50. Etappe: Vorey-sur-Arzon – Le Puy en Velay

Heute geht es nach Le Puy, diesem wichtigen Ort auf dem Weg nach Santiago. Er ist seit vielen 100 Jahren Sammelpunkt für die Pilger aus dem Osten, bevor sie sich nach St. Jean Pied de Port aufmachten, um von dort aus die Pyrenaen zu bezwingen. Also ein durchaus geeigneter Ort für einen Boxenstopp, den ich dort morgen auch einlegen werde. Wäsche waschen, Post erledigen und die Stadt anschauen. Das alles ohne 12 Kilo auf dem Buckel. Super. Aber vor das Vergnügen hat irgendwer eine fast achtstündige Wanderung gelegt. Der Depp. Oder auch nicht.

Es geht wieder weg von der Loire und ich gewinne rasch an Höhe, was angesichts der erfreulichen Wetterlage auch schöne Fernsichten bringt. Also nix Depp. Alles gut. Es geht auf steinigen Wegen, die durchaus Allgäuqualitäten haben an einzelnen Höfen und kleinen Weilern vorbei nach oben. Und dann gehts selbstredend auf denselben steinigen Wegen wieder nach unten. Das ist die Crux an historischen Wegen. Vor Erfindung der Serpentine gings den Berg strack hoch und wieder runter. Aber irgendwann bin ich auch wieder unten und habe kurzfristig eine Vision. Nach der Bahnunterführung direkt rechts ist ein Flohmarkt ausgerufen und schon reichlich belebt. Es gibt ein paar Bretterbuden an denen die Leute Schlange stehen. Was soll ich denn anderes denken, als das es da ne Bratwurst gibt. Das gehört doch so. Ich also hin und an der Schlange vorbei, die Auslage und das Preisschild angeguckt. Croissants, Pain de Choko und anderer Süßkram. Wein und Kaffee, aber keine Bratwurst. Und ich hatte mich schon so gefreut. Mal wieder ne Gekniffene oder Bamberger (immer zwei) oder gar Coburger (auch immer zwei), meinetwegen auch Drei im Weckla, aber ne Bratwurst ist schonwas arg Feines. Die Franzosen haben wahrscheinlich alle Zucker. Schmollend zog ich von dannen und nachdem ich unten war, gings auch wieder hoch. Selbes Spiel. Auf steinigen Weg bergauf und dann… erstmal mas y menos geradeaus.

Und dann kommst du an eine Kante und siehst auf diese Stadt im Tal, in deren Mitte zwei Felsen stehen, auf dem einen eine Kirche, auf dem anderen eine Marienstatue. Ein überwältigender Anblick, der sich natürlich dadurch potentiert, da ich mich ihm langsam und zu Fuß nähere. Das war vor 25 Jahren mal anders, da hätte es mich beinahe von der XT gehauen. Aber ich bin dann halt weitergefahren. Der Weg führt lange, sehr lange an der Abbruchkante entlang, aber irgendwann ist auch gut. Und kurz nach dem es eigentlich gut ist, hat die Wegeführung ein Einsehen und führt hinab in die Stadt. Dann geht es zur Kathedrale, vor der ich dann stehe und denke, daß ich mir die wohl morgen mal genauer anschaue und es heute mit einem Foto von der Fassade belasse. Ich will nämlich einchecken und die Infrastruktur meines Home for two days kennenlernen, weil: Wer waschen will, muß Trocknen können! Und das ist in diesem Land voller Klimaanlagen und Miniaturheizungen keine banale Angelegenheit. Ich checke ein und finde, daß die Situation ausreicht, wenn ich eine Wäscheleine zwischen den Spots überm Spiegel und der Handtuchstange spannen kann. Kann ich. Darauf folgt eine intensive Handwäsche der Klamotten, damit die den längstmöglichen Trockenzeitraum haben. Nachdem ich dann auch geduscht habe, lege ich eine späte Siesta hin und entscheide heute das Haus nicht mehr zu verlassen und mich ganz in die Hände des hauseigenen Restaurants zu begeben. Was soll schon schiefgehen? Gibt halt irgendwas mit Linsen, die als Le Puy-Linsen ja der Stadt ihren Namen gaben oder umgekehrt, und Linsen mag ich ja….

Nochmal gutgegangen. Eine Karte gibts nämlich sonntags abend nicht und nur ein Menü, ohne Linsen. Basta. Ich denke mir, daß man sich das ja auch erstmal leisten können muß und vertraue der Madame Chefin. Fischterrine vorneweg mit einem Salat, der mit Dill angemacht war. Dill ist eigentlich nicht so mein Ding, aber mit dem Fisch und dem Salat gabs dadurch einen dezenten Kick. Danach selbstgemachte Nudeln mit einer Art Gulasch und (Ich sag ja, die haben alle Zucker.) als Dessert eine Pfirsich-Tarte mit Schokoüberzug auf oder an Vanille-Spiegel. Die war sehr lecker hat aber die Kalorienzahl des Essens glatt verdoppelt. Seis drum. Nun guck ich mir noch den Tatort, dank stabilem und schnellem WLan, an und dann ist es auch gut für heute.

Ein Gedanke zu „50. Etappe: Vorey-sur-Arzon – Le Puy en Velay

  1. Hallo Klaus,
    als Coburger kann ich das mit der Bratwurst aber sowasvon nachfühlen…
    Die erste Lieferung nach deiner Rückkehr ist dir sicher.
    Alles Gute
    Thorsten

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