5. Etappe: Hertensteiner Mühle – Schwäbisch Hall

Ich habe im Funkloch übernachtet. Kein Empfang. Nix. Und ich kann sagen, daß das nichts mit Entschleunigung zu zu tun hat, sondern nur nervig ist, weil es ein paar Leute gibt, die ich erreichen will und einige, bei denen es wichtig ist, sie zu erreichen. Digitale Abstinenz ist für mich folglich kein Weg der Entschleunigung, sondern Diaspora: Leiden, wegen zu wenig Betreuung, zu wenig Austausch. Aber ohne mich. Einige Leute werden sich allerdings über einen Anruf von einer unbekannten Numer gewundert haben und sind gar nicht hingegangen. Ich hab das Festnetz der Wirtsleute gekapert, Mailboxen besprochen und mich dann hingelegt.

Aber aus einem Loch kann man ja auch wieder herauskommen, was ich nach einem fulminanten Frühstück ( eben kein Büffet, sondern schön individuell mit warmen Toast und allem pipapo) auch getan habe. Einige Höhenmeter weiter oben und die Welt ist wieder in Ordnung. Connected.

Nach der Officeeinheit bin ich dann wieder auf Schusters Rappen durchs Hohenloher Land getingelt und in Langenburg gelandet, schön gelegen oberhalb der Jagst. Ich hab mich in dem lauschigen Luftkurort sofort wohlgefühlt. Eine ausreichend große gastronomische Infrastruktur, ein paar Sehenswürdigkeiten und ein schöner Blick übers Land. Leider war an diesem Tag ein anderes Etappenziel ausgegeben und so ging es dann runter ins Jagsttal, raus aus dem Jagsttal, über die Hochebene und wieder runter ins Kochertal, wo ich in Schwäbisch Hall untergekommen bin.

Das ist natürlich nicht ohne Drama abgegangen, weil ich bei dem über die Hochebene gehen wohl die Richtung um einige Grad verpeilt habe, was in Kilometern zu Fuß einen Sack Kilometer ausmacht und ich das schlicht zu spät gemerkt habe. Als ich siegessicher auf ein Ortschild zugegangen bin, was aber sowas von überhaupt nichts mit dem Ortsnamen im Wanderführer zu tun gehabt hat, ist mir gedämmert, daß ich mich verfranzt habe. Wer mich kennt, weiß wie lässig ich damit umgegangen bin. Zornig und zerknirscht bin ich in diesen Ort einmarschiert ,so muß man das wohl nennen, und bin – Glückes Geschick – an der Bushaltestelle vorbeigeschmirgelt, deren Plan mir sagte, daß in acht Minuten ein Bus nach Schwäbisch Hall fährt. Ein Zeichen, das meinen Zorn besänftigen sollte? Ich hab das mal so hingenommen, hab mir die letzten sieben Kilometer ( rund zwei Stunden Gehzeit) geschenkt und war so schon am frühen Nachmittag im Quartier.

So fängt ein Wochenende doch gut an. Frisch geduscht, mit halbwegs frischen Klamotten durch ein echt schniekes Städtchen bummeln, hat schon was. Vor allem auch deshalb, weil dieses Hohenlohe und Schwäbisch Hall schon seit vielen Jahren nicht nur auf Bausparkasse, sondern auch auf Nachhaltigkeit und slow food setzt. Und so gabs nach einem Aperitif in der abendlichen Sonne auch ein anständiges Essen in einer der vielen gastronomischen Institutionen dieses Städtchen.

Letzte Anekdote, die sich erst im Nachhinein als wirklich lustig entpuppte, war die nächtliche Zurechtweisung (wie gesagt, ich hatte einen nicht durchgängig tollen Tag) einiger Teenager, die auf dem Flur randalierten und sich erst beim Frühstück als Athleten des Bundes sächsischer Ringer entpuppten. Ich hab zumindest schmunzeln müssen.

Ein Gedanke zu „5. Etappe: Hertensteiner Mühle – Schwäbisch Hall

  1. Hey Klaus!
    Ich mag Schwäbisch Hall sehr. Mein Bruder wohnt ja dort. Daher turne ich auch regelmäßig dirt herum, genieße die Gastronomie und lecker Bier in der Sonne.

    Schön, dass ich mir tatsächlich den Klaus durch die dortigen Gassen schlendernd vorstellen kann und null Probleme habe, mich dazu vorzustellen.

    Klaus, irgendwann zusammen in der Sonne sitzen. An einer langen Tafel. Am Bären oder gar auf Treppenstufen an der Sieg. Das bleibt ein festes Ziel.
    Dir auf dem weiteren Weg wenig Verfranzungen. Und wenn, dann stets welche, deren Sinn einem irgendwann „entgegenknallen“. Knutscher

Kommentare sind geschlossen.