92. Etappe: Sahagun – Mansilla de las Mulas

Herrgott, wann hab ich das letzte Mal auf dieser Wanderung so wohl gefühlt? Ich sitze jetzt am Ende eines langen Tages im Garten einer Sidreria und komme zum Schreiben. Der Garten ist voll mit Leuten und es herrscht munteres Treiben. Morgen ist hier ein Mittelalterfest an der Stadtmauer, was aber die Leute nicht von ihrer Freitagsrunde abhält und den Wanderern ists ja eh egal. Mir nicht. Ich genieße das, weil der Tag heute dazu einlädt, also von Anfang an.

Ich bin morgens früh durch Sahagun, einem Namen der in jedem Mittelalterroman zum Jakobsweg fällt, weil es mal das bedeutendste Benediktinerkloster Spaniens war. Damit war die Stadt immer auch Schauplatz des Zwistes zwischen Zisterziensern und Benediktinern, der so voluminös war, daß die Streitigkeiten in der Bayern-SPD homöopathisch erscheinen. Nun bin ich aber im 21. Jahrhundert durch dieses Städtchen gegangen und habe nichts anderes gesehen, als eine Stadt im Umbruch, die sich dem nicht stellen will. Es ist nun nicht mehr als eines dieser Mittelzentren, die es wohl überall gibt. Ärzte, Apotheker und Filailleiter der Bank kommen von da weg und gerade so über die Runden. Die Handwerker haben weite Wege in den Landkreis und das Lebensmittelhandwerk krebst rum. A vendre. Die Gastronomie versuchts mit Internationalismus und es gibt die zwangsläufige Guiness-Pinte, was neben Sonnenstudios und Reisebüros in der Regel ein Zeichen für das langsame Sterben einer Kommune ist. So fängt der Tag ja gut an. Ich im Strukturwandelmodus und mit der Unnachsichtigkeit, die manchem auch schonmal aufstößt. Hier ist tote Hose, und wer gestern abend die Omas und Opas mit den Enkeln auf dem Corso gesehen hat (jaaaa, ich war doch noch mal los. Wollte das sehen.), weiß auch, das die Eltern irgendwo anders sind. Wer da ist, sind diese Pilgerwanderer und -innen. Aber was macht man da? Nichts. Die Bedeutung der Stadt erschließt sich nicht interaktiv oder multimedial, sondern auf verblichenen Blechschildern. Eine Bezugnahme auf die neuere Mittelalterkrimi-Literatur habe ich auch nirgends gefunden, während ich in Tölz vor ein paar Jahren auf mehrere „Mit dem Bullen von Tölz durchs Städtchen“-Rundgänge angesprochen wurde. Also latsch ich da morgens durch und dann weg.

Dann geht es lange in Sichtweise der N120 durchs Land und ich frage mich die ganze Zeit, ob ich das, was ich jetzt sehe, schon vor gefühlten 100 Jahren mit dem Motorrad gesehen habe? Ich bin nämlich in den späten 80ern/ Anfang der 90er Jahre schonmal Richtung Santiago mit der XT gefahren und die N120 kommt mir vor wie eine alte Bekannte. Aber ich kann mich an nichts konkret erinnern, weil es eben ein Unterschied ist, ob ich da mit 80/90/100kmh vorbeiziehe oder zu Fuß gehe und, was mir neulich mal ein Fahradfahrer gebeichtet hat, den Fotoapparat immer zur Hand habe, während selbst der Fahradmensch Aufwand treiben muß, weil er den Apparat eben nicht um den Hals tragen kann. Die Grübelei hat alsbald ein Ende und es geht rechts ab in die Pampa zwischen N120 im Süden und dem kantabrischen Gebirge im Norden.

Im Wanderführer steht, die Strecke hätte was von afrikanischer Savanne. Nun gut, hab ich mir gedacht. Dieser Wanderweg muß ja auch als Abenteuer verkauft werden, deshalb üppig-exotische Vergleiche. Hab ich mir gedacht. Und als maximal durch Daktari und Prof. Grzimek an Afrika geschulter Mensch muß ich sagen, daß das schon so aussah wie in den Siebzigern im Fernsehen. Ohne Löwen. Aber gelbes Gras (keine Getreidefelder) und zwischendrin ein paar Bäume. Einzelstehend. So groß, daß die da mindestens schon immer da stehen. Keine Strommasten und kurzsichtigerweise würde ich auch sagen, daß es nirgends eine Windkraftanlage zu sehen gab. Aber in der Ferne waren Berge, hohe Berge zu sehen, was ein gigantisches Bild ergab, vor allem auch weil in Sichtweite weder vor noch hinter mir irgendjemand zu sehen war. Das war so knapp zwei Stunden echt toll. Dann kam der erste Boxenstopp und die Kampfaufgaben. Am Nebentisch versuchte ein asiatischer Teenager mit Fingersocken (das war mir vorher aufgefallen) zusammen mit zwei Belgiern rauszukriegen, wo sie denn sind. Der Jakobsweg hat in der Gegend nämlich zwei Varianten. Variante 1:Landschaftlich reizvoll. Vier Stunden keine Kneipe. Variante 2: N120 für Fußgänger, aber niemals Angst haben müssen zu Verdursten, was ja für Metropolenkinder, die selbst auf dem Schulweg mit Wasserflasche gesichtet werden, ein echtes Thema zu sein scheint. Egal, die asiatische Kollegin, samt Mutter und die Belgier versuchten nun zu klären, was zu tun ist. Ich habe dann mit meinem Kartenmaterial (also das was der Wanderführer da als Karte reingefriggelt hat. Ist aber mehr als viele andere machen. Deshalb an dieser Stelle mal ein großes Lob an den Rother Bergverlag) mal erklärt, wo wir jetzt sind und welche Alternativen es gibt. Für mich war das ja klar. 18km ohne Shoppingoption, ohne Einkehr. Aber geradeaus und gut ist. Die Belgier guckten dann erstmal nervös in ihrem Reiseführer und haben sich dann wegen der 2Euro günstigeren Herberge für die kürzere Etappe und den insgesamt längeren Weg entschieden und die Kollegin und ihre Mama haben sich dann in der Herberge eingebucht, weil sie mehr als 10km am Tag nicht aushalten. Die Mädels haben mein Verständnis. Die Jungs sollen an ihrem Geiz verrecken. Und ich erwähne an dieser Stelle nochmal das Geiz und Neid zu den Todsünden gehören. Dabei ist mir egal, ob da wer in der Hölle landet, aber ich halte das Nachdenken über die sieben Todsünden und die Frage an sich selbst, ob ich das will bzw. bin, für eine gute Übung. Mach ich auch manchmal. Aber eitel wie ich bin und allgelegentlich aufbrausend, gibt das mit dem Himmel nix.

Dann kamen tatsächlich fast 18km Einsamkeit. Kein Mensch zu sehen, nur menschliche Spuren. Eisenbahntrassen und Autobahnen. Erlebt auf Wegen, die mal von Baufahrzeugen benutzt worden sind. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, daß die Spanier diese neuen Straße  genau über den historischen Weg gebretzelt haben, weil sie sich nicht vorstellen konnten, daß irgendwer da zu Fuß her will und auch noch Geld dafür bezahlt, daß das naturnah und verkehrsfern geschieht. Trotzdem hab ich an die Berge gucken können (was schon super ist.Berge, hohe Berge insbesondere, haben sowas Erhabenes. Ich guck da gern hin), bin nicht verdurstet und hab meinen strukturpolitischen Aufschlag des Morgens an Überlegungen zum Thema Straßenbau als strukturpolitisches Instrument fortgeführt, was aber darin gipfelte, daß ich überlegte, welcher Abgeordnete so doof wäre, so eine Arbeit in seinem Büro schreiben u lassen und warum genau die, obwohl sie wissen, daß es eigentlich doof ist, nicht müde werden ihre Hinterbänklererfolge zu feiern, die ein Stück Teer in den Bundesverkehrswegeplan gebracht haben. Ich denke, die spanischen Regionen am Jakobsweg können dazu was erzählen. Wen ich dazu auch einladen würde, wären Leute von Tesla, die zum Auto eine Ladeinfrastruktur anbieten, die sorgenfreie Elektromobilität in Deutschland aufgebaut haben, obne das jemand eine Bürgerinitiative gegründet hat. Jaaaa, tut mir leid. 18km Einsamkeit erzeugen bei mir keine Erleuchtung, nix irgendwie Spirituelles, sondern eben nichts anderes als ein tieferes Nachdenken über die Themen, die anstehen und aus denen wir betriebliche, gewerkschaftliche und staatliche Politik machen müssen. Am besten aus einem Guß. Und mit vielen anderen. Ja, auch mit dir. ☺

Mit alle dem komm ich im Etappenziel an und weiß schon aus der Ferne, daß ich da nicht bleiben werde. Es sieht düster aus. Dunke, gedeckte Farben an den Häusern. Scheisstimmung schon von weit weg. Das wird im Ort nicht besser. Viele vergitterte Fenster und keine Gastronomia, sondern Pilgerversorgungsstationen. Ich will weg, weiter, obwohl das heute schon 31km Strecke waren. Egal. Das geht hier gar nicht. Eine Cola, ein kleines Bier und weiter. Raus aus dem Ort und gleich gehts besser. Weitergehen…Der nächste Ort kommt rasch in Sicht, oh das war nur das Industriegebiet. Aber irgendwann ist gut und ich bin im Ort und komm mir vor wie diese uralt-Villabacha-Villariba Werbung. Da oben das dunkle Dorf, hier die Guten. Ich komme in einer kleinen Pension unter. Der Chef informiert, wo ich gut essen kann, das morgen Fiesta ist und überhaupt. Ich ruhe, gehe aus, kaufe neue Fußsalbe, esse hervorragend und interessant und nun hock ich hier. In der Sidreria. Alles gut. Für heute abend jedenfalls und hoffentlich sind meine MünchnerInnen und die anderen auch heile geblieben. Aber es war ja auch nur ein Amoklauf und kein Bombenangriff, wie die -mir selber impulsiv nahegelegene- Wallung in fb vermuten ließ. Damit bin ich aber wieder dabei drüber nachzudenken, wie wir eine Welt erzählen wollen, die mit Klimawandel, Ressourcenknappheit und Bevölkerungsveränderungen hinsichtlich Raum und Alter (so kann man Migration auch umschiffen ☺) und ein paar Bekloppten so locker umgeht, wie die Leute in Tel Aviv.

91. Etappe: Carrios de los Condes – Sahagun

Uppsa. Die zwei Öchtele als Absacker an der Theke, verbracht mit einer Slowakin, die seit 16 Jahren in London lebt und nun nun nach dem Brexit ernsthaft überlegt, wieder in die Slowakei zu gehen, waren zwar klug angelegt, weil es ein interessantes Gespräch war, aber eben zum falschen Zeitpunkt, geht es doch heute um knapp vierzig Kilometer. Aber ein weiterer hilfreicher Impuls, erstens die Einschätzung zu verbreiten, daß die BritInnen nicht gewußt haben, was sie da tun oder eben strunzdoof sind. Zweitens, und das ist evtl. fundierter, die Aufforderung zu veröffentlichen doch bitte schön, diese Europäische Union Lissabon-Strategie und Bologna-Beschlüsse schleifen zu lassen und eine Strategie Guten Lebens, adaptierend die Konzepte des buen vivirs aus Lateinamerika, zum Gegenstand des politischen Diskurs und der administrativen Umsetzung zu machen. Die slowakische Kollegin hat als Managerin eines Textilkonzerns jedenfalls sofort verstanden, worum es geht.

Unabhängig von alle dem bin ich um halb acht auf der Straße und versuche von Anfang an die Gesamtlänge der Strecke aus dem Kopf zu kriegen, sondern an die nächste Landmarke, sei es ein Aussichtspunkt oder eine Ortschaft zu denken. Die sind dankenswerterweise im Wanderführer vermerkt, so daß ich mich daran orientiere. Und so habe ich gleichzeitig immer eine Orientierung, wie ich unterwegs bin, ob ich renne oder schleiche und wieviel Zeit ich mir für die Pausen lassen kann. Die erste längere Pause kommt ganz vorschriftsmäßig nach zwei Stunden und wird fast fränkisch. Mitten in der Pampa, aber eben zum richtigen Zeitpunkt hat jemand, der mitgedacht hat seinen Container aufgestellt, um den herum er sein Freiluftcafe betreibt. Soweit so gut. Was macht der Kerl morgens um halb zehn? Richtig, er hat den Grill schon im Betrieb und ich sehe dünne, helle Würstchen. Ich frage nach. Ja, Schwein. Nein, kein Piment, keine Chorizo. Ja, könnt ich im Weck haben. Und dann sitze ich, westfälischer Arbeitsmigrant nach Unterfranken, da und mümmel mit einer Freude an meinem Bratwurstweck, daß mancher geborene Franke blass werden würde. So ein Spaß. Vor allem auch die befremdlich bis angewidert guckenden Menachen anderer Frühstückskulturen… Manchmal muß man halt Flagge zeigen.

So hangele ich mich durch die wohl flachste Ebene, die ich je zu Fuß betreten habe, von Landmarke zu Landmarke, kehre hier ein und dort, kriege an einer Stelle noch ganz tolle Empanadas, die hausgemacht sind, habe dort auf einem Hügel von Haushöhe einen fantastischen Rundumblick und komme so ins Ziel. Natürlich bin trotz aller Psychohampelei und Selbstbetrug körperlich a weng geschafft. Da trifft es sich ganz gut, daß die avisierte Herberge vorm Stadttor, also dem mittelalterlichen liegt und ich die Besichtigung auf morgen verschieben kann. Ich checke ein, entdecke ein funtionierendes Resto und beschließe diesen Fleck Erde heute nicht mehr zu verlassen. Und das war fast weise. Ein wenig geduckelt, ein wenig gelesen, fast spanisch erst um acht zum Essen geschlendert und mittlerweile wiederhergestellt. Ab morgen wirds allerdings lustig. Die gute Fußcreme, die ich in Straßburg ahfgetan hat, geht zu Ende. Also gilt es in einer der hiesigen Farmacias ein ähnliches Produkt aufzutreiben. Da das sprachlich ja anstrengend werden kann, hab ich Tube nun nah am Mann. Ich schweife ab. Essen war ok. Ne gescheite, halbwarme Gemüsesuppe mit Erbsen, Möhren, Pilzen und Porree (für den Sahagun berühmt ist) vorneweg und dann Bauernhühnchen von hinterm Haus, gegrillt. Das finde ich in Spanien nämlich super. Die schneiden das Hähnchen an der Wirbelsäule auseinander (schon tot natürlich. Nur das hier keine Mißverständnisse auftauchen) und drücken die Hälfte platt und legen die so auf den ganz normalen Grill. Die Hitze verteilt sich halbwegs gleich und kein Mench braucht einen Weber-Spezial-und-Extrateuer-Krams. Lecker wars auch. Nu bin ich satt und auch schon wieder müde. Was soll ich mehr wollen? Oder wie schön kann das sein… 

90. Etappe: Itero de la Vega – Carrion de los Condes

Gut geschlafen und um sechse wach. Das passt, weil es heute auf 34km geht. Folglich trödele ich etwas fokussierter rum und bin tatsächlich um halb acht auf der Straße, aufgefüllt mit Kaffee und Orangensaft. Es ist bewölkt und hat abgekühlt, was ich gerade nicht wirklich schlimm finde. Nerviger ist dabei die steigende Luftfeuchtigkeit, die wiederum für das ganz besondere Licht dieses Morgens verantwortlich ist. So hat alles sein Gutes. Die Landschaft präsentiert sich nämlich weiterhin in ermattender Eintönigkeit, was zwar seinen Reiz hat, der aber langsam ausgespielt ist und nur durch die neuen Lichtverhältnisse wieder gewonnen hat. Dadurch wird auch die weitere Verflachung der Landschaft teilweise kompensiert, die für mich als Mittelgebirgskind ja schlimm ist. Wenn das Auge keinen Haltepunkt am Horizont findet, werde ich entweder nervös oder konzentriere mich auf die nähere Umgebung. Die Schritte vor mir, das nächste Straßenschild und den nächsten Kirchturm. Tatsächlich ist es so, daß die in dieser ländlichen Gegend als Erstes auftauchen. Vielleicht kommt das Kirchturmdenken ja von daher. Schade ist, daß es keine Interpretation dieser Begrifflichkeit gibt, die etwas mit der Neugier auf den übernächsten Kirchturm zu tun hat. Obwohl es ja schon schön wäre, wenn manche bis zum nächsten Kirchturm gucken würden.

So komme ich guckender- und grübelnderweise ins erste Dorf, komme ins zweite Dorf und so weiter, kehre hie und da ein und komme schließlich auch durch Villarmentero de Campos, was sich mir tief ins Gedächtnis gebrannt hat. Ein Kaff. Von weiten schon sind aber Indianerzelte, Zirkuswagen und Zeigsl zu sehen. Als ich näher komme, ist eine Auberge mit Bar angeschrieben. Muß ich mir angucken, will ich sehen. Ich biege also rechts durch die Hofeinfahrt auf eine Wiese ein, auf der einschlägige Stühle Kneipe signalisieren und zwei Esel in der Sonne oder besser im Schatten  dösen. Dazu kommt ein Sack Hühner und rund ein Dutzend Gänse. Zwischendurch gibt es aber auch einen Weg zur Theke und ich kann mir was zum Trinken holen. Weil die Szenerie nicht uninteressant ist, suche ich mir einen guten Platz. Einer der Esel hat nämlich angefangen zu grasen und bewegt sich stoisch auf die Hühner zu. Der Hahn findet das doof und mit ihm die Hühnerherde auch. Der Esel trampelt im Halbschlaf in die Hühnerfalle und was dann folgte, was disneyreif. Der Esel hat sich aufgeregt und IA geschrieen, als wenn es um die Menschen- bzw. Eselsrechte ging und die Hühner gaben erst Kontra und dann zackig Gummi. Ich habe noch nie im real life in das Gesicht eines aufgescheuchten Moorhuhns geguckt. Das waren jetzt auch kein Moorhühner, sondern strunznormale, aber die haben genauso geguckt. Ich schwör. Es war herrlich und ich hab Tränen gelacht.

Das hat mich auch die letzten Kilometer begleitet, die nach schier endlosem Anlauf in Carrion de los Condes endeten. Ich hab den blöden Kirchturm nämlich schon ewig gesehen, nur voran ging nicht wirklich was. Trotz aller Tricks. Aber irgendwann war ich da und habe mich gegen das Zelten und für ein Hostal entschieden. Ich war nämlich brotfertig und wollte nur noch raus aus den Schuhen und horizontal. Hat auch geklappt. Abends bin ich dann wieder raus, was so gegen sieben war, hab noch n Friseur gefunden, der das mal wieder in Ordnung gebracht hat und bin dann Essen gegangen. Schwierig im ländlichen Umfeld. Entweder die Schnitzelfraktion, die man auch aus Deutschland kennt. Große Portionen für kleines Geld. Und eben die Camino-Leute, die wenig anders unterwegs sind. Nach längerem Suchen hab ich dann was gefunden. Die Speisekarte war irgendwie origineller und es waren ein Menu especial und ein Menu pelegrino ausgeschrieben. Das ist ja schonmal was. Für mich gabs dann eine Gemüsepfanne, die sogar schön angerichtet daherkam und aus Zuccini, Auberginen, Tonaten und mit einer Käse-Mangold-Farce zusammengehalten wurde. Das Highlight schon im ersten Gang zu verbraten ist bekanntlich doof, weshalb die Kombi Fleisch, Salat, Pommes fast langweilig daher kam. Allerdings hatte da jemand selber Hand angelegt und mit Gewürzen gearbeitet, weshalb sowohl der Salat, als auch die Pommes und das Fleisch schon in der Oberliga gespielt haben. Ich kriege ja mittlerweile schon Wasser ins Auge wenn eine französische oder spanische Crew Salat wenigstens so ernst nimmt, daß sie es selber würzen und nicht einfach Salz, Pfeffer, Öl und Essig au0f den Tisch stellen. Ich finde, das geht nicht. Da sollen die sich was einfallen lassen, das ist ihr Job. Dafür kriegen die eine Ausbildung. Ich bin diese Pommes-Fleisch-Sachen so leid, weil ich die ja auch noch selber würzen muß, und wenn ich nach Paprika frage, gucken die doof… Wenn ich ruhig, ommmmm, drüber nachdenke kann das ja auch so sein, daß der Salat keinen hohen Stellenwert besitzt und deshalb eigentlich keinen Platz in der Küchencrew hat. Oder der Koch hat das Fleisch eben auf den Punkt zuzubereiten und Würzen ist Geschmackssache. Das kann in Ländern deren Spitzenköche der Welt neue Geschmackswelten erschlossen haben, eben indem sie neue Gewürze und Richtungen quasi diktiert haben, eigentlich nicht sein. Ich bin auf jeden Fall nicht gänzlich glücklich, hocke jetzt aber nach einer sprachlich anstrengenden Diskussion mit der elsässischen Servicekraft in diesem spanischen Lokal vor einem Rosado, der großartig ist. Das war deshalb ein wenig schwierig, weil ich mich zunächst etwas global ausgedrückt habe: „Wo es Rotweine gibt, gibt es auch Roses. Basta.“ Und dann in eine eventuell etwas ausführliche Beschreibung der Herstellung eines Rose-Weins eingestiegen bin. Wir haben uns aber schlußendlich verstanden und ich nehme folgendes mit. Es gibt Weinanbaugebiete, also die ganz Großen. Rioja, Rueda, Ribera di Duero. Ok. Kenn ich. Und unterhalb gibt es eben die kleineren, spezielleren Gegenden, wie eben Cigales, wo immer schon Roses gemacht wurden. Das ist wohl wie mit den Rotweininseln in Franken. Muß man aber erst hinterkommen. Von daher ein lehrreicher Abend. Und jetzt gehts heim. Morgen werden zwei Etappen zusammengelegt, was fast 4ükm gibt, aber ich will an einem Samstag mittag und nicht an einem Sonntag in Leon ankommen. Und da bietet sich das morgen einfach an. Der Nebeneffekt ist, daß ich nochmal in eine andere Wanderkohorte komme. Ich hab heute abend kaum ein bekanntes Gesicht gesehen und hab das Gefühl wieder in einem flow amerikanischer und französischer Pauschaltouristen gelandet zu sein, die dieses Jahr in zwei Wochen von Burgos nach Leon laufen. Sollen se machen, aber ohne mich. Ich freue mich gerade auf Santiago, wo ich derzeit plane ein paar Tage zu bleiben und die die noch da rumhängen oder gerade ankommen, einfach mal wiederzusehen…

 

89. Etappe: Hontanas – Itero de la Vega

Boah. Die Menschheit kann mir gestohlen bleiben. Was eine Nacht. Der italienische Kollege im Nachbarzimmer, der mich nachmittags schon durch ein lautstarkes Telefonat mit seiner Mamma geweckt hatte, hat in einer Lautstärke geschnarcht, die waffenscheinpflichtig ist. Ich hatte wegen warm, die Fenster aufgemacht, damit ein wenig kühle Luft ins Zimmer kann und nachdem sich der Rest der Pilgercombo auch hingelegt hatte, fand ich das wenig riskant. Zwei junge Männer mit ziemlich schwerer Zunge meinten jedoch sich nächtens noch ihre witzigsten Filmchen vorspielen zu müssen. Und ich. Wach. Genervt. Auf 180. Ich hatte Puls, was das Einschlafen ziemlich schwierig, wenn nicht unmöglich macht. Und dann, hat irgendjemand diesen Leuten gedrückt, daß sie um halb sechs losstöckeln sollen. Kann man ja machen, kann man auch leise machen. Aber nein. Das muß ja die halbe Welt mitkriegen, was die Kerle für Helden und wie müde die Mädchen sind. Ich wachliegenderweise beim Zwangszuhören. Meine eigentlich recht menschenfreundliche Grundhaltung war dahin. Alle weg. Meine Fresse war ich sauer.

An Einschlafen war überhaupt nicht mehr zu denken, weshalb ich um halb Acht auf der Straße stand und loszog. Das war heute eine kurze Tour, die auch zum Relaxen herhalten soll, weil die kommenden Tage immer über Distanzen um die 30km gehen. Also fand ich den Weg durch die Felder ohne Steigungen an einem leichten Hang entlang, genau richtig. So erreichte ich nach knapp zwei Stunden Castrojeriz, einem der längsten Dörfer, die ich je durchschritten habe. Am Fuße einer Burgruine, schlängelt sich das Dorf entlang der Hauptstraße um den Burghügel. Das Dorf hat dabei am Anfang, in der Mitte und am Ende eine Kirche, am Anfang, in der Mitte und am Ende eine Bar, aber nur gegen Ende eine Art Marktplatz. In der dortigen Bar kehre ich ein. Zeit fürs zweite Frühstück. Cafe con Leche und Empanada mit Thunfisch. Lecker. Und eine singende Wirtin, die die Radiohits lautstark begleitet bilden den kulturellen Rahmen. 

Dann gehts weiter und es kommt nochmal zu einem Aufstieg. Ein richtiger Tafelberg erhebt sich aus der Ebene und fordert ein wenig Anstrengung. Aber oben wartet Don Jon und bietet Kaltgetränke an. Genau richtig. Jetzt noch anderthalb Stunden und der Wandertag ist gelaufen. Ich merke nach kurzer Zeit, daß ich zu wenig Pause gemacht habe und setze mich nochmal hin, lockere die Schnürung der Schuhe und gucke dumm übers Land. In seiner Eintönigkeit hat das was. Und als ich mir den Zielort nachmittags genauer angucke, kriege ich das Gefühl an den aufgepimpten Landarbeiterhäuschen des frühen 20. Jahrhunderts vorbeizuschlendern. Das ist hier eben kein Bauernland, sondern Großgrundbesitzer- und Landarbeitergegend. Mal gucken, was das kulinarisch heißt.

Nix. Nix heißt das. Spargelsalat mit Mayonaise (ohne schinken. Und nicht eingerollt, was die 70er Jahre nur leicht anklingen lässt.) Danach Fleisch. Pommes und ein Fitzelchen eingelegte Paprika. Dazu einen Blanco aus Rueda, Verdejo!, der aller Ehren wert war. Dazu eine Familie aus Dinslaken, die mir schon seit ein paar Tagen immer wieder mal begegnet ist und mich heute nach einem kurzen von Tisch-zu-Tisch-Gespräch an ihren Tisch gebeten haben. Die Einladung habe ich angenommen und es wurde eine lustige Runde. Zwei Lehrer an einer katholischen Schule, die zwei lebhaften aber eher unaufdringlichen Kindern auf dem Jakobsweg ein Ding ermöglichen, was die erst Jahre später zu schätzen wissen. Die beiden Elternteile kamen auch von meiner Seite der Scheibe und es entspann sich ein gutes Gespräch zum Zustand der Welt. Zu deren Rettung hat es dann nicht ganz gelangt, weil der kalte Weißwein aus war. Das war auch gut so, weil wir alle morgen eh früh los wollen.  Mir hat dieses NRW-Gespräch gut gefallen, weil ich halt von da wech komme und bei uns eben nicht alles auf der Goldwaage liegt und auch schon mal drauflos erzählt wird. N schöner Abend. Ich glaube, ich höre mir jetzt noch Wolfgang Petrys „Wir sind das Ruhrgebiet“an und duckel damit ein… Hasta manaña! 

88. Etappe: Burgos – Hontanas

Nach einem anständigen Frühstück gut gerüstet ging es früh auf die Strecke, weil es gegen vier die 30Grad reißen sollte und da möchte ich schon gerne im Ziel sein. Zunächst ging es durch das Universitätsviertel raus aus der Stadt, vorbei an einem überdimensionalen Logo, das sehr deutlich macht, daß die Stadtväter die Geschichte nicht leugnen können, aber der Stadt ein modernes Image geben wollen, das urbanes Lebensgefühl vermittelt. Darauf weist im Übrigen auch die sehr gut ausgebaute Fahrradinfrastruktur hin. 

Schlußendlich ist aber Burgos auch zu Ende und die Meseta beginnt. Endlose Getreidefelder in sanft geschwungenem Hügelland, das dem Auge wenig bietet und nur der nächste Schritt zählt. Das ist auch so eine Herausforderung, die der Weg mit sich bringt. Der nächste Schritt ist immer der Gefährlichste und es sind schon Leute auf Teer umgeknickt. Also heißt es, die Konzentration immer auf die nächsten drei, vier Schritte zu richten und nicht permanent auf die Landschaft zu starren. Das macht es bei eher eintöniger Landschaft natürlich einfacher. Den Leuten, die nur auf die Landschaft gucken, wirds oft langweilig. Dabei geht das mit der Eintönigkeit jetzt erst los. Es sind immerhin noch ein, nein zwei Aussichtspunkte ausgeschrieben, die von Hügeln herab ein schönes Panorama bis zurück nach Burgos bieten. Ansonsten sind es Kleinigkeiten am Wegesrand, die mich mehr als sonst fesseln. Ein blühender Busch, der sich zwar nicht als blühend, sondern als von Schmetterlingen bevölkert entpuppt, die auffliegen als ich vorbeigehe oder der Klatschmohn, der ein sattes Rot in die Kornfelder zaubert. Einzelne Bäume, die tatsächlich wie einsame Helden auf weiter Flur wirken und vieles mehr. Dazu die vielen Windkraftanlagen, die den Eindruck erwecken, als sei Spanien Vorreiter bei der Energiewende. Deutsche Landschaftsschützer würden angesichts der großen Zahl wieder das unselige Bild der Verspargelung bemühen, aber ich freue mich diese Boten einer Wende, die mit einer eigentlich recht alten Technik einen Einstieg ins Postfossile wagen, zu sehen. Alles eine Frage der Sichtweise. Die einen geben den Don Quixote und mit mir zieht die neue Zeit. ☺

Die Orte am Weg sind Bauerndörfer, die sich schon immer ein Zubrot mit den Pilgern verdient haben und das auch heute tun. Die gastronomische Infrastruktur ist deshalb getränketechnisch ok. Essensmäßig dagegen wird auf den Durchschnittsgeschmack von Menschen abgezielt, die sich sonst von TK-Pizza ernähren. Nicht so schön. Das stellt sich derzeit auch noch im Zielort so dar, den ich vor der großen Hitze erreicht habe und mich stante pede aufs Zimmer verzogen habe. Hoffentlich kann ich mir das zuhause auch bewahren. Sonnenschein ist kein Grund das Bett zu verlassen. Ommmmm. Irgendwann ist es aber soweit. Ich will raus. Corsotime, was sich in einem verschlafenen Bauernnest aber als ziemlich dämliche Idee herausstellt. So gehe ich die Dorfstraße einmal rauf und runter und gut ist. Nun sitz ich hier vor der Unterkunft und genieße die warme Luft, die Sonne und versuche damit einen nicht so gelungenen Rosado  zu vergessen. Das war nix. Zu alkohollastig, keine schönen Noten. Setzen. Auf Nachfrage rückt die Wirtin damit raus, daß das ein Tafelwein aus spanischen Trauben war, als so ein Zeug, das bei uns als spanische Mädchentraube für 1,99 über den Tisch geht. Ich mache ihr klar, daß das für mich nichts ist und sie holt einen Rosado raus, der aus der Gegend kommt und den sie für heute abend kaltstellt. 

So ist eigentlich recht, jedoch wirft das ein düstres Bild auf die PilgerInnenszene. Mir hat nämlich schonmal in Frankreich ein Wirt anvertraut, daß er mich für eine löbliche Ausnahme hält, weil die anderen PilgerInnen wohl eher mit Geiz glänzen. Ich denke mal, das ist in Spanien nicht viel anders. Dabei ist das Preisniveau hier, insbesondere für deutsche Verhältnisse, als voll in Ordnung zu bezeichnen. Warum sich dann trotzdem viele, die für 1500Euro Equipement dabei und am Leib haben, Tütenwurst und -käse aus dem Supermarkt reintun und sich um das günstigste Pilgermenü balgen, bleibt mit schleierhaft. Durch die spannendsten kulinarischen Regionen zu gehen und nicht das Verlangen zu haben, die auch kulinarisch zu erleben, erschließt sich mir nicht. Naja, ich bin halt auch nicht auf Ablaß aus, weils für uns Katholiken seit Martin Luther ja auch leichter geworden ist. Bei uns langt mittlerweile ein ehrlicher Blick zum Himmel mehr als ein falsch Gebet.

Ich war dann mal was essen. Von Linsen kann ich nicht lassen und war gespannt. Mit einem Schmortopf kriege ich wenigstens etwas Gemüse. Ich sag mal so, das war für neun Euro in Ordnung und mehr habe ich auch nicht erwartet, aber die schlechte Stimmung, die zwischen mir und dem Kellner aufkam, weil ich Weißwein wollte und nicht die seit Stunden vor sich hin oxydierende Rotweinplörre, war schon nicht von schlechten Eltern. Der war nämlich richtig sauer. Kann ich aber auch nicht für. Der Weiße war dann ok. Als ich dann, fürs Frieden stiften, noch einen Kaffee, der nicht zum Menü gehörte, bestellte, war die Welt auch wieder in Ordnung. Hab damit nämlich klarmachen können, hoffentlich, daß ich nicht neunmalklug und pfennigfuchserisch bin, sondern weiß, was ich essen und trinken will. Noch ein Tipp: Mit Trinkgeld kann in Spanien garnix geregelt werden. Ist einfach so.

Wo ich ja heute schonmal von den Windkraftanlagen berichtet habe, beschäftigt mich an solchen Tagen immer auch die Frage, wie wir die Zukunft, die sich mit Ressourcenknappheit und Klimawandel eher nach Mad Max anhört, genußvoll, lebenswert und gemeinsam gestalten können? Wie können kommende Knappheiten als Gewinn erzählt werden. Und das in einem Land, wo Lebensmittelqualität keine Rolle spielt und auch die Schweine für die Schlachtplatte aus der Metro kommen können? Da hat mir das Qualitätsbewußtsein in Frankreich und Spanien schon mehr zugesagt. Da wiederum ist fehlendes gesellschaftliches Umweltbewußtsein (Stichwort Plastikfrühstück) und ein reichlich autofixiertes Mobilitätsverständnis ein Thema. Gleichzeitig lassen sich anscheinend Windkraft (Spanien) und Wasserkraft (Frankreich, Loire) in zentralistisch geführten Staaten leichter durchsetzen, die aber eben auch zu gigantischen Großprojekten neigen. Es bleibt also schwierig und ich werde weiter über das Gute Leben nachdenken, habe aber in den letzten Wochen immer mehr den Eindruck gewonnen, daß wir die Diskussion darum europäischer als bislang führen müssen, was mehr heißt, als sich allgelegentlich mit österreichischen und schweizer Grünen an einen Tisch zu setzen. 

Es würde um ein Narrativ europäischer Kulturgeschichte gehen, die Anekdoten von Arbeitern und Baumeistern aus Köln und Paris, die die Kathedrale in Burgos mitgebaut haben, erzählt, genauso wie sie die Tradition des fünften Viertels, nämlich die Küche der Leber, der Milz, des Magens und aller anderen Innereien erzählt, die von Spanien und Portugal bis nach Skandinavien reicht, also nichts mit sommerlichen Temperaturen zu tun hat, sondern mit einer genußvollen Verwertung der Knappheit und dem Respekt vorm ganzen Tier. Und das alles wäre zu übersetzen ins 21. Jahrhundert, insbesondere eben auch mit den Megatrends von Digitalisierung und Urbanisierung. 

Aber was würde zu diesen Megatrends besser passen, als ein Bauernmarkt mit einer gut gemachten Homepage, auf dem die Direktvermarkter der Region ihre Produkte in die Stadt bringen und Restaurants, die auf ihre Speisekarte schreiben, wo sie einkaufen. Gut, ich lande wieder bei dem Thema Essen. Komisch, oder? ☺

Ich lade aber alle ein an dieser europäischen Kulturgeschichte, die bis weit ins 21. Jahrhundert reichen sollte, mitzuarbeiten. So gäbe es die Geschichte von Nah und Fern zu erzählen. Warum beispielsweise tun sich Hochdeutsche in Oberbayern so schwer? Warum kommen Italiener und Spanier so schwer nahe, wo für mich, der keine der beiden Sprachen richtig kann, die Ähnlichkeiten auf der Hand liegen. Kaum aber ist die europäische Rasselbande 10 Tage auf einem gemeinsamen Weg, gibt es eine gemeinsame Sprache. Das war zu Zeiten der Hanse etwa oder der Kreuzzüge bereits ähnlich und die hatten kein Englisch in der Schule. Heute wird Sprachkompetenz als Integrationsvoraussetzung diskutiert. Ein völlig unhistorisches Argument, also diskutabel…

Ich lass jetzt gut sein. Das ist alles zu vertiefen, aber eben auch der Situation geschuldet. Ich sitze inmitten von etwa 15 Tischen, alle angefüllt mit WandererInnen und PilgerInnen, die Italienisch, Französisch, Spanisch, Englisch, irgendwas was sich schwer nach Texas anhört und Deutsch, sowie irgendwas Grunzlautiges aus einem österreichischem Bergdorf (Die verstehen mich. Ich die überhaupt nicht.) durcheinander- und miteinanderquatschen und das nicht nur über wohin, woher, sondern über Sinn, Werte und berufliche Träume. Das macht doch Hoffnung. Und mit der im Herzen leg ich mich jetzt hin.

87. Etappe: Atapuerca – Burgos

Bin ich froh jetzt hier zu sitzen. Etwas abseits der Altstadt und touristischen Hotspots hat sich innenstadtnah das kommunale Kino, einige KunsthandwerkerInnen und natürlich das zugehörige Cafe angesiedelt. Und wer ist drauf gestoßen. Ich. So bekomme ich ein wenig Gelegenheit die spanischen Prenzelberger unter die Lupe zu nehmen und kann gleichzeitig den Tag Revue passieren lassen. Dazu einen Rosado aus Ribera, natürlich aus biologischem Anbau. Da gleichen sich die Kulturen…

Der Tag fing heute auch eigentlich schon ruhig an, weil es heute ja nur knappe vier Stunden Wanderprogramm gab und der Rest des Tages für die Burgos-Visite reserviert war. Folglich vernahm ich das Stöckegeklapper der mitwandernden FrühaufsteherInnen um Sechse mit einem Lidzucken und hab mich nochmal rumgedreht. Aber um Sieben bin ich dann auf und bei der Trödelei, die derzeit Einzug gehalten hat, war ich kurz vor Acht soweit auszuchecken. Die Combo hatte aber schon klargemacht, daß niemand vom Haus da sein würde und ich den Schlüssel auf die Theke legen soll. Hab ich auch gemacht, steh auf der Gasse und merke, das meine Stöcke noch drinnen an der Zimmertür lehnen. Ich hatte sie aus der Hand gelegt, weil die Zimmertür klemmt und ich die Tür mit beiden Händen malträtieren mußte. Als mir das mkt den Söcken auffällt, ist die Tür gerade ins Schloß gefallen. Also Klingeln. Da macht niemand auf. Also warten. Nicht meine Stärke und wenn mir Malheurs unterlaufen, ist das besonders blöd. Also wieder mal eine Prüfung auf dem Weg, die original 45 Minuten dauerte. Dann wurde die Tür von Innen geöffnet und die Dame des Hauses öffnete. Ich weiß nicht, wie die da rein gekommen ist oder ob die 45 Minuten kläffenden Hund und klingelnden Mertens mit der Gewißheit eines arbeitsvertraglich geregelten Arbeitsbeginns einfach ignoriert hat. Es ist schlußendlich auch egal, interessieren würde es mich trotzdem. Es wäre nämlich spannend, wie Menschen das schaffen, so auf sich und ihr Ding fokussiert zu sein.

Also komm ich kurz vor Neun los und es geht sofort bergauf.Ich laufe ja eh seit Rioja auf durchschnittlich 900hm und da sind dann 200 weitere Höhenmeter schon ein Schritt in andere Fernsichten, weil die Luft einfach anders ist. Und hinter Atapuerca und eben diesem Aufstieg betrete ich kastilisches Kernland, die Heimat Cervantes und Don Quichote und als bei der Überschreitung die Ebene von Burgos vor mir liegt und auf den Hügeln und Bergen rundum Windparks in der Morgensonne strahlen, kann ich es mir nicht verkneifen. Ich glaube nämlich, daß es lohnt, diesen Klassiker nochmal anzuschauen und zu verfilmen. Die Rolle des Don Quichote kann dann ein CSU-Landrat oder jemand aus der Landesregierung übernehmen, der gegen einen bürgerschaftlich betriebenen Windpark ankämpft, weil er die Zeichen der Zeit nicht erkennt und trotz mahnender Stimmen von Stammtisch und Klientel (Sancho Panza) aus seiner Nummer nicht rauskommt. So empfinde ich das manchmal und habe seit heute ein Bild dazu. Die englischen Rentner, die sich den Hügel hochwuchten, finden jedenfalls mein Reden von den modern windmills in cervantes country irgendwas zwischen funny und interesting.

Ich komme dann Burgos näher und stehe plötzlich und unerwartet vor dem avisierten Campingplatz. Das ist aber viel zu früh und viel zu weit weg von der Stadt. Die Etappe morgen hat ab Kathedrale eh schon 30km und da nochmal fünf draufzulegen erscheint mir unnötig. Auf der Internetseite war von dreien die Rede. Das wäre irgendwie was anderes gewesen. Also, Internet sei Dank, ein nettes Hotel in der Innenstadt gerissen. Weitergelatscht und eingecheckt. Und dann in knapp zwanzig Minuten ein nettes Hotelzimmer in ein Feldlager verwandelt. Es musste Wäsche gewaschen und getrocknet werden, weshalb eine Wäscheleine durchs Zimmer gespannt ist und die Schuhe müssen stadtfein vemacht werden, weshalb es im Badezimer arg staubt, bevor ich mich selber unters Wasser stelle. Rasieren fällt aus. Danach noch schnell ausm Haus und in der Bar um die Ecke ein Feierabendbierchen und ein Tapas genommen. Eingelegte Sardine auf Ei mit gehackten Zwiebeln und Paprika. Dann Siesta und das Touri-Programm checken.

Bereits um Drei gehts mit der Besichtigungstour los. Zunächst zur Kathedrale, die Eintritt kostet, was ich, wie schonmal gesagt, eigentlich unmöglich finde. Ich drücke trotzdem ab und betrete einen Palast des Kirchlichen, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Rund um das Kirchenschiff sind weitere Kapellen angebaut, die eine wie die andere prachtvoll mit Gold überzogen sind und von wagemutig konstruierten Kuppeln lichtdurchflutet werden. Welch eine Pracht und welch ein Elend für all die Menschen, die dafür gebuckelt und geblutet haben. Aber eben auch ein beeindruckendes Konzentrat künstlerischen Schaffens.Das wird für mich beim Betrachten historischer Bauten immer schwierig bleiben. Ich kann es nicht einfach genießen, sondern frage mich immer auch, wer hat das wie gearbeitet. Ausgangspunkt dazu war, neben vielem Anderen, diese sensationelle WDR-Serie zum Kölner Dombau.Kinderfernsehen mit Anspruch bringt halt doch was. Weiter geht es zum Denkmal für El Cid, dessen Grab ja etwas profan in der Kathedrale liegt. Ist da aber auch erst 1921 angelegt worden. Da hatte man es schon nicht mehr mit der Pracht.

Nach drei Stunden ist das Programm auch abgespult und es ist eh brüllwarm. Also noch eine Limonade (KAS-limon. Herrlich) gekauft und zurück ins Feldlager. Krimi zuende gelesen und um Acht dann in den Corso eingereiht. Mein erster Corso in Altkastilien. An einem Sonntagabend in der Krönungsstadt der kastilischen Könige. Was ist also zu erwarten? Richtig. Ein paar Leute sind richtig in Schale geworfen und die Señoras fallen wegen der Kleider und Kostüme in diesem angesagten, etwas kräftigeren Lachsfarbenen zwischen all den Touris und Pilgern sofort auf. Dann gibt es junge Leute mit mehr oder weniger Geld, die durch mehr oder weniger gewagte Klamotten auffallen, aber ihre Netzwerke ins lachsfarbene Establishment schon haben.Bussibussi. Das ist mir mit diesem Habitus bislang nicht aufgefallen und als ich in der ersten Tapasbar (Morcilla) mit Caballero angesprochen werde, weiß ich, daß was anders ist. In der zweiten Bar (paniertes Spargelröllchen mit Schinken und Mayo. Die 70er lassen grüßen, aber cool) wars dann schon netter, weil Burgos eben auch ein industrielles Zentrum ist und ich da mit den Kollegen an der Theke stand. Mehrheitlich, weil es in dem abendliche-Kreise-ziehen, Tapas nehmen und was trinken, keine strikten Trennungen gibt. Mich ziehts weiter und es gibt noch einen ensaladilla rusa. Danach bin ich satt, aber noch nicht müde. Hab ja auch den Tag über genug geruht. Also streife ich durch die Randbereiche der Altstadt, komme in eine zona antifascista, in der aber reichlich tote Hose wegen Sonntagabend und Semesterferien herrscht, ziehe weiter und komme in dieses nette Cafe und endlich zum schreiben. Aber es ist auch zu schön. Es ist längst dunkel, aber die Leute kommen und gehen, alt und jung, Männer und Frauen und niemand macht den Eindruck als ob er es eilig hätte ins Bett zu kommen. Eilig habe ich es auch nicht, aber so wie andere an ihre Frühschicht denken, denke ich an die morgige Etappe. Deshalb geht es jetztmal auf die Stube. Hoffentlich sind die Sachen trocken…

86. Etappe: Belorado – Atapuerca

Ich bin heute schon um Punkt 8:00h auf der Strecke gewesen, weil es relativ lang geht und gegen vier dann auch richtig heiß werden soll. Also gilt es die Kräfte gescheit einzuteilen, viele Pausen zu machen und trotzdem vor der großen Hitze im Zielort zu sein. Deshalb geht es ohne Kaffee los, vor allem aber ohne diesen frischgepressten Orangensaft, den es hier allerorten gibt. Das ist ein Vitaminlieferant wie ich ihn mag, vor allem schön gekühlt. Herrlich. Gesund kann auch gut schmecken.

Die Strecke führt zunächst durch den Ort, der offensichtlich hauptsächlich vom Tourismus lebt. Das ist also rasch durchschritten und es geht zunächst weiter durch wogende Kornfelder, aber ohne überwältigendes Panorama, eben weil es voll flach ist. Nach anderthalb Stunden ist ein Boxenstopp fällig und die Kaffee/Orangensaft-Kur wird nachgeholt. Frischgestärkt geht es dann wieder anderthalb Stunden bis Villafranca – Montes de Oca, wo eine frühe Mittagspause eingeplant ist. Die Bars an der Durchgangsstraße sind allerdings wenig einladend und ich mache mich schon auf das Schlimmste gefasst, als ich im Bergauf rechts in einen schönen Biergarten gucke, der zu einem Hostal gehört. Dann gibts da auch ne Bar zum Garten, denk ich mir und betrete dieses Kleinod. Richtig gedacht. Eiskalte Cola und ein Bocadillo mit Lomo, das ist ein Sandwich mit Minutenschnitzeln und eingelegten Paprika belegt. Der Hammer ist aber das Brot, eine Art Chiabatta, ich denke mit a weng Maismehl. So gut, daß ich nachfrage. Das Brot, das natürlich das Beste der Welt und wird so nur in den Bergen, die Nord-Süd verlaufen, gebacken und ich, der ich in Ost-West-Richtung unterwegs bin, hab nun keine Gelegenheit zur Verkostung mehr, weils direkt nach dem Biergarten steil bergauf geht und ich die Montes de Oca übersteige.

Es geht nun durch ausgedehnte Waldgebiete, die reichlich Schatten bieten, was bei dem mittäglichen Sonnenstand eine feine Sache ist. So mittendrin wird dann ein Monument angekündigt, also ein Denkmal, was am Jakobsweg nichts außergewöhnliches ist. Es entpuppt sich dann aber als was ganz Besonderes, weil es sich um ein Denkmal für ermordete Republikaner handelt, die dort wohl 1936 erschossen wurden. Ihre Gebeine wurden erst 2011 ausgegraben, also 75 Jahre nach der Tat und etwa 35 Jahre Jahre nach Francos Tod. Das kann als weiterer Beleg für die mangelnde und verspätete Aufarbeitung dieser Jahre in Spanien gewertet werden, aber meine Gedanken sind woanders. Rucksack bei Seite stellen, Fahne rausholen, flaggen und den Toten die Ehre erweisen, die ihnen gebührt. Das die Rast machenden Wanderer komisch gucken, stört mich nicht. Das mich niemand anspricht schon eher. Nach 20min ist die kleine Feier aber auch vorbei.

Es geht weiter durch den Wald und zwar 12km. Einziger Lichtblick ist die Oasis de Camino, eine von einem Hippiemädchen betriebene Versorgungsstation mit Hängematten und Kaltgetränken. Kaltgetränk nehm ich, Hängematte ist für andere. Auch wenn mir die chillige Musik nach einer Zeit auf den Wecker geht, ist das ein netter Fleck Erde, wo man es eigentlich aushalten kann. Eigentlich. Weiter gehts auf breiten Forstwegen durch den Wald und ich begegne einer leibhaftigen Schlange. Lebend. Schwarz mit  voll gefährlichen Zackenmustern. Aber sie tut mir nichts, ich tue ihr nichts und alles ist gut. Dann hat es sich mit dem Wald und vor mir tut sich eine schier endlose Ebene auf. Im nächsten Örtchen ist auch das erste Mal auf einem Transparent die Rede von Don Quichote, dessen Wirkungskreis ich mich wohl allmählich nähere. Und im übernächsten Ort bin ich dann endlich am Ziel. Kurz nach Vier. Eine Casa Rural, also ein umgebautes Bauernhaus. Ich erhalte ein schönes Zimmer mit Holzfußboden, aber bevor es Richtung äußerlichen Anwendungen geht, will ich erstmal ein schönes, kaltes Bier. Also werden die Wandertreter gegen die Crogs getauscht, der Gastraum betreten, ein Bier bestellt und ein schattiges Plätzchen auf der Terasse gesucht. Gefunden und gefunden worden von einer Wanderin aus Dortmund, Typ alleinerziehende Hausärztin im Ruhestand. Schön an diesen Ruhrgebietsgewächsen mit Haaren auf den Zähnen ist ja, daß der Small Talk auch schonmal derber geführt werden kann. Passt zum Bier und macht Spaß, aber mein Körper schreit nach Bad und Liege. Also verabschiede ich mich. Als die gute Frau schnallt, daß es in der Butze auch Einzelzimmer für kleines Geld gibt, sie aber im Schlafsaal unter ist, kriegt sie Schnappatmung. Naja, kann ich nich für… würde man in Ewing wohl sagen. ☺

Das Dorf ist eigentlich zu klein für einen anständigen Corso. Trotzdem ziehe ich los, entdecke einen Minimercado und fülle meine Nektarinenvorräte wieder auf. Und weil sich sonst nichts anbietet, esse ich im Resto der Unterkunft, was sich als gute Wahl erweisen soll. Zunächst gibt es eine Linsensuppe mit kleinen Berglinsen, die diesen nussigen Geschmack haben und in Italien aus Norcia, in Frankreich aus Le Puy und in Deutschland von der schwäbischen Alb kommen. Wo es die in Spanien gibt? Keine Ahnung. Die Einlagen in der Suppe sind Morcilla und Chorizoscheiben, die hier schon wieder anders schmecken, als im Baskenland und im Rioja. Alles gut. Und es soll besser werden. Lammkoteletts, wie ich sie schon lange nicht mehr oder noch nie geschmeckt habe. So gut, daß ich die Finger nehme, um auch den letzten Fitzel Geschmack mitzunehmen. In einer Casa Rural geht das eventuell, aber es ist soooo gut, daßmir das eigentlich egal ist. Dazu gibt es gegrillte grüne Chillies und Bratkartoffeln. Dazu einen weißen Verdejo, einer Rebsorte, die sich gerade in meine Top Ten spielt. In der Regel echt guter Stoff!

Ich glaub, ich frage mal, ob es noch son Viertele gibt und setz mich noch was auf die Terasse. Gegessen habe ich nämlich drinnen, wie die Spanier und ein Franzosenpärchen auch, weil es abends halt die Zeit ist, wo Mücken und Fliegen unterwegs sind. Davon bleib ich lieber unbehelligt. Und dann werde ich nochmal was zu Nizza und dem Putschversuch oder der Inszenierung eines Putschversuchs lesen. In was für einer bekloppten Zeit leben wir eigentlich? Naja, ob sie so bekloppt ist? Ein lieber Freund zitiert dazu gerne R.E.M „It’s the end of the world as we know it“ und meint damit das unaufhaltsame Ende einer Politik der fossilen Nichtnachhaltigkeit. Was wir, denke ich, in dieser Diskussion völlig unterschätzt haben, sind die gewalttätigen und perfiden Formen, die das Rat Race um den letzten Tropfen Öl, den letzten Euro und den letzten Profit annehmen wird und welchen ideologischen Überbau sich diese Auseinandersetzung sucht. Das lohnt sich doch, drüber nachzudenken. Und zwar unter Spaniens Himmel. Wo sonst?

Nachtrag. Bei der Rechnung hat sich der Kollege zu meinen Gunsten verrechnet. Als ich das moniere, freut er sich einen Ast, weil ihm das schon lange nicht mehr passiert ist. Also das sich jemand meldet, der zuwenig bezahlt hat. Und das bei den ganzen PilgerInnen… ?

85. Etappe: Santo Domingo de la Calzada – Belorado

Wie soll ich denn anfangen? Vielleicht so. Seit jungen Tagen und der Einführung des Frühstücksfernsehens, kann ich den Finger nicht von der Fernbedienung lassen, wenn ich in der Reichweite derselben genächtigt habe. Das war ganz früher in der WG der Fall, heutzutage eben in Hotels, weil ich es mir für daheim echt verboten habe. Und wo habe ich übernachtet? Richtig. Im Hostal mit Fernseher… Also an damit, und dann die schrecklichen Bilder aus Nizza. Eine Stadt, die ich sehr mag. An der Cote d‘ Azur, einem Sehnsuchtsziel. Unweit von einem Campingplatz, der mir im Zusammenspiel mit der Stadt vor 25 Jahren drei wunderbare Tage mit Blicken über Stadt und Mittelmeer und viel Nachdenken und Klarheit verschafft hat. Meine Stadt, so ein bißchen. Und eine liebe Freundin war erst vor kurzem dort. Das macht es alles irgendwie so konkret, so nah, so nah an mir.

Und in all der Trauer wird in dieser Sendung sofort die Gleichung Tunesischer Hintergrund = Moslem= Islamist/Gaesh aufgemacht. Das macht mich wütend, weil es darum doch schon lange nicht mehr geht. Es ist egal, ob es ein durchgeknallter Irgendwas oder ein politischer Aktivist ist. Der Repressionsapparat wird sich weiter drehen. Frankreich lebt nun seit den Anschlägen von Paris im Ausnahmezustand. Die französische Regierung hat diese Zeit auch genutzt, um die französischen HartzIV-Gesetze durchzusetzen, und das eben auch mit Knüppelei und Tränengas, was auf meinem Weg durch Frankreich nur Wenige gestört hat. Das alles in einem Atemzug zu tun, hat die Regierung Hollande weiter auf den militärischen Weg gezwungen und das ist das Einfallstor für Durchgeknallte an sich und für politische Schwerverbrecher, weil er Ihnen damit in ihren Augen Legitimität für ihre Taten verleiht. Und er hat gestern Nacht die Rechnung präsentiert bekommen. Dabei hätte er es besser wissen können. Bereits vor fast oder mehr als 100 Jahren hat der gute Lenin die Spirale aus individuellem Terror, und auch Lenin wußte schon zwischen durchgeknallten Einzelpersonen und wahnsinnigen Organisationen zu unterscheiden, und Repression beschrieben. Dieser Anschlag macht Le Pen zur nächsten Präsidentin und die Spirale der Repression geht weiter. Das Angela Merkel die leninsche Erkenntnis so eiskalt richtig umgesetzt hat, halte ich ihr zu Gute. Daß sie mittendrin die Linie verliert, ist eine ganz blöde Geschichte. Aber. Und das meine ich ernst. Sie hat den Druck aus dieser Repressionsnummer genommen und daraus ein zivilgesellschaftliches Problem gemacht. Prima. Jetzt können wir es aushandeln. Zusammen kochen oder Heime anzünden, aber wir als Gesellschaft, als Community entscheiden. Zur Zeit sieht es eher nach 2:0 für zusammen Kochen aus. Noch. Dafür müssen wir alles tun. Und solange sich die Cops, Rigaer und so, raushalten und niemand aus dem etablierten Lager schlechte Stimmung macht, kriegen wir das auch hin. Die Sozialdemokratie ist dabei schlechte Stimung zu machen, so leid mir das tut. Der kritische Faktor.den dieser Parteivorstand von Andrea bis Zigmar darstellt, ist dabei unglaublich, weil viele SPDlerInnen vor Ort ja prima unterwegs sind…. Denke ich, aber ich bin ja auch schon n viertel Jahr weg.  All das geht mir durch den Kopf . Morgens früh, wegen Frühstücksfernsehen, und sonst auch…

Ich verlasse heute die Region Rioja und komme in das von mir ungeliebte Kastilien. Das hat völlig emotionale Gründe, sicher gibt es da auch nette Menschen, aber für mich steht Kastilien für die spanischen KönigInnen, die Ausbeutung von Südamerika, aber eben auch von Galicien, Asturien, Kantabrien, Euskadi und Catalunya, für Imperialismus der ersten Stunde, für die Antiaufklärung und den klerikalen Konservatismus des frühen 20. Jahrhundert, der schlußendlich auch den Franco-Putsch und das Verharren dieses Landes bis weit in die 80er Jahre bewirkt hat. Die Älteren werden sich erinnern, was das war, als nach Francos Tod keine roten Fahnen durch Madrid getragen wurden, sondern der junge König gefragt wurde, ob er es nicht richten will… Das war 1974 in Portugal schon was anderes. Ich acht Jahre alt, aber die portugiesischen Arbeitskollegen meines Vaters in allerbester Laune. Das war Befreiung. In Spanien gabs Transition… Die InterrailerInnen der 80er werden sich sicher auch noch an den Unterschied zwischen Portugal und Spanien erinnern. In Porto am Bahnhof wurden wir mit bestimmt 400 Schlafsackleuten vorm Bahnhof liegend von der Polizei bewacht und in Spanien mit drei Rucksackis argwöhnisch beäugt. Das sind Lektionen fürs Leben!

Also jetzt dadurch. Und zwar ganz schön lange. Vorsichtig setze ich meinen Fuß über die Landesgrenze und stimme sicherheitshalber mal ein Lied an… “ unsre Heimat liegt heute vor Madrid…“ Es passiert nix. Also gehe ich weiter und werde von goldenen Weizenfeldern, die bis zum Horizont reichen und von der Sonne beschienen werden, geblendet. Wie schön. Das der Weg dabei die ganze Zeit an der N120 vorbeiführt ist fast egal. Die Landschaft malt sich selber als abstrakte gold-scharz Schattierung oder eben monochrom. Herrlich. Wenigstens was. Die Dörfer sind zumeist verschlafen oder nur noch auf Wanderer ausgerichtet und deshalb wenig berichtenswert. Ich komme dann im Zielort an, leg mich wieder aufs Bett, guck spanische Nachrichten, lese einen zur Vorsicht gemahnenden Jacob Augstein und den Rest von Internet und denke, daß der luhmannsche Aufsatz zur Soziologie der Politik, der die Reziprokität von Macht so ganz hervorragend beschrieben hat, also die Aufeinanderbezogenheit von Herrscher und Beherrschtem und der systemischen Komplexität des Prozesses, wenn einer von Beiden den Bezug zum Anderen verliert, von universellem Wert ist. Eine prägende Lektüre. Darüber duckel ich ein, drehe noch eine Runde durchs Kaff und beschließe in der etwas außerhalb gelegenen Unterkunft zu essen. Es macht keinen Sinn in einem von Camino-WandererInnen lebenden Ort nach einem gescheiten Resto zu suchen. Also heim. Das Obst für morgen aufs Zimmer und auf gehts. Salat als Vorspeise, Fritten und Schnitzelchen als Hauptspeise kennen wir. Genau wie die Musik. Ich speise mit dem Musikgeschmack von Henry Maske und diesem anderen deutschen Boxer aus den 90ern. Jetz läuft Conquer of paradise oder wie das heißt. Es ist grausam. Aber als Nachspeise ne Scheibe Melone. Ich gebe zu, Melone ist nicht so ganz mein Ding, aber das hier hat geschmeckt. Keine Friteuse, keine Mikrowelle konnte es verhunzen. Ich bin mal gespannt, wie das kulinarisch weitergeht. Das Viertele Wein zu Essen hatte auch was von Messwein, also irgendwie eine Myrre-Note. Deshalb gibts jetzt nochn Bier auf der Terasse und ich lasse meine Gedanken weiter fliegen. Vielleicht kriege ich sie ja auch mal noch sortiert, daß sie auf einen Bierdeckel passen. Allen die bis hierhin mitgelesen haben auf jeden Fall ein herzliches Danke. Ihr und sie müsst das ja auch alles aushalten.. 

84. Etappe: Najera – Santo Domingo de la Calzada

Was war das kalt. In der Nacht waren die Temperaturen derartig in den Keller gegangen, daß ich mir zunächst mit langer U-Hose und T-Shirt geholfen habe, über die ich dann nachts um drei noch den Reiseschlafanzug gezogen habe. Hat aber auch nichts genutzt. Der Schlafsack ist für einen richtigen Sommer gemacht und die Nacht war für die Katz. Gegen halb sechs bin ich dann doch weggedämmert und erst um halb neun wachgeworden. Boah, war ich fertig. Deshalb mussten es eine heiß-kalte Dusche, zwei Cafe con Leche und ein frischgepresster Orangensaft sein, bevor es auf die Strecke ging. Ich dachte, daß das späte Losgehen vielleicht von Vorteil sei, weil ich alleine unterwegs wäre, aber ich hatte diejenigen WandererInnen vergessen, die ihre Etappen mit geringeren Kilometerzahlen beplant haben und deshalb nicht bis Najera gekommen waren, aber eben um halb elf dort sein konnten, weil sie da schon zwei Stunden unterwegs waren. Naja, mittlerweile habe ich mich an Begleitung fast gewöhnt und die meisten habe ich dann im Laufe des Tages auch hinter mir gelassen. Da für heute nur 20km in 4h, wegen eigentlich recht flachem Streckenverlauf,  aufgerufen waren, ist das ja auch mehr unter Spazierengehen zu buchen. Deshalb genieße ich trotz des späten Aufbruchs die Landschaft. Am Horizont sind Berge zu sehen, die Ebene ist fruchtbar wie nur was und es wird Wein und Getreide angebaut. In den Weilern, die ich streife, betreiben die Menschen kleinere und größere Gemüsegärten, die allesamt prächtig dastehen. Dabei sind die Wege staubtrocken, geregnet hat es schon länger nicht mehr und ich sehe nun auch offene Bewässerungskanäle aus Beton und -gräben, die gezogen wurden. Durch einzelne Weingärten ziehen sich dicke, schwarze Schläuche zu den einzelnen Rebstöcken, was ja schonmal ein Fortschritt ist. Nach Tröpfchenbewässerung sieht das hier alles nicht aus. Und wieder mal denke ich drüber nach, was die Menschen wohl machen werden, wenn das Wasser entweder zerstört oder wegbleibt. Wie schnell werden sie sich darauf einstellen und welche Maßnahmen ergreifen. Wie können so Leute wie ich mithelfen, diesen Wandel, der ja zunächst in den Köpfen stattfinden muß, voranzutreiben. Wie sähe sie denn aus, eine Politik der klimafesten Landwirtschaft in Europa? Ich weiß es auch nicht genau, aber ich denke, es wäre wichtig, die richtigen Leute an einen Tisch zu holen, bevor auch der Klimawandel eine Frage der Metropolen wird.

In solcherlei Gedanken verstrickt erklimme ich eine Anhöhe, vergleichbar mit dem Wilseder Berg in der Lüneburger Heide, und lese kurz vor dem Gipfel ein Schild, das auf die exorbitante Jugendarbeitslosigkeit in Spanien verweist. Hier sind rund 60% der Menschen unter 25 Jahren ohne Arbeit und nicht mehr in Schule oder Hochschule. Das ist schon dramatisch, weil es eine Lost Generation sein wird, die diesem Land Spanien, diesem Europa helfen will und kann, aber einfach nicht gefragt wird. Zwanzig Meter nach dem Schild sehe ich einen Sonnenschirm, darunter ein junger Bursche, der Getränke und Camino-Gedöns für die vorbeidefiliernden Mittelschicht präsentiert. Ich erstehe eine Cola und frage nach dem Preis und er antwortet, daß jeder gibt, was er kann. Mein Herz geht auf und ich sage ihm, wie wichtig ich so ein Schild auf diesem Weg finde. Dann geht sein Herz auch auf und wir erzählen sehr offen warum und wieso. Als ich die Fahne der spanischen Republik aus meinem Rucksack zerre, ihm zeige und erzähle warum ich die seit Deutschland mit mir führe, kommt er um den Tisch und wir fallen uns als Freunde und Genossen um den Hals. Er zerrt sich das Hemd vom Leib und ich sehe ein Tatoo, das eben genau die Farben der Fahne zeigt. Und er beginnt zu erzählen, daß er eigentlich aus Leon, eigentlich Castilien, aber nahe an Asturien, kommt und dort Leute seit den 30er Jahren bis zu Francos Tod im Maquis gewesen sind, also versteckt gelebt haben und immer wieder die Franquisten angegriffen haben. Und das all diese Geschichten bis heute totgeschwiegen werden, weil sich das Establishment nach Francos Tod darauf verständigt hat, den Mantel des Schweigens über alles zu legen und heute auf den Zerfall des klassischen Zwei-Parteiensystems und dem entstehen neuer sozialer Bewegungen mit Repression reagiert. Ich erzähle von den Auseinandersetzungen in Deutschland mit AFD und Konsorten und den Abwehrkämpfen um die Aushöhlung des Sozialstaats , die wir mit der Umsetzung von Hartz IV und der Ökonomisierung des Sozialen schon 2000 verloren haben. Das alles auf Englisch-Spanisch, weil der Kollege des Englischen nämlich mehr als leidlich mächtig ist. Eine ganz tolle Begegnung und nach fb-Daten austauschen und gemeinsamen Fotos, mache ich mich tief bewegt auf meinen weiteren Weg.

Das Ziel ist bald erreicht. Ich checke ein und da sich vor halb sechs eh kein Schritt auf die Straße lohnt, geh ich horizontal und gucke Tour de France. Was hat dieses Ereignis mich früher vor die Glotze getrieben. Klaus Peter Thaler (ein Siegerländer), Didi Thurau, Indurain und wie sie alle heißen, aber das ist lange her. Ich gucke weiter und es fesselt mich nicht so ganz wie früher. Um halb sechs steige ich in den beginnenden Corso ein und gucke mir das Städtchen an. Schön und geschäftig. Ich such mir ein strategisch gutes Plätzchen und betrachte die Szenerie. Dann denke ich mir, daß ich meine Essensvorräte mal wieder auffüllen könnte. Was sich so dramatisch anhört ist ein Päckchen Erdnüsse und eine Dose Ölsardinen, die ich immer für den Fall dabei haben wollte, daß ich einen Hungerast kriege. Allerdings fühle ich mich mit der Versorgungslage bislang auf der sicheren Seite. Naja, sicher ist sicher. Und weil der Supermercado aufm Weg liegt, wird halt eingekauft.

Nach zwei Stunden Rumlaufen wird es mir auch leid und ich gehe in die Unterkunft zu der auch ein Resto gehört. Ich lege mich aber, trotz großem Hunger nochmal hin, weil das Resto erst in einer halben Stunde, also 20.30h, aufmacht. Punkt 20.30h bin ich da, natürlich der einzige Gast und das in einem Saal gegen den das Messerschmitt in Bamberg wie eine lebhafte Szenekneipe wirkt. Naja, wenigstens schwirrt nicht eine ganze Armee uniformierter Kellner um mich rum, sondern nur eine nette Frau und das Essen ist auch gut. Vorneweg eine Fischsuppe, die aus der Terrine in den Teller kommt, was ich eine schöne Geste finde und dann, zum Mitschreiben, geschmorte Kalbsbäckchen in einer mit Orangensaft und Weißwein abgelöschten Sauce. Dazu die unvermeidlichen Pommes. Aber aus diesem ja oft schweren Schmorgericht, mit Weißwein, statt Rotwein und Orangensaft, statt Sahne oder Butter einen sommerlichen Genuß zu machen, ist toll. Chapeau. Als Postre habe ich wegen der Vitamine Obst bestellt und mit einem Apfel aus Südtirol und einer Banane unbekannter Herkunft das große Los gezogen. Hauptsache gesund. Dazu istmir dann schon wieder der Weiße vom Herrn Martinez kredenzt worden. Manche Winzer haben es einfach drauf, die Gastronomie der Region unter ihre Fuchtel zu kriegen. Egal, der Wein schmeckt ja. Um zehn Uhr betritt dann doch noch jemand den Saal, aber das wars dann wohl für heute. Oder kommen die alle erst um elf? Das halte ich aber nicht durch. Ich muß mal mittags ausführlich Essen gehen, dann vorschlafen, um mal zu erleben, wann denn die Post abgeht. Heute nicht mehr. Morgen ist ja auch noch ein Tag. 

83. Etappe: Logroño- Najera

Logroño liegt am Rande der Region Rioja, weshalb es heute also mittenrein geht, ins Weingebiet. Ich bin gespannt und um halb neun auf der Straße. Der Weg verläuft rasch aus der Innenstadt und wird intelligent über einen Grüngürtel Richtung Naherholungsgebiet geleitet. Das ist echt eine Superidee, was übrigens auch die Hälfte der Einwohner findet, die sich zwecks Fitness und Gesehen werden, bzw. wegen Gesehen werden und Hund Gassi führen ebenfalls auf dem Weg befindet. Dann wirds aber irgendwann ruhiger und ich habe das Stadtgebiet hinter mir.

Es eröffnen sich tolle Blicke auf Weingärten vor Bergen zwischen Kornfeldern und ich bin ganz angetan. Als ich von einer hyperaktiven Frau angesprochen werde, die mir einen Zettel in die Hand drückt, weiß ich, daß ich mich Richtung Navarrete bewege und die Pause ansteht. Das wird heute eine integrierte Frühstücks- und Mittagspause sein, weil es auf dem Weg sonst wenig gibt. Passt aber. Zufälligerweise ist Markt, ich kriege ein nettes Plätzchen im Marktcafe und kann dem Treiben zugucken. Navarrete ist auch so ein Bergdörfchen und hatte früher bestimmt auch Schutzfunktionen, wie die Bastides im Midi. Auf jeden Fall hab ich das Gefühl, daß die ganze Gegend im Dorf eingefallen ist, um einzukaufen. Mächtig Trubel und Zeit weiterzugehen. Nicht ohne noch eine Situation zu erleben, die mich an die Gespräche in Logroño erinnerte. Ein reichlich tüddeliger alter Mann hatte auf dem Markt wohl ein paar Sachen besorgt und war Glaubens sich mit einem Bier belohnen zu können. Das hat er auch runtergekriegt, aber beim Aufstehen, hats ihn wieder in den Stuhl gedrückt. Und dann ging das los. Leute die ihn kannten, sprachen ihn quasi sofort an, rückten den Stuhl aus der Sonne und irgendwann nahmen in zwei Leute am Arm und brachten ihn zu einem Auto, in dem die Hyperaktive sitzt, um ihn nach Hause zu fahren. Vielleicht sind die alle verwandt, ich denke aber, daß es eine Art dörflicher Solidarität gibt, die zwar professionelle soziale Arbeit nicht ersetzt, aber deren Fehlen kompensiert. Das gibt es sicherlich auch bei uns, in Dörfern und gewachsenen Kiezen, nicht aber in Neubaugebieten und Schlafstädten.

Ich breche auf und es geht eine Zeitlang wenig lauschig an der A12 entlang, die sich durch den spanischen Norden windet und dabei mas y menos dem Camino folgt. Das ist verständlich, weil die Metropolen des Nordens eben vor 1000 Jahren wie heute auf diesem Weg liegen, aber schön ist das nicht. Dann laufe ich in den Zielort ein und checke erst nach Zeltaufbau und Ruhen, daß der Ort gar nicht hässlich ist, sondern ich noch nicht geschnallt habe, daß der Hauptort auf der anderen Flußseite ist. Also rüber gemacht und einen schönen Marktflecken mit mittelalterlichen Gäßchen entdeckt. Am Fluß gibts einen Grünstreifen, der genug Ruhe fürs Telefonieren, schreiben und Newschecken bietet. Daß es die Miriam Pielhau mit 41 erwischt hat, greift mich an. Erstens weil das in den schlappen drei Monaten der dritte Mensch ist, den ich irgendwie kenne, den dieser Drecks-Krebs angreift und zweitens hat die mich vor 100 Jahren mal sehr nett interviewt und dieses den Menschen zugewandte und Professionelle ist mir immer in Erinnerung geblieben.

Nachdenklich beginne ich mich um mich zu kümmern, was gut Essen und Trinken bedeutet. Mir war da schon ein Resto aufgefallen und ich blieb bei dieser Wahl. Es gab vorneweg eine weiße Bohnensuppe mit Chorizo und Piment. Echt erstaunlich wie man diese in Deutschland doch manchmal dumpf daherkommenden weißen Bohnen mit ein wenig Piment und Paprika zu einem echten Hit werden lassen kann. Als Hauptgang gab es Wachtel aus dem Ofen mit lecker geschmorten Gemüse inklusive Kartoffeln. Ich mag es, wenn Kartoffeln wie Gemüse behandelt werden. Dazu Weißwein aus Rioja, und zwar aus einem Ort, den ich morgen streife. Ein lecker Schoppen war das, vom Herrn Florentino Martinez. Danach werde ich müde, gehe zurück zum Campingplatz und lege mich nachdenklich hin. Zwischendurch frage ich nämlich schonmal, ob das richtig ist, was ich tue. Mich einfach mal rausziehen. Aber nach so Tagen wie heute, habe ich die Gewissheit, daß wir den Tag, den wir heute leben, eben immer nur einmal leben können und dann hat der doch schön und für uns zu sein. Mit dem Gedanken will ich einschlafen. Gute Nacht.