4. Tag Pandas gucken

Nun hock ich in Peking auf meinem Bett und lasse den Tag Revue passieren. Am Abend sind wir in das Flugzeug gestiegen, 2,5Std geflogen und immer noch in China. Nun aber nicht länger in Westchina, sondern in der Hauptstadt, Stadt der Kaiser, der olympischen Spiele, des Massakers vom Tiananmen-Platz und der Heimat von knapp 20.000.000 Mio Menschen. Ganz schön aufregend.

Pandabären

Dabei hat der Tag ganz friedlich begonnen. Die Reiseleitung hatte eine Besichtigung des nationalen Maskottchen auf den Plan gebracht und so flanierten sechs deutsche GewerkschafterInnen zusammen mit ihrer chinesischen Begleitung durch einen Pandapark. Wie süß. Diese fortpflanzungsunwilligen Teddys, die sich von ausgewählten Bambussorten ernähren und ansonsten chillen. Ganztägig. Die Besucher des Parks gerieten dagegen immer wieder aus dem Häuschen, wenn Herr oder Frau Panda geruhte, einen Meter nach links oder rechts zu trotten. Extatisches Blitzlichtgewitter gab es natürlich am Pandakindergarten-Gehege. Panda plus Kindchenschema – da kann nichts schief gehen.
Mein persönlicher Favorit sind aber die roten Pandas, von denen ich vorher noch nie was gehört habe. Die machen einen etwas lebhafteren Eindruck und gucken auch intelligenter aus der Wäsche. Ein echter Geheimtip!

Unternehmenskultur eines Fischrestaurants

Dann führte uns das Programm nach Dujiangyan, etwa 50km nordwestlich von Chengdu. Dort besichtigten wir – nach einem ausgezeichneten Essen mit ganz viel Flussfisch – ein etwa 250 v. Chr. angelegtes Flutkontroll- und Bewässerungssystem gigantischen Ausmasses. Der Fluß wird in der Mitte geteilt, und ein Teil des Wassers über ein feinverzweigtes Kanalsystem zur Bewässerung der Felder genutzt, während der andere Teil durch eine Biegung des Flußverlaufs an Fahrt verliert und in seitlich angelegte Flächen strömen kann, falls Hochwasser droht. Seit Anlage dieses System hat es – nach Aussagen der Führerin – kein Hochwasser mehr gegeben. Das Bewässerungssystem wird für die wirtschaftliche Blüte der Region verantwortlich gemacht und ist seit 2000 Weltkulturerbe. Absolut beeindruckend.

Mir kam nur auch der Gedanke, dass das Teil ja nun schon 2250 Jahre alt ist und anscheinend die Chinesen schon früher nach dem Motto think big! agiert haben. Vielleicht haben die auch deshalb keine Bedenken bei einem Projekt wie dem Drei-Schluchten-Stausee, weil einfach andere Massstäbe herrschen? Es gäbe so viel über dieses Land und diese Menschen zu lernen, aber leider bin ich nur so kurz hier.

Und weiter geht es zum Flughafen, nicht ohne vorher noch ein letztes Mal die Sichuan-Küche genießen zu dürfen. Der Restaurantbesuch wird mir jedoch aus anderen Gründen unvergesslich bleiben. Die lieben Kollegen waren ohne mich Richtung Flughafen aufgebrochen und so stand ich da alleine auf weiter Flur, der Sprache nicht mächtig und weit und breit niemand des Englischen kundig. Lost in Translation oder so.
Gott sei Dank haben die Kollegen meine Abwesenheit dann doch registriert und mich wieder eingesammelt. Sowas braucht aber kein Mensch wirklich.

Peking in Weiß

Der Flug nach Peking war im Vergleich dazu eher unspektakulär und nach einer freundlichen Begrüßung durch die Bezirksgewerkschaft von Peking gings ins Hotel. Leider ist die Freude durch einen überraschenden Wintereinbruch getrübt, denn der einsetzende Schneefall machte die Besichtigung der großen Mauer unmöglich. Schade, aber nicht zu ändern.
In der Hotelbar waren wir mal nicht die einzigen Europäer, sondern es waren Winzer und Weinhändler aus verschiedenen Anbaugebieten vertreten, die zu einer Weinmesse in Peking angereist waren. Putzig fand ich die slowenische Delegation, weil deren Weine ja nun in Europa nicht wirklich ein Bein auf den Boden bekommen, aber in Mannschaftsstärke den Chinesen ihre Tropfen andrehen wollen. Aber es gab auch Italiener aus der Emilia – Romagna, die es nicht mit Lambrusco, sondern mit Sangiovese versuchen wollten. Mir selber hat das Tsingtao – Bier ganz gut geschmeckt. Kein Wunder, da die Brauerei 1903 von deutschen Siedlern gegründet wurde.

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