Heute geht es rüber nach Burgund. Zunächst mal muß ich aber wieder den Berg hoch, hin zur Kirche, um wieder in die Spur zu kommen. Außerdem hat es mich gejuckt mal zu gucken, wie die portugiesische Community in Frankreich, denn ihre Fatima feiert. Das war gestern schon ganz interessant, glich aber mehr einem Warmlaufen und dem Treffen letzter Vorbereitungen, auch wenn es gestern schon Prozession und Feuerwerk gegeben haben muß, weil es so im Programm stand. Und heute war das ganz großes Kino. Morgens früh, halb neun in Portugiesisch-Frankreich und es wird bereits Fleisch gegrillt und Reispfannen werden warmgemacht. Es gibt süßes Gebäck und Kaffee, viele greifen reichlich zu und zeitgleich läuft die Frühmesse, übertragen über Außenlautsprecher. Ein munteres Durcheinander und natürlich fehlt weder Sagres noch Super-Bock oder Vinho Verde zum anständigen Frühschoppen. Es ist eine Lust den Männerrunden dabei zuzusehen, wie immer neue Teller rangeschleppt werden, die genauso selbstverständlich geteilt werden, wie die neue Flasche Wein oder das Bier. Herrlich.
Ich kann nicht anders, finde mein Plätzchen bei den Freunden des 25. April 1974, dem Datum der Nelkenrevolution in Portugal und genehmige mir auch ein Bocadillo und ein kleines Sagres. Dabei kommt mir die Frage, warum um Gottes Willen, sich denn alle MigrantInnen bei uns so fürchterlich integrieren sollen? Wo bitte bleibt der Spaß an der Vielfalt, das Lernen voneinander? Wieviel Angst vor dem Fremden muß denn da sein, um alles gleich machen zu wollen? Diese portugiesische Community, die echt mit nicht enden wollenden Buskarawanen rangekarrt werden, teilweise sogar aus der nahen Schweiz, die in großen Plastiktaschen ganze Großfamilien-Picknicks dabei haben, die einfach feiern wollen, daß es sie gibt, sie und ihresgleichen, mit gleicher Vergangenheit, Sprache, Musik- und Geschmackskulturen. Das ist doch ein großartiger Beweiß, das es die Vielfalt braucht. Mehr als alles andere.
Ich muß aber weiter, habe ja auch heute noch ein Ziel und gegen Mittag erreiche ich die Saone, an der ich drei Stunden entlangwandere, um dann meinen Etappenort, St. Jean de Losne, zu erreichen. Die Saone fließt ruhig dahin , nur ab und an schlägt ein Boot Wellen. Die Sonne scheint und ich erreiche den Campingplatz. Heute gibts nämlich eine Premiere. Heute schlage ich zum ersten Mal mein Zelt auf. Das klappt auch und nun sitze ich am Fluß und schreibe. Ich werden diesen Platz auch heute nicht mehr verlassen. It’s the place to be!
Herrlisch wie du schreibst….gönne mir endlich im Urlaub den Genuss, alle Berichte „nach“ zu lesen und werde ab jetzt deine Begleiterin auf der Tour sein….ich freue mich, wenn ich über Menschen lese, die ihr soziales Verhalten nicht verlernt haben…sogar pflegen….merke wieder mal, dass es ein Teil dessen ist, der mir am Süden so gefällt…..ich drück dich aus der Ferne und wünsche dir einen guten weiteren Weg….Venceremos
Ulla