58. Etappe: Espalion – Golinhac

Ich übernachte in einem Chalet, allerdings nicht in einem aus Stein, sondern in einer Hütte, gebaut in Leichtbauweise auf dem Campingplatz in Golinhac. Trotz des etwas großkotzig anmutenden Namens liebe ich diese Dinger, die anderswo schlicht Mobil-Homes heißen, obwohl sie nicht mobil sind oder gerade unter der Überschrift „Tiny Houses“ Karriere als Lösungen für alle möglichen Siedlungsprobleme gehypt werden. Es ist im Zielort und bei dem herrschenden Wetter die coolste Form ein Dach über den Kopf zu bekommen, ohne in einer dieser Massenunterkünfte einchecken zu müssen. Die ist allerdings auch auf dem Platz und die dort Untergebrachten werden gerade in der Campingplatzkneipe verköstigt, während ich demonstrativ an der Theke sitze. Und ich beglückwünsche mich nochmal zu meiner Entscheidung. Das sind definitiv nicht meine Leute.
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57. Etappe: St-Chely-d’Aubrac – Espalion

Heute geht es dann endgültig an die Ufer des Lot und damit ein paar Etagen tiefer als es auf den Hochebenen von Margeride und Aubrac ist. Wärmer könnte es damit auch mal wieder werden, weil ich nächtliche Temperaturen von acht Grad eines Juni für unwürdig halte. Mit dem Gedanken bin ich einigermaßen optimistisch los, auch wenn von vornherein die Regenmontur am Mann war. Zunächst führte der Weg zwar moderat bergauf, nur um danach stetig von 830hm auf 342hm berab zu gehen.
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56. Etappe: Nasbinals – St-Chely-d’Aubrac

Heut geht es Bergab. Rund 500Hm Richtung Tal der Lot. Das verspricht einige Fernsichten und interessante Blicke in die Tiefe. Vorher gehts in die Epicerie, die genauso Sonntagsmorgend aufhat, wie der Bäcker. Ich habe mich nämlich gegen das Petit Dejeuner im Hotel entschieden, weil mir dieses nur Süß schonmal auf den Keks geht. Also Obst gekauft, Jogurt und eine Scheibe gekochten Schinken, sowie einen Kräuterreibekuchen für mittags und beim Bäcker das mit Abstand beste Baguette des ganzen Frankreichsaufenthalts. Dann habe ich mir eine Bank gesucht, mich ausgebreitet und lecker gefrühstückt. Bis auf den Kaffee hat nichts gefehlt.
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55. Etappe: Aumont-Aurac – Nasbinals

In der Nacht hat es geregnet, folglich war das Zelt morgens noch nass. Aber die Sonne schien und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis es trocken ist. Und das war so der Punkt gewesen, wo ich gemerkt habe, daß es mit Gelassenheit und Geduld doch noch nicht so weit her ist. Was ist das langweilig. Da gibt es nämlich kein Campingplatzcafe wo man bei laufendem Fernsehen und stetem Kaffeenachschub gescheit warten kann. Es gibt nichts, außer auf dem geliehenen Stuhl zu hocken und zu warten, daß das Zelt trocknet. Und irgendwann ist es soweit und es kann endlich losgehen. Aber von einem gepackten Rucksack hatte ich immer noch keinen Kaffee. Der erste Boxenstopp war dann schon nach einem schlappen Kilometer beim örtlichen Bäcker, der mir mit einem Kaffee und einem Salamisandwich auf die Sprünge half.
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54. Etappe: St-Alban-sur-Limagnole – Aumont-Aurac

Heute heißt es Spazierengehen. Schlappe 14km und dann ist auch wieder gut. Mir kommt das gerade recht, weil mir der gestrige Zwischenspurt doch arg in den Knochen hängt. Die recht unterschiedlichen Etappenlängen hängen im Übrigen mit der regionalen Infrastruktur zusammen. Und manchmal gilt es eben 40km-Märsche zu vermeiden, weshalb dann schonmal so kurze Strecken herauskommen. Sei es drum. Zeit zu schlendern und zu gucken. Das Auge schweift über sattgrüne Wiesen mit Rindviechern und knallgelb blühendem Ginster, zwischendurch ragt Gestein und nackter Fels aus dem Boden der sanftgewellten Landschaft. Es ist das Aubrac. Das hab ich vorher auch noch nie gehört, ist aber schön hier.
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53. Etappe: Saugues – St-Alban-sur-Limagnole

Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich habe die heutigen 33km in 7,5h inkl. zwei 20-minütiger Pausen runtergerissen. Und nun hock ich hier und bin immer noch ein bisserl geflasht, weil das für jemanden, der die Ehrenurkunde bei den Bundesjugendspielen von einigen wohlmeinenden Oberstufenschülern quasi geschenkt bekommen hat, so schlecht nicht ist. Der im Wanderführer als geschäftig beschriebene Zielort ist enttäuschend ruhig, also sitze ich auf der Terasse der Dorfkneipe und schreibe vor mich hin.
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52. Etappe: St-Privat-d-Allier – Saugues

Ich weiß jetzt, wie sich Krankenschwestern auf Nachtwache fühlen. Mit drei französischen Rentnern und zwei schweizer Rentnerinnen das Zimmer teilen und bei jedem Atemaussetzer drauf hoffen, daß der oder die auch wieder anspringt, ist schon kraftraubend. Im übrigen genauso kraftraubend wie dem Schnarchen und Röcheln zuzuhören und das bei geschlossenem Fenster, weil eine der Damen drum gebeten hat. Es war eine grausame Nacht und ich habe mir geschworen, daß es nur noch zwei Alternativen gibt: Einzelzimmer oder Zelt. Basta.
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51. Etappe: LePuy en Verlay – St-Privat-d-Allier

Das es anders werden würde, habe ich gestern schon geahnt. Die Stadt war voll mit Rucksackleuten, die dem Interrailalter längst entwachsen waren und trotzdem was Aufgeregtes an sich hatten, das ich nicht ganz einordnen konnte. Ich war aber auch mit meinen Erledigungen beschäftigt. Die eingesammelten Devotionalien nach Hause schicken, einen neuen Stempelausweis organisieren und neues Duschzeug brauch ich auch, weil das Alte bei der gestrigen Waschorgie draufgegangen war. Als ich durch die Stadt hektike, fällt mir ein Schild auf: Monument national de Resistance et Maquis suivre blablabla. Ein Verkehrsschild, das die Richtung weißt. Man möge sich das in Deutschland vorstellen. „Nationale Gedenkstätte für die Edelweißpiraten, den kommunistischen und christlichen Widerstand und die paar Offiziere, die kurz vor Schluß noch nen Arsch in die Hose gekriegt haben, fährste am besten über A-Hausen und B-Dorf“ Irgendwie unvorstellbar. Also gegoogelt was das ist und wo das ist. Und tatsächlich gibt es am Mont Mouton eine nationale Gedenkstätte für die Restistance und den Maquis. Also hin zum Tourist Office und gefragt, wie weit das ist und ob da ein Bus fährt. Fährt nicht. Doof, aber die Damen waren sehr hilfsbereit und sagten die Hertzens seien um die Ecke. Ich bin dann um die Ecke und hab mir einen Kleinwagen für n paar Stunden geliehen, was nicht die Welt gekostet hat. Insgesamt komm ich eh immer mehr dahinter, daß man sich für den Preis eines Neuwagens ganz viele Jahreskarten und auch ganz oft einen Leihwagen leisten kann.
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50. Etappe: Vorey-sur-Arzon – Le Puy en Velay

Heute geht es nach Le Puy, diesem wichtigen Ort auf dem Weg nach Santiago. Er ist seit vielen 100 Jahren Sammelpunkt für die Pilger aus dem Osten, bevor sie sich nach St. Jean Pied de Port aufmachten, um von dort aus die Pyrenaen zu bezwingen. Also ein durchaus geeigneter Ort für einen Boxenstopp, den ich dort morgen auch einlegen werde. Wäsche waschen, Post erledigen und die Stadt anschauen. Das alles ohne 12 Kilo auf dem Buckel. Super. Aber vor das Vergnügen hat irgendwer eine fast achtstündige Wanderung gelegt. Der Depp. Oder auch nicht.
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49. Etappe: Retournac – Vorey-sur-Arzon

Heute gehts an der Loire entlang, die sich derzeit zu meinem französischen Lieblingsfluß mausert und der Gedanke mal mit dem Auto von der Quelle bis zur Mündung diesem Gewässer zu folgen und hie und da Rast zu machen, hat eindeutig was für sich. Rund 1000 Flußkilometer sind in etwa 10 Tagen zu machen, zwei Tage Anreise, zwei Tage Heimreise und fertig sind 14 Tage Erholung. Noch bin ich aber zu Fuß unterwegs und der Weg führt steil vom Ufer weg in die Berge. Das garantiert schöne Ausblicke, vor allem auch weil gutes Wetter ist und die Sonne scheint.
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