Ich bin nach 31 Kilometern Fußmarsch vom Mainfränkischen ins – ist das schon Tauberfranken, wenn die Mehrzahl der Nummernschilder NEA (Neustadt an der Aisch/BadWindsheim) trägt oder ist das nur eben nicht mehr Zuhause? – in Uffenheim gelandet. Achso, nach dieser unseligen Nostalgie- Nummernschildreform fährt das Auto hier natürlich wieder reichlich mit UFF. Aber egal, ich bin ja eh zu Fuß unterwegs.
Los ging es von Ochsenfurt auf den Spuren einer ehemaligen Eisenbahnstrecke, die das Hinterland mit dem Main, dieser Lebensader Unterfrankens, verbunden hat. Eine sehr schöne Strecke vorbei an Dörfern und Weilern, an fränkischen Dreieckshöfen und vielen Kirchen, weil eben jedes Dorf eine hat. Bei Tückelhausen gabs sogar ein stillgelegtes Kartäuserklosterund Gaukönigshofen war sogar mal Hof des Wanderkaisers Karls des Großen.
Allerdings hat sich neben dem Eindruck, daß die Zeit stehen geblieben ist (große Höfe, große Trecker und Felder so weit das Auge reicht) auch das Gefühl eingestellt, daß sich diese Gegend sozial entleert, eben weil sie agrar-industriell durchfunktionalisiert ist. Auf dreißig Kilometer keine Kneipe, kein Metzger und ein ehrenamtlicher Bäcker. Wasser gabs dafür auf den Friedhöfen, was in Frankreich und Spanien schon nicht mehr durchgängig der Fall sein soll. Über andere Infrastrukturelemente wie Ärzte oder Pflegedienste kann ich nichts Fundiertes sagen, weil ich das – Gott sei Dank – nicht gebraucht habe. Was wiederum gut zu beobachten war, ist die agrarfunktionelle Hinwendung zur Energiewirtschaft. Viel Windkraft- und Solaranlagen, keine Bioenergie. Vielleicht ist das der alte Landwirtsstolz, daß man mitnimmt was geht, aber keine Lebensmittel umkommen lässt oder so.. Zusammenfassen würde ich den Eindruck so, daß sich dieser ländliche Raum als ein Funktions- und Arbeitsraum (eine Anekdote: die Ankündigung der Veranstaltung „Drohnen in der Landwirtschaft“ als analoger Aushang im Kasten) darstellt, und eben wegen der Industrialisierung dieser Räume für anderes kein Platz mehr bleibt.
Eine weitere, das eben Gesagte ergänzende oder ihr widersprechende Beobachtung war eine gewisse Art von Gentrifizierung des Dorfes, die im besten Fall die landlust-mäßige Renovierung eines fränkischen Dreieckhofs bedeuten kann, aber eben auch die hingerotzteToskana-Villa aus dem Katalog. Das wiederum verknüpft mit der angesprochenen Infrastrukturfrage lässt die Frage zu, was die Eigentümer machen, wenn sie nicht mehr arbeitstäglich am Supermercado, dem Arzt oder was weiß ich vorbeikommen. Der Siedlungsdruck in die Groß- und Mittelzentren lässt grüßen.
Genug der Analyse. Ich hock in Uffenheim und Uffenheim ist mehr als ein Logistikstandort und eine Abfahrt an der A7. Der Abend war begleitet von der Sisterhood, die die Hochzeit der Nichtanwesenden beplant hat, vom Krankenschwesterstammtisch, von Monteuren und Wanderern, sowie den Handwerkseltern, die die Karriere- und Beziehungssorgen ihrer Tochter zusammen mit Ihr ventilierten. Alle haben gegessen, getrunken und gelacht. Untergegangene Kreisstädte haben echt ihren Reiz…
Eine sehr schöne Strecke / Ecke bis TBB, allerdings kenne ich diese aus dem offenem Gefährt mit vielen Pferdestärken.
Servus Klaus,
Marion hat mir deine Blogadresse gemailt und ich musste natürlich gleich mal reinschauen.
Habe mich über deine Schreibe und die Inhalte bestens amüsiert.
Werde dir weiter folgen.
Viel Spaß und pass auf, dass du der Tage nicht zu naß wirst (von aussen).
Walter
Hallo Klaus,
hab fest mit Deiner „Einkehr“ im Rathaus in Schillingsfürst gerechnet. Schade. Naja, vielleicht klappt es später einmal. Wünsche Dir viel Glück auf dem Weg zur Weisheit.
Gruß Michael
Sorry Michel,
aber das lag nicht auf meinem Weg. Beim nächsten mal guck ich aber bestimmt mal rein. Du machst da ja anscheinend einen prima Job…
Beste Grüße
Klaus
Hallo Klaus,
ich kenne die Gegend zwar nicht aus eigener Erfahrung, aber will dir sagen, dass es so wunderbar ist, deine Berichte zu lesen…du nimmst mich damit ein bisschen mit auf die Reise..und weckst die Sehnsucht in mir, auch mal einfach nur zu Fuß unterwegs zu sein, ohne alles…in Crogs 🙂
Alles Gute dir, das Wetter wird gut nächste Woche…hol dir keinen Sonnenbrand.