33. Etappe: Nuits St . George – Beaune

Och, was hatte ich mich auf diese Etappe gefreut. In meinen kühnsten Träumen flaniere ich bei bestem Wetter durch die berühmten Weingärten der Cote d‘ Or, die langsam zur Cote d‘ Beaune werden und überall gibt es was zu probieren und freundliche Worte. Mittags dann Einkehr in einem abgelegenen, aber exzellenten Restaurant und am frühen Nachmittag gut gelaunt und entspannt in Beaune eintreffen und die Stadt anschauen. Und was war? Pustekuchen war. Es hat geregnet und zwar durchgängig, so daß ich mich zwischendurch gefragt habe, ob ich von einem Tief namens Klaus verfolgt werde. Und die Wege waren natürlich, ob dieser offensichtlichen Schwäche im landwirtschaftlichen Wegebau, verschlammt und schwer zu gehen. Da wo versucht worden ist mit Teer zu arbeiten, bildeten sich tiefe Pfützen, die von den vorbeifahrenden Fahrzeugen auch nicht immer zu umfahren waren. Prost Mahlzeit. Bei aller schlechten Laune, konnte das miese Wetter die Wirkung dieser Weinberge doch nicht gänzlich schmälern, aber das nächste Mal gucke ich mir das bei strahlendem Sonnenschein in irgendeinem Herbst an.

Völlig durchnässt bin ich dann in Beaune angekommen und hab mein Zimmer bezogen. Eigentlich ganz ok und mitten in der Stadt. Was mich aber heute ganz besonders nervt, weil ich ja Sachen trocknen muß: Liebe Hoteliers dieser Welt, wer treibt euch denn zu diesen komischen Kleiderbügeln, die nur in den zumeist muffigen Schränken ordentlich aufzuhängen sind? Nennt Namen. Was soll das? Selbst in angeblichen Wander- oder Bikerhotels, selbst in Klöstern (kann ich jetzt mal sagen) gibts das. Und da kommen doch überall Leute an, die ihre Klamotten nach einem Tag an der frischen Luft und im eigenen Saft mal lüften wollen, oder? Wollen die ihre Sachen in irgendeinem Kleiderschrank lüften? Geht das überhaupt? Nein, es geht nicht. Deshalb wünsche ich mir hier und auf der Stelle eine Stange außerhalb des Kleiderschranks, wo ich an ganz schlichten Kleiderbügeln meine Klamotten aufhängen kann. Wenn es diese Stange nicht gibt, kann ich das ja auch – mit einem stinknormalen Kleiderbügel – an die Heizung ins Bad, ans Fensterkreuz oder werweißwohin hängen. Das kann doch nicht so schwer sein und das irgendein Beherbungsbetrieb an geklauten Kleiderbügeln pleite gegangen wäre, glaube ich einfach nicht…

Naja, ich finde ein Lösung und schlafe erstmal den Schlaf des Gerechten. Gegen fünf starte ich dann ins Städtchen und muß sagen, das es schon lohnt, sich von dieser weingetränkten Geschichte einfangen zu lassen, die ja darin gipfelt, daß in vergangenen Zeiten das Hospiz der Stadt durch eine Weinversteigerung finanziert wurde. Die Weinversteigerung gibt es bis heute und sie finanziert bis heute ein Krankenhaus, ist aber längst auch ein internationales Spektakel für die Etikettentrinker. Trotzdem ist das alles sehenswert, gut erhalten und gut aufbereitet.

Yo, und nun hock ich in der Hotelkneipe, hör mir mit dem Portier die Radiosendung zum 35. Todestag von Bob Marley an und probier mich mal so a weng durch… Eigentlich, aber nur eigentlich, ist doch alles gut. Und wenn ich so sinniere, erinnere ich mich auch daran, daß es gar nicht die Nässe ist, die nervt, sondern die fehlende Aussicht, die Blicke ins Land und die fürs Detail, die mir genommen werden. Das kann ich natürlich unter Erfahrung buchen. Wann komm ich normalerweise mal quasi dauerhaft und über mehrere Stunden bzw. Tage mit Wetter in Berührung?