64. Etappe: Lauzerte – Mossiac

Nach einem launigen Frühstück ging es auf die Strecke. Wolkenloser Himmel und der Lorenz brannte schon recht heftig. Aber so war das ja geplant und die Landschaft, ein buntes hin und Her von Weizenfeldern und Obstplantagen, machte gute Miene zum sommerlichen Wetter. Kurz. Herrlich. Als dann noch am Wegesrand frischgeerntete Kirschen feilgeboten wurden, war die erste Pause des Tages fällig. Lecker und im Gras sitzen, ohne nass zu werden, hat auch was. Von einer Bank zum richtig sitzen, wage ich schon gar nicht mehr zu träumen. Als dann auch noch der Oberpfälzer um die Ecke bog, wurde die Pause länger als geplant.

Ich ging aber alleine weiter, weil sich der Kollege mit seinen 71 Jahren doch mehr Zeit lassen wollte und so kam ich flott voran, bis ich an einem Hotel vorbeikam, das einen solchen morbiden Charme verströmte, daß es einfach keine Alternative zum Besuch des Hotelgartens gab. Der Hotelier himself offerierte ein isotonisches Kaltgetränk, was bei der Hitze sicherlich die richtige Wahl war. Diese Aube Nouveau ist ein echter Hingucker. Die Zimmer hab ich nicht angeschaut, aber die Hütte scheint gut gebucht zu sein, weil sich die Gepäckservices der Pauschalwanderer echt die Klinke in die Hand gaben.

Das Tagesziel Moissac habe ich so gegen vier erreicht, was eigentlich ein wenig spät ist, wenn gezeltet werden soll. Erstmal muß nämlich erfragt werden, wo er denn ist, der Zeltplatz. Also. Tourisoffice. Mit dem Stadtplan und dem Versprechen, daß der Platz nur 15 Gehminuten entfernt sei, ziehe ich los. An der Campingplatzrezeption sind zwei Leute vor mir. Deutsche Rentner, die es erstmal auf Deutsch probieren, als sie merken, daß sie nicht weiterkommen aufs Schulenglisch der 40er/50er Jahre zurückgreifen, soweit sie das noch präsent haben. Kurz: Es war mühselig und wenn man dann sieht in welche Monsterkisten die Jungs dann wieder krabbeln, kann einem Angst und Bange werden. Kurz vor meiner Verwesung war ich dann endlich dran, sagte mein Sprüchlein auf, das da heißt: un person, un tent, un nuit. Alles klar, auf beiden Seiten und gut ist.

Ich hab einen ganz netten Platz am Kanal zugewiesen bekommen, der im Dunklen sicher gut aussieht. Bei Tageslicht und Sonnenschein schimmert der nämlich algengrün. Naja, immerhin hats bislang noch keine Mücken. Zelt aufbauen, duschen und hinlegen. Mindestens zwei Stunden. Aber ich halts nicht aus. Nach einer halben Stunde ist Schluß und ich will mir dir Stadt anschauen, insbesondere den wohl einzigartigen Kreuzgang an der Kathedrale. Und die haben ja auch nicht ewig geöffnet, also hin und – nochmal gutgegangen. Ein wirklich sehenswertes Karree mit Säulen abgestützt und deshalb offen. Durch das dadurch entstehende Licht- und Schattenspiel bekommt das Objekt eine fast mystische Anmutung. Toll.

Aber nun merke ich auch, daß mir der Tag in den Knochen steckt. An Essengehen oder Brotzeitzaubern ist gar nicht zu denken. Also Kebab-Frites und n kaltes Bier a emporter. Auf dem Camping bemerke ich einmal mehr das Fehlen einer Sitzgelegenheit. Halt. Da stand doch eben in der Dusche für anders Begabte ein Stuhl rum, neben diesem Klappstuhl der in solchen Duschen immer an die Wand geschraubt ist. Tja, und dann hab ich mal in die Runde geguckt und laut gesagt, daß um die Uhrzeit doch eh niemand mehr duschen muß und hab mir den Stuhl gegriffen. Ich stell den auch morgen früh wieder hin. Ganz großes Indianerehrenwort.