Nun hock ich hier auf dem Campingplatz, der Stuhl ist organisiert und die Brotzeit gemacht. Der Stromkasten spricht sogar mit meinem Ladegerät und die Dusche ist zwar eine von diesen Drückeduschen, aber es kommt schnell warmes Wasser. Ich bin ganz froh, daß der Platz unterhalb des Städtchens, oder besser Kaffs, liegt, weil in dem Ort lache ich nicht mehr. Die gastronomische Infrastruktur erschöpft sich in einem Cafe de Sports mit Getränken und einem TakeAway-Italiener und der ist schuld, daß ich und dieses Arthez keine Freunde mehr werden. Angesprochen von der interessanten Karte und den verwegenen Kreationen bin ich nämlich da rein und wollte bestellen. Vom deutschen Pizzakutscher kennt man das ja so. Die armen Verhungernden, die es bis vor die Theke schaffen, werden dazwischen geschoben und warten maximal ne Viertelstunde. Die Besteller hocken ja eh daheim auf der Couch. Ein gutes und bewährtes Prinzip, finde ich. Also sage ich welche Pizza ich will und bekomme als Antwort, wann ich die denn wolle. Ich grinse und sage: As soon as possible und denke mir nix dabei. Dann zeigt der Vogel mir seine Liste und das ich so inner Stunde dran wäre. Dann habe ich ihm zu seiner konsequenten und damit sicherlich auch total gerechten Bestellabwicklung gratuliert und bin gegangen. So blöd muß man ja auch erstmal sein. Und weil ich so sauer war, bin ich auf Selbstversorgung umgestiegen, hab den PetitCasino Supermarkt geentert und mir leckere Fischkonserven und frische Tomaten und ne Zwiebel gekauft. Dazu n Baguette vom Bäcker und n Roten aus der Region. Lecker wars…
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71. Etappe: Aire-sur-l’Adour – Arzacq/Arraziguet
Zelttage gehen immer später los, weil das Zelt ja auch wieder abgebaut werden und ich mir selber was zum Frühstücken organisieren muß. Trotzdem möchte ich das nicht missen, quasi mit rundum geöffneten Fenstern zu schlafen und die Luft zu genießen. Und jetzt wo sich die Wetterlage ja zu stabilisieren scheint und ich mich darüber hinaus daran gewöhne ein taufeuchtes Zelt einpacken zu müssen, ist das alles gut und ich um halb neun startklar.
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70. Etappe: Nogaro – Aire-sur-l’Adour
Aus anhaltendem Protest gegen die Unsitten der französischen Gastronomie verweigere ich das mit 12 Euronen deutlich zu teure petit dejeuner und versorge mich im kleinen Sparmarkt, den ich gestern schon gesehen hatte. Beim Bäcker bleibt mir das Herz stehen, weil der zu hat. Ahhh, wir haben Montag und montags ruht das Geschäftsleben in Frankreichs Süden. Es haben nicht alle zu, aber viele und ein System ist nicht zu erkennen. Aber eine offene Bäckerei finde ich noch und kann gemütlich am Kirchplatz frühstücken und zwar mit gekochtem Schinken und Tomaten aufm Baguette und Obst. Lecker und für mittags blieb auch noch was über.
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69. Etappe: Eauze – Nogaro
Heute wird nur halbtags gewandert, weil der Körper mal wieder a weng Ruhe braucht. Ich habe aber gemerkt, daß ganze Ruhetage einen auch ganz rausbringen, weshalb ich das jetzt mal so probieren will. Der Weg führt weiter durch die Weinberge der Cote de Gascogne, aber auch entlang von Mais und Weizenfeldern. Die Sonne lacht und ich bin guter Dinge, obwohl mir der Abend ein wenig in den Knochen hängt. Das war dann doch ein wenig ausführlicher, das EM-Gucken mit den Portugiesen. Aber schön wars. So schlendere ich sinnierenderweise meine 20km runter und glaube bereits Elemente eines Baustils zu entdecken, den ich für baskisch halte. Das ist so ein Fachwerk mit relativ schmalen, dafür aber eng stehenden Balken und wenig Querbalken. Naja, ich komme Euskadi halt näher und freue mich drauf.
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68. Etappe: Condom – Eauze
Nachdem ich gestern noch beschlossen habe, jetzt mal richtig locker zu werden, bin ich erst um 8:00h zum Frühstück und habe das sehr genossen. Choko, Croissant, frisches Baguette, Marmeladen, gekochter Schinken und ein schnittfester Ziegenkäse, der bei uns wohl unter Ziegengouda laufen würde, hier aber anders heißt. Dazu servierte die Dame des Hauses einen Sirup, den ich in gelber Verpackung als Grafschafter Goldsaft kenne. Sie sagte, daß man ein wenig von dem Sirup über den Käse träufelt. Hab ich dann getan und war hin und weg. Hölle, ist das lecker. Zum Abschluß noch zwei Aprikosen kleingeschnitten und Jogurt drüber. Das kennen die Franzosen weniger, sondern haben, natürlich in Plastikportionspackungen, Fruchtpürrees, mit der wahrscheinlich die Industrie die Rückstände bei der Saftherstellung vermarktet. Der Kapitalismus ist schoa a Hund, wie der Oberbayer sagen würde…
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67. Etappe: Lectoure – Condom
Das Frühstück konnte nahtlos an den positiven Gesamteindruck der Unterkunft anknüpfen. Frisches Baguette, selbstgemachte Marmeladen (Aprikosen-Banane und Pflaume), Butter, mal nicht in der Portionspackung, Saft und Kaffee. Das alles serviert in dem schönen Innenhof. So wird einem der Abschied echt schwer gemacht, aber nach ein wenig fb-Befreunden und Liken, gings dann los.
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66. Etappe: St-Antoine – Lectoure
Schlecht geschlafen, aber gut geduscht, gings zum Frühstück mit meinen englischen Gastgebern, einem netten älteren Pärchen aus der Nähe von Oxford, die da immer noch ihre HomeBase haben, aber ihr Arbeitsleben auch schon in Portugal, Spanien und eben Südfrankreich verbracht haben. Und natürlich lief englisches Fernsehen, das heute nur ein Thema kannte: Brexit… Naja, nicht nur. Gibt ja auch noch die EM. Als Madame ihrer Freude darüber Ausdruck verlieh, daß das United Kingdom mit England, Wales und Northern Ireland noch im Rennen ist und immer was von Southern Ireland brummelte, habe ich mir dann meinen Teil gedacht. Und als er über das EU-Bürokratiemonster herzog, mußte ich mit der Frage kontern, ob denn die Downig Street so viel leaner wäre, worauf er etwas kleinlauter wurde. Dann war ich mit Frühstück auch durch und wollte los. Nach einer, trotz aller weltanschaulichen Differenzen, herzlichen Verabschiedung war ich endlich wieder auf meinem Weg.
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65. Etappe: Mossiac – St-Antoine
Gott, bin ich fertig. Und wenn ich den Typen vom Wanderführer erwische, setzt es was. Ich bin nämlich acht Stunden bei Sonnenschein durch eine Landschaft gewandert, wie sie im Prospekt steht, habe den Tarn und die Garonne überschritten und bin nun in der Gascogne. Nix mehr Massiv Central, sondern sanfte Hügel… Hat der Wanderführer versprochen und ich Rindvieh lauf auch jeden Berg hoch, weil gaaanz tolle Blicke versprochen worden waren. Die gleichzeitig wandernden SeniorInnen, die vorsichtshalber schön am Kanal entlang getritschelt waren, sahen im Zieleinlauf auf jeden Fall deutlich besser aus wie ich. Vor lauter Hitze, körperlicher Anstrengung und Wasser besorgen, bin ich nichtmal dazu gekommen, mir über irgendwas ernsthafte Gedanken zu machen. Du bist dann einfach nur Mensch, wie seit vielen Jahrtausenden, damit beschäftigt, da durchzukommen, ohne Schaden zu nehmen. Auch ne Erfahrung.
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64. Etappe: Lauzerte – Mossiac
Nach einem launigen Frühstück ging es auf die Strecke. Wolkenloser Himmel und der Lorenz brannte schon recht heftig. Aber so war das ja geplant und die Landschaft, ein buntes hin und Her von Weizenfeldern und Obstplantagen, machte gute Miene zum sommerlichen Wetter. Kurz. Herrlich. Als dann noch am Wegesrand frischgeerntete Kirschen feilgeboten wurden, war die erste Pause des Tages fällig. Lecker und im Gras sitzen, ohne nass zu werden, hat auch was. Von einer Bank zum richtig sitzen, wage ich schon gar nicht mehr zu träumen. Als dann auch noch der Oberpfälzer um die Ecke bog, wurde die Pause länger als geplant.
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63. Etappe: Montcuq – Lauzerte
Was war ich genervt. Wie doof. Wie blöd. Der Tag war so geplant, daß es einen dreistündigen Spaziergang geben sollte, danach gegen Mittag der Campingplatz inklusive der ausführlch gelobten Waschmaschine und ihres Trockners heimgesucht werden sollte, um danach alles für eine regional geprägte Brotzeit einzukaufen und dieses wirklich pittoresk belegene Städtchen auf sich wirken zu lassen.
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