Ich weiß jetzt, wie sich Krankenschwestern auf Nachtwache fühlen. Mit drei französischen Rentnern und zwei schweizer Rentnerinnen das Zimmer teilen und bei jedem Atemaussetzer drauf hoffen, daß der oder die auch wieder anspringt, ist schon kraftraubend. Im übrigen genauso kraftraubend wie dem Schnarchen und Röcheln zuzuhören und das bei geschlossenem Fenster, weil eine der Damen drum gebeten hat. Es war eine grausame Nacht und ich habe mir geschworen, daß es nur noch zwei Alternativen gibt: Einzelzimmer oder Zelt. Basta.
Also gings übernächtigt und frühzeitig auf die Strecke, die heute vom Tal der Allier hoch auf die Ebene der Margeride, quasi in die Homebase des Maquis, führte. Das waren am Anfang zwei Stunden knackiges Aufwärts und dann drei Stunden gemütliches Geradeaus mit sanften Auf und Abs in strahlendem Sonnenschein. Schön wars. Nachdem der Sonnenschein sich verstetigte, spitzte sich auch die Unterkunftsfrage wieder zu. Zelten wäre ja gegangen, aber ich kam dann an einem Gasthof vorbei und dachte, daß Fragen ja nichts kostet. Nachdem das Zimmer richtige Betwäsche und nicht dieses französische Leintuch, Decke drüber und alles fest in die Matratze gestopft hat, war der Drops gelutscht. Mich geduscht in der Horizontalen wiederzufinden hat keine viertel Stunde gedauert. Später hab ich mir das Städtchen angeschaut und die einlaufenden Mitpilger wahrgenommen, aber nicht sonderlich beachtet. Aber als am Nebentisch keine fünf Minuten nachdem sich einige der Beseelten hingesetzt hatten, die ersten Gläser purzelten, hab ich mir schon meinen Teil gedacht. Ist aber nicht schlimm, kann ja vorkommen…
Völlig begeistert von meiner neuen Lässigkeit, hab ich dann mal noch ne Runde gedreht und in einer Nebenstraße die touristenfreie Kneipe der Ureinwohner entdeckt und mich mit einem Gläschen Rose (Das geht jetzt los. Adieu Chardonnay) an einen Tisch und ans Schreiben gesetzt. Gerade bin ich mal wieder richtig gern auf dieser Welt.