen Etappen lesen….

    Bon Route!

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