56. Etappe: Nasbinals – St-Chely-d’Aubrac

Heut geht es Bergab. Rund 500Hm Richtung Tal der Lot. Das verspricht einige Fernsichten und interessante Blicke in die Tiefe. Vorher gehts in die Epicerie, die genauso Sonntagsmorgend aufhat, wie der Bäcker. Ich habe mich nämlich gegen das Petit Dejeuner im Hotel entschieden, weil mir dieses nur Süß schonmal auf den Keks geht. Also Obst gekauft, Jogurt und eine Scheibe gekochten Schinken, sowie einen Kräuterreibekuchen für mittags und beim Bäcker das mit Abstand beste Baguette des ganzen Frankreichsaufenthalts. Dann habe ich mir eine Bank gesucht, mich ausgebreitet und lecker gefrühstückt. Bis auf den Kaffee hat nichts gefehlt.

Den gab es erst zwei Stunden später bei der Einkehr in Aubrac, einem netten Örtchen, das recht lauschig quasi auf der Kante sitzt, nach der es steil bergab Richtung Lot geht. Ich selber bin aber offensichtlich eine andere Kante runtergelaufen. Nach der Kaffeepause hab ich wieder die rot-weißen Streifen gesucht, die den Weg weisen und sicherheitshalber im Wanderführer nachgelesen. Hat alles gepasst und ich stürze mich in die Tiefe. Eigentlich wird schnell klar, daß das was ich da gehe nicht der richtige Weg ist, aber ich kann nicht umkehren, guck auf die Karte, erklär mir wo ich bin und weiter. Ich komme an eine Brücke, der Weg geht nach links, aber der Fluß fließt nach rechts und weil ich ins Tal will, folge ich eben dem Trampelpfad nach rechts. Und es kommen noch eine Menge Trampelpfade aber daraus wird dann ein Fahrweg, der mich zu einem Weiler führt, der sogar auf meiner Karte zu finden ist. Und nun auf Teer immer weiter bergab. Der Umweg hat ne knappe halbe Stunde gedauert und war nicht weiter tragisch, obwohl es schon ein komisches Gefühl ist sich plötzlich einem Haufen junger Rinder mit Hörnern ohne trennenden Zaun gegenüberzusehen, von denen eines posermäßig den Huf hob, ohne damit zu scharren. Hat mir aber gereicht.

Mir reichts jetzt auch. Ich werde heute nicht Essen gehen, sondern mich mit einem Apfel und Erdnüssen vors Fernsehen klemmen und mich an einem käsefreien, und deshalb hoffentlich langen und ruhigen Schlaf freuen.