Ich sitze in einem Speisesaal, der aus einer ganz anderen Zeit stammt. Die Wände mit Stoff bespannt, schwere Stühle, dunkles Holz und ich in dem, was ich für stadtfein halte. Der Grund dafür diese Zeitreise anzutreten, ist eine Spezialität der Region, der Cocido Maragato. Und da der Vermieter bei der Nachfrage bestimmt auf dieses Resto verwiesen hat, bin ich halt hier. Dieser Cocido ist eine Variande des bollito misto oder pot au feu, in dem die Zutaten zwar in einem Topf gegart werden, aber getrennt voneinander serviert werden. Suppe, Gemüse und Fleisch. Das Besondere an dieser Variante ist die quasi umgekehrte Reihenfolge. Zunächst das Fleisch, dann das Gemüse und zum Schluß die Suppe. Das Fleisch war der unspektakulärste Teil. Nase und Schwänzchen vom Schwein, Bauch, Speck, und ein wenig was aus dem Schinken. Eben das ganze Tier. Das Gemüse war der Hammer, Kichererbsen und Weißkohl, zusammen mit Paprika abgeschmeckt. Sehr cool. Die Suppe zum Schluß war wie so ne Schlachtesuppe halt ist. Auch cool.
Tja, und eigentlich war es das von heute auch schon. Ich bin in meinem Fernfahrerhostel lange liegen geblieben und spät los, weil es heute nur vier Stunden Gehzeit waren. Die Strecke war anspruchslos und auch landschaftlich nicht so dolle. Na gut, es ging zum Schluß über eine Hochebene, die schöne Aussichten ermöglichte. Und am Ende dieser Hochebene hat ein Hippiemädchen sein Ding gedreht. Kleines Haus im Hintergrund und direkt an dem Weg ein Stand mit Saft, Obst und so, sowie Sitzgelegenheiten aus Paletten. Alles auf Spendenbasis zu erwerben, also nicht die Möbel, sondern Saft, Obst, Wasser, Müsliriegel, etc. Und alle glücklich, am Zufriedensten die Hippiefrau. Da war es schön zuzugucken und ich hab auch brav Obst gegessen und gespendet, aber so ganz ist das nicht meins. Also weiter und eh ich gucken kann, bin ich auch schon da.
Das war so gegen eins und da geht der Spanier ja schonmal was Essen, dem ich mich dann angeschlossen habe. Eine tolle Fischsuppe und Albodingas. Danach ausführlichst Siesta und abends wieder los. Gaudi-Kathedrale und die anderen Sehenswürdigkeiten anschauen. Schönes, kleines Städtchen. Und nun sitze ich hier. Schwere Gedanken zur Rettung der Welt hatten heute Pause. Überstundenfrei. Aber der neue Krimi fängt gut an… und mit dem geh ich jetzt auch heim. Morgen gehts über 32km und ein paar Höhenmeter. Da will ich doch ausgeschlafen sein.