27. Etappe: Villersexel – Filsain

Tja, der Abend war tatsächlich lang, weil ich – schon ein wenig assimiliert – erst um 20: 30h zum Essen gegangen bin. Das kann man mal machen, aber mit einer Quiche als Vorspeise und in Honig marinierten Tranchen vom Eisbein mit Bratkartoffeln, schläft es sich dann halt schlecht. Ich bin also reichlich gerädert auf die Strecke gegangen, was ich aber schon nach wenigen Metern nicht mehr spürte.

Endlich war es warm, die Sonne schien und die Landschaft zeigte sich von ihrer besten Seite. Dieses Franche -Comte bzw. der Bereich wo ich unterwegs bin, Haute-Saone, zeigt sich als sanft hügeliges, sattgrünes Weideland, geprägt von eher klein- und mittelständischen landwirtschaftlichen Betrieben. Die zahlreichen grasenden Kühe hab ich mal als Beleg für eher extensive Viehhaltung gewertet und über jedes zu sehende Horn habe ich mich auch gefreut. Gelegentliche Wälder und Dörfer mit morbidem Charme und vielen a vendre – Schildern vervollständigen das Bild. Das kann einen schon aus nacktem Eigennutz betroffen machen, wenn du einfach merkst, daß sich das mit der typisch französischen Bar Tabac auch erledigt hat. Der ländliche Raum wird zum schützenswerten Kulturraum und wie man das schafft ohne potemkische Dörfer zu produzieren, wo auch niemand leben will, ist eine drängende, ich nehm das einfach schonmal vorweg, europäische Frage und da helfen Millionen für noch ein Straßenbauprojekt gar nichts.

In der Gegend gibts auch einige Schlösser, die schön anzuschauen sind. Wie sich die Region, wo ich zumindest sonst eher Richtung Mittelmeer durchbrettere, eh für den kulturbeflissenen Bildungsurlaub eignet. In einem Dorf gab es sogar einen Tante Emma Laden, manchmal wichtiger wIe eIn Schloß. Ich hab mich auch gefreut. Aber weil es da schon kein Brot mehr gab, bestand mein Dejeuner aus Banane, Kinder-Bueno und ner Dose Bier. Nicht schön, aber selten.

Im eigentlichen Zielort gab es keine Unterkunft, sondern nur 3,5km außerhalb, die es dann auch noch zu Laufen galt. Und es war wie immer. Die letzten Meter ziehen sich, der Stau kurz vor zuhause ist immer der Zäheste usw.
Irgendwann stand ich aber vor meiner Unterkunft, heute einer chambre d‘ hote, geführt von zwei Schweizern und hatte einen herrlichen Überblick über die ganze Region. Die Unterkunft liegt auf einer Hochebene und man hat ein Superpanorama. Die Schweizer Herbergseltern hatten Besuch von weiteren vier Schweizern und das gemeinsame Abendessen lief sprachlich an mir vorbei, weil ich mich entweder auf das Zuhören konzentrieren muß oder auf das Genießen. Die Entscheidung war schnell gefallen, weil sich das auch echt gelohnt hat. Ich selber falle gleich genauso schnell in die Kiste, weil das heute satte 31km waren und nebenher noch die Unterkünfte für die nächsten Tage klarzuziehen waren, was mit den sprachlichen Hürden und der digitalen Diaspora schon auch Nerven kostet.