Abschied vom Motorradwandern

Heute fahre ich wohl zum letzten Mal mit meiner XT600. Es ist eine Abschiedstour, ein letztes Mal von A nach B, eine letzte Motorradwanderung. Ich fahre die XT nach Siegen und lagere sie bei meiner Schwester ein. Verkaufen will ich sie nicht, dass hätte der Bock nicht verdient. Und nach fast
20 Jahren habe ich nun mal ein emotionales Verhältnis zu dem Haufen Blech.

Er hat mich durch jede Ecke Frankreichs und Spaniens geführt, war die einzige Begleitung auf vier- fünfwöchigen Touren, die ich alleine gefahren bin. Er war auch dabei als ich zwischen Almeria und Murcia verunfallte, was meinem Leben eine Wende gegeben und dem Motorrad eine Reparatur verschafft hat.

Ein Motorrad ist aber auch immer mehr als ein Verkehrsmittel oder Reisemobil. Es ist eine archaische Form der Fortbewegung; du bist Wind und Wetter ausgesetzt, die Technik liegt – zumindest bei den Teilen, die ich für Motorräder halte – recht offen und es gibt keine Knautschzonen.
Das hat mich seitdem ich sechzehn bin immer fasziniert und angezogen, und so bin ich von einer Zündapp KS50 watercooled über eine Kawasaki Z400 schließlich bei der XT gelandet, weil eine Enduro natürlich der Vorstellung von grenzenloser Mobilität am nächsten kommt.

Das hat für mich auch heute noch Geltung und ich ziehe meinen Hut vor Kradvagabunden und Motorradreisenden, aber ich habe in den letzten Jahren immer mehr gemerkt, dass in meinem Leben das Motorrad aufhört, Verkehrsmittel zu sein. Das hat mit neuen Interessen, mit dem Job, mit der Entfernung zur Arbeit und vielem mehr zu tun. Das Ein und Alles wird zum Freizeitmobil, das bewegt werden will. Und das will ich nicht. Ich will es aus Gründen politischer Glaubwürdigkeit nicht, weil man nicht auf der einen Seite postfossile Mobilitäten predigen und auf der anderen Seite zum Spaß mal 5Liter auf 100km verblasen kann. Was aber viel stärker wiegt, ist das Gefühl so Motorrad zu fahren, wie diese Reihe alter Männer, die sich auf dem Motorrad ein Stück Jugend holen, wiederholen oder bewahren. Mir gehen diese Horden offensichtlich gutverdienender, älterer Herren, die da rumcruisen, Sonntagmorgens ihre Tour machen und schon von Weitem grüßen, auf den Wecker. Und ich will mich mit denen nicht gemein machen. Basta.

Deshalb geht heute die Ära des Motorradwanderns für mich zu Ende.
Schweren Herzens, aber reiner Seele, weil es nun mal bei manchen Themen
nichts Richtiges im Falschen gibt!

Ein Gedanke zu „Abschied vom Motorradwandern

  1. Klaus, ich begleite dich im Geiste bei deiner Abschiedstour. Genieße die Fahrt. Und Hut ab!

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