69. Etappe: Eauze – Nogaro

Heute wird nur halbtags gewandert, weil der Körper mal wieder a weng Ruhe braucht. Ich habe aber gemerkt, daß ganze Ruhetage einen auch ganz rausbringen, weshalb ich das jetzt mal so probieren will. Der Weg führt weiter durch die Weinberge der Cote de Gascogne, aber auch entlang von Mais und Weizenfeldern. Die Sonne lacht und ich bin guter Dinge, obwohl mir der Abend ein wenig in den Knochen hängt. Das war dann doch ein wenig ausführlicher, das EM-Gucken mit den Portugiesen. Aber schön wars. So schlendere ich sinnierenderweise meine 20km runter und glaube bereits Elemente eines Baustils zu entdecken, den ich für baskisch halte. Das ist so ein Fachwerk mit relativ schmalen, dafür aber eng stehenden Balken und wenig Querbalken. Naja, ich komme Euskadi halt näher und freue mich drauf.

Im Zielort teilt man mir mit, daß der Camping schon vor Jahren zugemacht hat. Also suche ich mir was anderes und bin erstmal um. Intensiv-Füße-und-Beine-Schonen. Das mir dabei zwischendurch die Augen zufallen, gehört dazu. Aber auf meine Fortbewegungsmittel muß ich echt aufpassen, weil die neuen Schuhe, die ich ja seit dem Burgund, also auch nur rund sechs Wochen, trage, schon wieder die Grätsche machen. Dabei ist das Obermaterial nicht das Thema, sondern wieder die Sohle, die nach nichtmal 1000km schlapp macht. Aber diese Woche müssen die noch halten, dann kann ich St. Jean Pied de Port neue Treter kaufen. Hoffentlich. Das ist ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Nun ist aber auch gut mit Schonen und Relaxen. Ich beschließe das Achtelfinalspiel der Deitschen in der Sportsbar des Dorfes anzuschauen. Das Spiel läuft. Auf dem anderen laufen Pferderennen und unterm Fußballbildschirm spielen n paar Leute Karten. Das Spiel interessiert nicht so viele, aber die Stimmung im Laden ist groß. Und ich mittendrin. Nun hängt mein Herz nicht an der Nationalmannschaft, aber das der gute Nachbar das erste Tor macht, freut mich schon arg.

Danach packt mich der Hunger, aber viele der Restos die mittags noch aufhatten, haben nun die Rollläden runter. Es bleibt ein Laden und ich bekomme auch noch einen Platz. Das Essen ist ok, aber nicht des Erzählens wert und ich will jetzt eigentlich auch ins Bett. Allerdings ist das mit dem Bezahlen so eine Sache. Nach zweimaligen Rechnung ordern „Addition siwuplä“ kriege ich doch gnädigerweise mitgeteilt, daß an der Theke zu zahlen sei und ich doch meine Tischnummer nennen soll. Ähhh, welcheTischnummer? Ja, mein Tisch sei doch die 32. Das steht aber nirgends. Nichts von diesem deppigen Bezahlmodus steht irgendwo, und für ein Restaurant find ich das schon n starkes Stück. Ich bezahl ja eben nicht nur fürs Essen und hier erbringe ich einen Teil der Dienstleistung selber. Und auf sowas hab ich keinen Bock, bringe das auch zum Ausdruck und gehe genervt ins Bett.