Ich liebe das Internet. So etwas fantastisches. Unglaublich. Aber von Anfang an. Das mir meine Schuhe, die ich ja seit sechs Wochen trage, sohlentechnisch nun auch den Dienst versagen, ist ja bekannt. Das Problem hat sich auf den knapp 60km der letzten Tage soweit zugespitzt, daß ich häufiger Pause machen muß, weil jeder Tritt ungedämpft an meine Haxen weitergegeben wird. Also muß Abhilfe her. So habe ich dann im Netz einen Outdoorladen in Saint Jean aufgetrieben und nach demselben Modell in meiner Größe gefragt, daß ich derzeit an den Füßen habe. Die Antwort kam relativ prompt per Mail. Alles klar. Ab Montag gibts frisches Schuhwerk. Bis dahin muß es halt irgendwie gehen.
Heute ist die letzte der langen Etappen auf französischer Seite, nochmal fast dreißig Kilometer. Danach wirds kürzer, bevor die Pyrenäen überquert werden. Weils heute wieder lang wird und ich länger brauchen werde, packe ich das Zelt noch ein wenig taunasser ein als sonst und mache mich auf den Weg. Halt, vorher frühstücke ich und zwar deutsch. Aus einer Boucherie-Charcutterie kommt ein verführerischer Duft nach frisch gebrühter Wurst und ich kann nicht anders als hineinzugehen und nachzufragen. Es gibt frische Pate, die mächtig nach Leberwurst aussieht, wovon ich eine Scheibe erwerbe. Noch ein Baguette und Tomaten gekauft und fertig ist die Laube. In die Parkanlage vor der Kirche und in Ruhe und mit Genuß Leberwurstbrote in Frankreich genießen. Es fehlt zwar der Kaffee, der durch Cola ersetzt werden muß, aber die Welt ist trotzdem in Ordnung.
Dann gehts los und es herrscht Sonnenschein mit Schäfchenwolken. Heute geht es aus dem Bearn Richtung Pays Basque, dem Baskenland und die Landschaft wird noch ein Stück bergiger. Und auf dem ersten Hügel, den ich erklimme, sehe ich den blauen Schatten der Berge. Die Pyrenäen in Sichtweite. Ein unbeschreibliches Gefühl, zu Fuß bis hierhin gekommen zu sein. Und da melden sie sich auch schon und es wird Zeit für den ersten Stopp.
Das zieht sich bis abends hin und ich komme erst gegen fünf im Etappenziel an, kreuzfertig und todmüde. Als ich an der ersten Bar vorbeilaufe sitzt da der schweizer Maronidealer und bestellt schonmal zwei Bier. Wir quatschen ein wenig, wie es wem wo ergangen ist, aber ich muß weiter in die Horizontale. Und komme in die avisierte Unterkunft und finde alle Türen auf, aber niemand da. Also telefonieren. Jaaa, er käme sofort. Wann ich denn reserviert hätte? Ach heute morgen. Er hätte seit gestern morgen nicht mehr in sein Postfach geguckt, wäre aber in fünf Minuten da. Alles kein Problem. Ich setz mich erstmal hin und bleibe ein wenig angespannt. Er kommt dann, ist sehr nett und ich kriege erstmal ne Wagenladung von Wasser mit Minzsirup hingestellt, was wirklich erfrischend, wen auch gewöhnungsbedürftig ist. Er zeigt mir endlich das Zimmer und ich bin hochzufrieden. Richtig groß und mit einem Fußboden (200 Jahre altes Haus!), der echt zum Niederknien ist. Dann bin ich endlich alleine und die Routine geht los. Rucksack auspacken und… und garnichts. Die Taufeuchte aus dem Zelt hat sich anders als sonst, mal ganz fluffig auf den ganzen Rucksackinhalt verteilt. Alles ist klamm. Also Wäscheleine quer durchs Zimmer, alle Stühle und Kleiderhaken im Einsatz, um die Klamotten über Nacht zu trocknen. Das Zelt trocknet über den Kleiderschranktüren. Hoffentlich geht das gut und ich kriege morgen früh den Kleiderschrank wieder zu.
Dann liege ich frischgeduscht erstmal einfach rum. Es wird viertel nach acht bevor ich mich aufraffen kann, essen zu gehen. Und merke erst beim Essen, daß ich Hunger habe. Es gibt Fisch mit Tomatenreis und fromage blanc mit Früchten als Dessert. Danach wieder aufs Bett. Es gibt so Tage, da ist der ganze Überbau herzlich egal, da geht es nur ums körperliche Wohlbefinden.
es macht Spaß deinen Weg zu verfolgen. An einigen Stellen waren wir selbst schon, bei verschiedenen Fahrten – Strasbourg. insbesondere aber Dole, Cote d’Or, Taizé
ich bin selbst auch auf einem Weg, wenn auch ganz anderer Art: Spurensuche zur Metallisierung. kam bei dir auch schon mal vor, Ort mit Zinn… südlicher Vogesenabhang. Vermutlich häufiger in Landschaft, Orte mit entsprechenden Namen von Bergbau, Metallschmelze, Köhlereien und dergleichen. Fällt mir immer mehr auf, seit ich auf dieser Art Weg unterwegs bin.