46. Etappe: Montbrison – Marols

Nachdem ich gestern viel Zeit in der Horizontalen verbracht habe, war ich heute früh wach und zeitig unterwegs. Überraschenderweise hatte es sich nachts ausgeregnet und ich ging bei trockenem Wetter los. Welch Freude. Das Städtchen, 15000 Einwohner und irgendwann mal französischer Zweitligist, war schnell verlassen und es ging wieder in Richtung Wald und Wiese. Allerdings sei noch Moingt erwähnt, das ich unter Vorort gebucht hatte, sich aber als veritabel alter Ort entpuppte, den bereits die ollen Römer wegen der Mineralquellen schätzten. Die Altstadt sieht auch so aus, was ja gemeinhin und auch in meinen Augen als sehenswert gilt.
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45. Etappe: Montverdun – Montbrison

Nun sitz ich hier und eigentlich gibt es nichts zu erzählen. Eine knapp vierstündige Wanderung über 17km durch nieseligen Regen. Von den Äußerlichkeiten her also nichts, was wirklich erwähnenswert wäre, wenn, ja wenn ich nicht das erste Mal das Gefühl gehabt hätte, daß ich mich an den Regen gewöhnt habe. Das sollte jetzt für jemanden, der im Siegerland, einer der regenreichsten Gegenden in Deutschland, geboren ist, nicht verwundern, aber ich gebe dabei zu bedenken, daß ich mich bestimmt 40 Jahre lang nicht mehr freiwillig so lange und so intensiv dem Niederschlag ausgesetzt habe.
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44. Etappe: Pommiers-en-Forez – Montverdun

Ein Wohnwagen ohne Heizung ist auch keine Lösung. Die Klamotten, die ich gestern zum Trocknen aufgehangen habe, haben sich mit der hohen Luftfeuchtigkeit zusammengetan und sind feucht geblieben. Alles andere wollte dem nicht nachstehen und war klamm. Das ist der zentrale Nachteil beim Campen, wenn es regnet. Aber in lauen Sommernächten gibt es nichts besseres. Leider lassen diese Sommernächte noch auf sich warten. Aber beim losgehen regnet es nicht und es verspricht eine recht entspannte Tour zu werden. Flach und viel Geradeaus, was ganz in meinem Sinne ist, weil ich mich mal sortieren muß.
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43. Etappe St-Jean-St-Maurice – Pommiers-en-Forez

Ich bin gegen neun Uhr losgekommen, weil ich einfach auch keine Lust hatte, im Regen loszulaufen und die Wettervorhersage angekündigt hatte, daß es am frühen Vormittag aufhört, was es dann auch tat. Aber es wollte partout nicht aufreißen, was schade war, weil die Landschaft auch ohne Loire herrlich ist. Und so trottete ich meines Weges, machte hier und da ein Foto, überholte die vier Franzosen, die ich schon in St Haon le Chatel getroffen hatte und pflegte ansonsten meine schlechte Laune. Der Mai neigt sich dem Ende zu und es herrscht weiterhin Aprilwetter. Das war ganz anders bestellt. Ich haderte mit dem Schicksal und war genervt. Als dann auch noch die angekündigte Bar-Tabac gleich ganz zu kaufen war und sich nicht mehr mit einem einzelnen Kaffee aufhalten wollte, war der Tiefpunkt erreicht. Der Reiseführer kündigte in knapp 4km die nächste Einkehr an und ich wollte dem Tag eine letzte Chance geben.
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42. Etappe: Haon-le-Chatel – St-Jean-St-Maurice

Was für eine beschissene Nacht. Brüllwarm war es in dem Schlafsaal und irgendwie ist es keine gute Idee spät am Abend noch Rindfleisch zu essen. Ich weiß nicht, wie die Franzosen das aushalten. Hinzu kommt bei mir nun auch senile Bettflucht und ich lag ab halb Vier wach. Und dieses Hin und Her wälzen und nicht wieder einschlafen können und trotzdem wegdösen macht einen ja auch nicht fitter. Hilft aber nichts. Aufstehen, packen, frühstücken und los gehts.
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41. Etappe: Pouilly-sous-Charlieu – Haon le Chatel

Nach einem üppigen Frühstück, zu dem es die Reste vom gestrigen Picknick und eine kalte Cola als Kaffeeersatz gab, konnte ich dann zügig los, weil sich das Zelt problemlos und trocken wieder im Rucksack verstauen ließ. Durchs Örtchen ging es Richtung Loire-Brücke und nachdem ich dieses Tal bereits vor zwei Tagen betreten habe, war das Überqueren dieses Flusses schon ein erhebendes Gefühl. Die Loire, die Weißweine, die Schlösser und all das, zog kurz an mir vorüber. Dann entfernte sich der Weg wieder vom Fluß und ich konzentrierte mich auf den Weg durch grüne Hügel mit weißen Charolais-Tupfern und gelegentlichen Weitblicken und Fernsichten. In St. Romain-la-Motte, begegneten mir dann auch wieder Weinberge und die Hinweise auf die Cote Roannais wurden zahlreicher. In der dortigen Bar-Tabac habe ich dann eine späte Mittagspause gemacht und die nette Bedienung fragte sogar nach dem Bezahlen, ob ich nochmal frisches Wasser für den Weg brauchen würde. Sowas finde ich auf dem Weg immer rührend, weil dieses Wasser aus den Friedhofskränen echt den Verdacht aufkommen lässt, da wäre was beigemischt, damit die Toten auch wirklich liegen bleiben. Schlimm. Da nehme ich doch lieber so ein Angebot an.
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40. Etappe: Le Cergne – Pouilly-sous-Charlieu

Nachdem ich von der Unterkunft bis zum Startpunkt schonmal 6,5km gelaufen war, mußte ich in der Landkantine, die mir von gestern mittag noch in bester Erinnerung war, Einkehr halten, bevor es denn dann weiterging. Neben einer netten Verabschiedung durch die Wirtsleute, wurde mir noch der Hinweis mit auf den Weg gegeben, daß es sehr, sehr chaud werden würde, was sich auch bestätigte. Die fast sieben Stunden durch die Roannaiser Ebene war schon reichlich kraftraubend, weil es warm, sehr warm war und sie die Pflanzenwelt dazu entschlossen hatte, das gute Wetter zu nutzen, um aber auch alles an Pollen in die Welt zu setzen, was verfügbar ist. Für einen Allroundallergiker, der zu Heuschnupfen neigt, sind das echte Großkampftage, weil die Nase läuft, die Augen und der Gaumen jucken und da wo einen die Gerste streift, gibts rote Flecken.
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39. Etappe: Echarmeux – Le Cergne

Nach einem mächtig kleinen petit Dejeuner ging es früh los. Das wäre eigentlich unnötig gewesen, weil es nur vier Stunden Gehzeit sein sollen. Aber ich bin hibbelig. Also los. Den Aufstieg auf den Lippen und die Sonne im Gesicht ging es wieder aufwärts, höhenmetermäßig. Leider führte die heutige Etappe überwiegend durch dichte Wälder, also wenig Fernsichten. Ich hätte aber da auch nicht wirklich n Blick für gehabt, weil ich immer wieder aufs Mobile gucken musste, ob es was neues von den Aufsteigern gibt.
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38. Etappe: Ouroux – Echarmeux

Nach einem großen Kaffee in der örtlichen Bar und einem Croissant war ich bereit für den nächsten Weg, der mich nach Echarmeux in eine Unterkunft führen sollte, die ich noch nicht kannte. Ich hatte es nämlich unterlassen im Voraus etwas zu buchen, weil weder der Reiseführer noch das Internet irgendwas Greifbares hergegeben hatte. Und weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, daß es da kein Bett für mich gibt, bin ich halt drauflos gewandert. Die Gegend begeistert mich immer noch und heute gab es erst recht Blicke ins Land, weil es auf die Höhen des Haute Beaujolais ging. Zwischendurch gab es reichlich Gelegenheit ins Land zu schauen (n Insider) und diese Weite, dieses satte Grün hat es echt in sich. Und dann war ich am Col de Brie, wo es eine Maison de Col de Brie gab, die wohl beim deutschen Tourismusmanager in die Schule gegangen war. Infozentrum, Regionalladen und Cafe; alles in Holzoptik und schön integriert. Ich also rein da, den zweiten Kaffee das Tages und ein Sandwich mit einem Ziegenkäse, dessen Cremigkeit und Frische, sowie diesem ganz dezenten Pelz auf der Zunge, diese Zwischenmahlzeit zu einem echten Erlebnis machte. Das sich aus meiner Schwärmerei für den Fromage ergebende Gespräch mit der Frau vons Ganze, die Englisch sprach, ergab eine echte Perspektive, weil sich die Region, wie ein auf den Kopf gestelltes Dreieck darstellt an dessen Spitze mit Lyon ein europäisches Genußzentrum und eine spannende Stadt ist. Darüber auf der rechten Seite das Maconais als südlichster Teil des Burgund und auf der Linken das Beaujolais als eigenständige Region mit den Weinanbaugebieten und eben diesen bis zu 1000 Meter hohen Bergen. Ich sag mal so: Wer kein Meer braucht, kann da tolle 14 Tage zwischen Urbanität, roten und weißen Leckerlis, sowie Fluß und Berg verbringen. Nur mal so. Die war sehr überzeugend die Frau von der Maison…
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37. Etappe: Tramayes – Ouroux

Es hatte natürlich zugezogen. Zwei Tage gutes Wetter am Stück wäre auch vermessen gewesen. Außerdem war der Vormittag ja anders verplant. Also war ich hinsichtlich des Wetters entspannt, stand doch der Schuhkauf an. Um Neune gings dann endlich los und mit einer siebzigjährigen Engländerin auf Frankreichs Straßen unterwegs zu sein, nebenbei auf Englisch über die Zukunft des Sozialstaats und der europäischen Union, sowie den braunen Kühen zwischen den weißen Charlois (das sind übrigens Limousinrinder, die den Chalorais wieder auf die Sprünge helfen sollen, weil die gesundheitliche Probleme haben) und the rising of Manchester City (die beiden kommen aus Manchester) und trotzdem entspannt zu bleiben, ist ein Zeichen wie gut dieses Unterwegs sein für die worklife-balance ist. Sie hat mich dann beim Decathlon rausgelassen und ist in den Gartencenter weitergefahren. So blieb mir etwas Zeit den neuen Schuh auszusuchen. Mit Füßen und Knöcheln, die seit 31 Jahren mit DocMartens zu tun haben, brauch ich mit den meisten Schuhen, die es bei Decathlon gibt gar nicht erst anzufangen. So blieb zum Schluß ein Schuh über, den es in meiner Größe auch gab und den ich mir sofort an die Füße zimmerte.
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